Die Leichtbauhalle in der Talwiese ist weg, das Thema Unterbringung von Flüchtlingen bleibt. Da Rielasingen-Worblingen nach dem Abbau der Halle mit ihrer Quote zur Anschlussunterbringung im Minus war und schnell eine Lösung gefunden werden musste, griff sie auf die Containerlösung zurück. Die beiden Containeranlagen auf dem ehemaligen Hupac-Gelände, eine gebrauchte und eine neue, wurden ab Mitte April geliefert, und jetzt sollen die ersten Flüchtlinge einziehen. 150 Bewohner finden hier Platz.
Doch vorerst sollen nur 65 Personen kommen, berichtet die Flüchtlingsbeauftragte Anja Marosits. 14 Personen ziehen in dieser Woche ein, im nächsten Monat weitere 16 Personen. Damit sei das Erdgeschoss voll. Im September würden weitere 26 Personen erwartet. Die Neuankömmlinge seien hauptsächlich Familien und 27 junge Männer.
Flüchtlinge aus 15 Ländern
Die Menschen stammten aus 15 unterschiedlichen Ländern, hauptsächlich aus der Ukraine und Afghanistan. Die Anlage ist auch für die Unterbringung von Obdachlosen gedacht, aus diesem Grund werde nach aktuellem Stand eine Familie untergebracht werden müssen, erklärt Marosits. Doch es sei auch möglich, dass die Familie zwischenzeitlich noch eine andere Unterkunft finde.
Betreut wird die Anlage von Seiten der Gemeinde von Lukas Uhler als Heimleiter, der Ansprechpartner vor Ort für alle Fragen der Unterbringung sein wird. Er werde tägliche Rundgänge in der Unterkunft machen und dreimal pro Woche eine offene Sprechstunde anbieten. Steffen Erb von der Awo übernimmt das Integrationsmanagement mit täglich festen Präsenzzeiten im eigenen Büro in der Anlage.
„Ich kümmere mich um die Alltagsproblematiken wie Behördengänge, Formulare ausfüllen oder Schuldenthemen“, erklärte Integrationsmanager Steffen Erb. „Die größte Herausforderung wird es, Angebote für Kinder zu machen“, sagte Marosits. Räume gebe es dafür bisher keine, geplant sei aber eine Spielecke im Aufenthaltsraum. Außerdem werde außen ein kleiner Spielplatz gebaut. Die Gemeinde hofft, dass sich der Helferkreis aus Ehrenamtlichen, die auch schon in der Notunterkunft Leichtbauhalle tätig waren, wieder für die Geflüchteten einbringt.
Kosten liegen bei 3 Millionen Euro
Die beiden Containeranlagen kosten die Gemeinde am Ende rund 3 Millionen Euro, berichtet Bürgermeister Ralf Baumert. Für die Containeranlagen gebe es aber eine Rückkaufoption, die 15 Jahre gelte. Der Anbieter ist in diesem Zeitraum bereit, die Container für den Restwert zurückzukaufen. Die Anlagen allein lagen bei rund 2 Millionen Euro, sie mussten aber wegen Brandschutzauflagen nachgerüstet werden. Auch die Außenanlage kostete extra.
Der umlaufende Laubengang, der angebaut werden müsse, um das obere Stockwerk branschutzsicher zu machen, liege allein bei 400.000 Euro. Bis dieser installiert sei, werde die Gemeinde laut Baumert nachts einen Sicherheitsdienst engagieren.

„Wir sind nicht glücklich mit dieser Lösung“, sagte Baumert beim Nachmittag der offenen Tür. Denn eigentlich hatte die Gemeinde mit dem Landkreis einen Neubau als Anschlussunterbringung und sozialen Wohnraum geplant und dafür 5 Millionen Euro im Haushalt eingestellt. Der Ausstieg des Landkreises ließen diese Pläne platzen. Das Geld wird jetzt größtenteils für die Containeranlage ausgegeben.
Gemeinderat wollte einen Neubau
Das ärgert auch die vier Fraktionen im Gemeinderat CDU, Freie Wähler, Grüne und SPD, nur nicht die AfD. Die Fraktionen haben einen offenen Brief an Landrat Zeno Danner geschrieben, den die Sprecher abwechselnd in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats vortrugen. Ziel der ursprünglichen Planung sei es gewesen, bezahlbaren Wohnraum in einem Neubau zu schaffen, dafür sei 2024 extra ein Projektausschuss gegründet worden.
Aufgrund rückläufiger Flüchtlingszahlen sei diese Planung von Seiten des Landkreises im Februar aufgegeben worden. Die Gemeinde habe dann unter erheblichem Zeitdruck eine Lösung finden müssen, denn der Kreis drängte darauf, dass die Quote erfüllt wird: Bereits bis Ende Juni sollten 150 Geflüchtete aufgenommen werden. Die Entscheidung für die Container erfolgte per Eilentscheid vom Bürgermeister.
„Kein Austausch auf Augenhöhe“
Dem Gemeinderat stinkt es gewaltig, dass die Entscheidung „ohne echten Austausch und ohne jede Möglichkeit, uns als gewählte Vertreter der Gemeinde einzubringen“ gefallen sei, wie Holger Reutemann (Freie Wähler) vorlas. Andere Lösungen hätte es sicher gegeben, zum Beispiel Geflüchtete in anderen Kommunen unterzubringen, bis der Neubau fertiggestellt gewesen sei.
Die nun geschaffene Unterbringung führe zur Konzentration vieler Menschen an einem Ort, wodurch ein Brennpunkt geschaffen werde, der mit der ursprünglichen Planung vermieden werden sollte. Gemeinden würden durch steigende Flüchtlingszahlen, Wohnraum- und Personalmangel zunehmend unter Druck geraten und es fehle die Unterstützung von Bund und Land. Die Gemeinderäte der vier Fraktionen fordern ein persönliches Gespräch mit dem Landratsamt und einen Austausch auf Augenhöhe. Dazu laden sie mit dem Brief ein und sind gespannt auf die Antwort.