Der japanische Pharmakonzern Takeda will nicht darauf warten, bis Singen an das Wasserstoffnetz angeschlossen wird. Das Unternehmen hat nach eineinhalb Jahren Bauzeit ein neues Biomasseheizwerk in Betrieb genommen und dafür 14,5 Millionen Euro am Standort Singen investiert. Das Projekt wurde vom Wirtschaftsbundesministerium unterstützt. Ziel des weltweit agierenden Unternehmens ist es, bis 2040 keine Treibhausgase mehr auszustoßen.

Das neue Heizwerk trage laut dem Unternehmen dazu bei, den CO₂-Ausstoß in Singen um bis zu 80 Prozent zu reduzieren und damit 80 Prozent des bisherigen Gasbedarfs einzusparen. „Es ist ein guter Schritt Richtung Klimaneutralität und ein Modell für die industrielle Wärmewende“, sagte Takeda-Standortleiter Dirk Oebels bei der offiziellen Einweihung des Heizwerks, das schon seit sechs Wochen in Betrieb ist.

In diesem Heizwerk wird aus der Biomasse Altholz Energie produziert. Takeda investierte 14,5 Millionen Euro.
In diesem Heizwerk wird aus der Biomasse Altholz Energie produziert. Takeda investierte 14,5 Millionen Euro. | Bild: Weiß, Jacqueline

Das Ziel heiße weltweit Netto Null, weil das Unternehmen die großen Auswirkungen des Klimawandels auf Umwelt und Gesellschaft sehe und dem entgegenwirken wolle, erklärte Ingeborg Borgheim, Sprecherin der Takeda-Geschäftsführung. Oberbürgermeister Bernd Häusler freute sich über die Investitionen in den Standort Singen. Bis 2028 werde Takeda als einer der größten Arbeitgeber der Stadt über 300 Millionen Euro investiert haben. Erst im Juli 2023 hatte der Konzern den zweiten Neubau für die Produktion des Dengue-Impfstoffs in Singen offiziell eröffnet. Der erste Neubau wurde bereits 2019 eingeweiht.

40 Tonnen Altholz pro Tag zum Befeuern

Das Heizwerk, das mit einem acht Megawatt-Dampfkessel ausgestattet ist, kann täglich mit bis zu 40 Tonnen Altholz befeuert werden, das aus dem Schwarzwald kommt. Damit lassen sich laut dem Unternehmen 7000 Tonnen CO₂ pro Jahr einsparen, was einem Jahresaufkommen von rund 800 Haushalten entspricht. Gebraucht wird die Energie für die Impfstoffproduktion, für die Takeda mittlerweile ein internationales Drehkreuz ist. Der Gefriertrocknungsprozess und die Lagerung bei minus 80 Grad sei sehr energieintensiv und brauche Versorgungssicherheit.

Blick vom Heizwerk auf die Festgesellschaft.
Blick vom Heizwerk auf die Festgesellschaft. | Bild: Weiß, Jacqueline

Chefingenieur Gordon Benndorf und Energiemanager Matthias Merk stellten in einem energiepolitischen Gespräch vor der Einweihung den Entscheidungsprozess für ein Biomasseheizwerk vor. Dabei sieht Takeda das Heizwerk nur als Übergang, bis das Unternehmen an ein Wasserstoffnetz angeschlossen werden kann. Die Investition von 14,5 Millionen Euro in das Projekt lohne sich aufgrund der Gaspreise trotzdem, erklärte Takeda-Standortleiter Dirk Oebels. Außerdem sei nicht klar, wann eine Anbindung an ein Wasserstoffnetz nach Singen komme. Deshalb gehe das Unternehmen von einer Laufzeit von mindestens zehn Jahren aus, erklärte Benndorf.

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Das Interesse von Takeda an Wasserstoff als Primärenergie sei groß. Das Unternehmen bringe sich deshalb in Studien ein und engagiere sich gemeinsam mit anderen Unternehmen und dem Standortmarketingverein Singen aktiv für einen Anschluss. „Ein Expertengremium befasst sich mit der Frage, wie eine Wasserstoffversorgung in der Region aussehen kann“, erklärte Benndorf.

Region muss den Schulterschluss üben

Oberbürgermeister Bernd Häusler erklärte, dass die Region beim Thema Wasserstoff den Schulterschluss üben müsse, damit die Autobahn nicht ein Feldweg werde. Er lobte den Schritt des Unternehmens, bis 2035 klimaneutral zu werden und dafür mit dem Biomasseheizwerk auch eine Zwischentechnologie zu nutzen. „Es ist auch für den Landkreis von größtem Interesse, dass wir Wasserstoff hier haben“, erklärte Landrat Zeno Danner. Unternehmen müssten den Anschluss einfordern. Es sei von großer Bedeutung, dass mit Takeda ein Unternehmen im Landkreis sei, das weltweit agiere und zentraler Akteur für die Energiewende sei.

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Wilfried Trah von Singen aktiv betonte, dass die Konzerne ohnehin die CO₂-Neutralität anstreben würden. Deshalb sei es wichtig, dieses Streben zu fördern und Bürokratie abzubauen. Es gebe in der Region eine starke Lobby für Wasserstoff, jetzt gelte es Fachwissen und Personen für die Technologie aufzubauen. Landtagsabgeordnete Saskia Frank (Grüne) bezeichnete das neue Heizwerk als Leuchtturmprojekt auf dem Weg zur Klimaneutralität. Hans-Peter Storz (SPD) ist der Meinung, dass die Energiewende nur gelingen kann, wenn Politik und Wirtschaft gemeinsam agieren. Ein zentraler Punkt ist für ihn auch der Ausbau der Netze.