Ruhig war es in letzter Zeit um das vergangenen Sommer heiß diskutierte ECE-Center geworden. Während im Hintergrund eifrig verhandelt wurde, wurde öffentlich wenig laut. Doch die nächste Etappe im Planungsverfahren für das Einkaufszentrum Cano Singen soll am Dienstag gestartet werden. "Seit Abschluss der frühzeitigen Beteiligung im Rahmen des Bebauungsplanverfahrens wurden die Pläne für das Vorhaben weiter verfeinert und detailliert", erklärt Singens Oberbürgermeister Bernd Häusler.
Die bislang nur im Entwurf vorgelegten Fachgutachten hätten nun zu Ende geführt und vor allem die Vertragsverhandlungen mit dem Investor so weit vorangetrieben werden können, dass der städtebauliche Vertrag mit Durchführungsvertrag und Kaufvertrag endlich unterschriftsreif vorliegt. Dem Gemeinderat soll das Vertragswerk nun in öffentlicher Sitzung am Dienstag, 9. Mai, ab 16 Uhr vorgelegt werden.
Stillschweigen zu Kaufpreisen
Über die wesentlichen Kaufpreise ist im Vorfeld Stillschweigen vereinbart. Sorgfältig sind Euro-Beträge im vorliegenden Durchführungsvertrag bislang geschwärzt. Einzig die Summe, die ECE für den Wegfall mehrerer Parkplätze an der Bahnhofstraße überweisen soll, ist bereits bekannt. 50 000 Euro werden dafür fällig.
Für den Verkauf der städtischen Grundstücke an den Hamburger Investor ECE hatte Singens Oberbürgermeister Bernd Häusler im vergangenen Jahr die Marke von zehn Millionen Euro genannt. Ob Summen zum Kaufvertrag in der öffentlichen Gemeinderatssitzung genannt werden, wird sich erst noch zeigen. Insgesamt 6622 Quadratmeter Grundstücke im Planbereich besitzt die Stadt, darunter neben dem Teilstück der Thurgauerstraße, das überbaut werden soll, auch das ehemalige Areal der Zollverwaltung, sowie ein ehemaliges Grundstück der Bahn.
Bereits bekannt werden im Vorfeld der Sitzung auch andere Umplanungen. Die Änderungen gegenüber der bislang debattierten Planung dürften aber eher auf Wohlwollen im Gremium treffen, hofft ECE-Projektdirektor Marcus Janko: "Es ist uns gelungen, das hintere Drittel des Café-Hanser-Grundstücks zu erwerben", bestätigt er gegenüber dem SÜDKURIER. Der Kauf habe einerseits beachtliche Chancen eröffnet, andererseits aber zu erheblichen und zeitfressenden Umplanungen geführt. Doch die seien jetzt abgeschlossen. Wesentlicher Pluspunkt aus Sicht des Investors: "Der Eingang rückt deutlich näher an die August-Ruf-Straße", so Janko.
Knapp 25 Meter verschiebt die neue Planung den schräg gestellten Eingangsbereich Richtung Westen. Die zusätzlichen Flächen würden aber keineswegs den genehmigten Verkaufsflächen zugeschanzt. Statt dessen soll die Mall gewinnen: Die Laufwege können so großzügiger geplant werden. Beifall fand dies bereits beim Gestaltungsbeirat, der die Planung aus fachlicher Sicht begleitet. "Die Änderungen bewahren die hohe, städtebauliche Qualität der Planung und steigern die Qualität der Mall", erklärt Beiratsmitglied Thomas Mügge von der Stadtverwaltung.
ECE-Projektdirektor Janko macht gegenüber dem SÜDKURIER im Vorfeld der Gemeinderatssitzung deutlich, dass auf die Cano-Verkaufsflächen genau geachtet werde, auch wenn die Summe der genehmigten Sortimente das Maximum von 16 000 Quadratmetern deutlich übersteige. Nicht jedes Sortiment werde komplett aufgebraucht.
Wie die Flächen verteilt werden, werde sich erst in der Zukunft zeigen. Bislang sei auch noch nicht abschließend geklärt, ob Lebensmitteldiscounter Norma in das neue Einkaufszentrum einziehen werde. "Es laufen Verhandlungen mit den Bestandsmietern", bestätigt Projektdirektor Janko. Im Verlauf des Raumordnungsverfahrens hat ECE, wie es in den Unterlagen des Regierungspräsidiums heißt, eine Erweiterung der Verkaufsflächenobergrenze für den Nahrungs- und Genussmittelbereich von zuvor 2200 Quadratmetern auf 2600 Quadratmetern beantragt.
Notwendig geworden sei dies, weil entgegen der ursprünglichen Planungsabsichten auch der bereits auf dem Projektareal vorhandene Lebensmittelmarkt in das geplante Cano integriert werden solle, wie Otto Mielke von der Abteilung Raumordnung im Regierungspräsidium festhält.
Gastronomie öffnet sich nach außen
Projekt-Direktor Marcus Janko ist zuversichtlich, dass das Bebauungsplanverfahren nun bald abgeschlossen werden kann. Nach Durchführung des Bürgerentscheids und Abschluss der frühzeitigen Beteiligung der Öffentlichkeit im vergangenen Jahr erwartet er von der nun noch anstehenden Offenlage keine gravierenden Einwände. Mit der Investition von rund 165 Millionen Euro sollen rund 85 Geschäfte im Einkaufszentrum Platz finden.
Die neue Einkaufswelt im Herzen von Singen will aber auch mit einem gastronomischen Konzept überzeugen. Bewusst wurde die Gastronomie so angeordnet, dass auch nach Ladenschluss Betrieb möglich ist. Die Gaststätten haben allesamt auch einen direkten Zugang zum öffentlichen Raum. Vorgesehen sei, so Georg Majstrak vom Stadtplanungsamt, die Hegaustraße als Treffpunkt mit Straßencafés zu etablieren. Entstehen soll ein Marktplatz direkt an Bahnhof und Fußgängerzone.
Streng begrenzte Sortimente
Das Regierungspräsidium Freiburg hat im Raumordnungsverfahren die Verkaufsfläche auf insgesamt 16 000 Quadratmeter zu begrenzen.
- Für Bekleidung sind 8500 Quadratmeter vorgesehen.
- Elektronik, Elektro und Foto bekommt 3000 Quadratmeter.
- Nahrungs- und Genussmittel: 2600 Quadratmeter vorgeschrieben.
- Drogerie- und Parfümeriewaren auf höchstens 2300 Quadratmetern.
- Für Schuhe und Lederwaren stehen 1500 Quadratmeter zur Verfügung.
- Sport- und Campingartikel auf 1400 Quadratmetern.
- Wohnaccessoires wie Keramik oder Heimtextilien: 1300 Quadratmeter
- Bücher, Zeitschriften, Büro- und Schreibwaren: 1200 Quadratmeter.
- Spielwaren können auf 500 Quadratmetern angeboten werden.
- Optiker können ihr Angebot auf 400 Quadratmetern anbieten.
- Uhren und Schmuck, oder Lampen auf je 300 Quadratmetern.