Samstagvormittag in der Singener Innenstadt: Passanten schlendern durch die Fußgängerzonen, trotz neuer 3G-Regel für den Singener Einzelhandel, die neben Geimpften und Genesenen einen Einkauf auch mit Testnachweis erlaubt, herrscht in den Geschäften kein Andrang. Im Cano sieht es ähnlich aus: Auch wenn das Einkaufszentrum gut frequentiert sei, werde nicht mehr gekauft, stimmen die Geschäfts- und Filialleiter auf Nachfrage überein.

Tatjana Joos (rechts) kontrolliert bei Heikorn den QR-Code einer Kundin.
Tatjana Joos (rechts) kontrolliert bei Heikorn den QR-Code einer Kundin.

„Die Entscheidung des Verwaltungsgerichtshofs Baden-Württemberg ist ein Schritt in die richtige Richtung, aber der große Durchbruch ist es noch nicht“, sagt Hans Wöhrle, Inhaber zweier Geschäfte und Vorsitzender des Einzelhandelsverbands Singen. Am Eingang zu Heikorn kontrolliert Mitarbeiterin Tatjana Joos die Nachweise, viele Kunden zeigen beim Eintritt ihr Handy mit QR-Code und Personalausweis schon unaufgefordert vor. „Am Samstag nimmt sich so manch einer mehr Zeit und lässt einen Test machen. Die Leute freuen sich, wieder einkaufen zu können, aber das Ziel ist noch nicht erreicht“, sagt auch Inhaberin Bettina Kornmayer. Dem stimmt Werner Jäger von Betten Diehl zu, es kämen spürbar mehr Leute mit Test, aber rapide gestiegen sei die Zahl der Kunden nicht.

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Trotz reger Frequenz im Cano bringt die neue 3G-Regel nicht mehr Käufer in die Läden. „Die Verbraucher sind verunsichert, ob 2G oder 3G gilt und kaufen nur das, was sie wirklich brauchen“, sagt Reiner Wöhrstein als Inhaber von Foto-Wöhrstein im Cano. Er verstehe auch nicht, warum Kunden in seinem Fachgeschäft einen 3G Nachweis vorlegen müssen, wo vielleicht 50 Kunden einkaufen, im Laden nebenan aber 3000 Leute ungeprüft durchlaufen können, weil das Geschäft als Grundversorger gilt. „Wo ist da die Logik? Es muss ein Ende haben, sonst verliert der Handel seine Kundschaft“, befürchtet Wöhrstein.

Das sieht auch Hans Wöhrle so. Die ständigen Einschränkungen für Fachgeschäfte, wo sich weniger Menschen drängen als in Supermärkten, würden das Kaufinteresse ausbremsen. „Tests sind nur eine halbe Sache“, der Handel büße auch die Einschränkungen für die Gastronomie. Wöhrle plädiert für die bayerische Variante, wo der Verwaltungsgerichtshof die Zugangsbestimmungen im Handel komplett gekippt hat und man auch in Fachgeschäften keinen Impf- oder Testnachweis braucht.

Das Team in der Malteser Teststation in der August-Ruf-Straße hat gut zu tun: Annkathrin Stader (rechts) registriert, Krankenschwester ...
Das Team in der Malteser Teststation in der August-Ruf-Straße hat gut zu tun: Annkathrin Stader (rechts) registriert, Krankenschwester Natalie Golub führt die Tests durch.

Die Nachfrage nach Tests sei aber generell gestiegen, kann Annkathrin Stader von den Maltesern feststellen. Den Grund sieht sie im Hochschnellen der Infektionen und weil auch Geimpfte, wenn sie noch nicht geboostert sind, bei Veranstaltungen einen Test vorweisen müssen. Die Anzahl stieg auch am Samstag. Waren es vor der neuen Regel am Tag bis zu 120 Tests, wurden bis 14 Uhr in der Teststation in der August-Ruf-Straße 80 Schnelltests, darunter acht positiv, und 17 PCR-Tests durchgeführt. „Bis wir heute schließen, werden es doppelt so viel sein“, schätzte Annkathrin Stader.

Beim Testzentrum der Malteser stehen die Testwilligen am Samstag an oder warten auf ihr Testergebnis.
Beim Testzentrum der Malteser stehen die Testwilligen am Samstag an oder warten auf ihr Testergebnis.

Seit der 3G Regel kann Faisa Younes als Inhaberin der Hohentwiel Apotheke in der Schnelltest-Station in der Scheffelstraße keinen signifikanten Unterschied verbuchen. Vor Weihnachten seien es durchschnittlich 300 am Tag gewesen, seitdem pendle sich die Zahl bei 250 Tests ein. Die Anzahl bezieht auch die Station in der Gießereistraße auf dem Fondium-Gelände mit ein, von der viele aber gar nicht wüssten, so Younes. Dort würden nur 50 bis 60 Tests am Tag durchgeführt, obwohl Parkmöglichkeiten vorhanden wären. Geöffnet von 5.45 Uhr bis 16 Uhr biete die Station auch Schichtarbeitern die Möglichkeit, sich testen zu lassen.