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Herr Ettwein, gerade haben Sie die Bühnenorganisation von drei Schauplätzen des Singener Stadtfests koordiniert. Wie war's?

Es war sehr, sehr anstrengend. Ich hatte dieses Jahr zum ersten Mal die Komplettleitung für das Bühnenmanagement und habe auf der b.free-Bühne, in der Scheffel-Lounge und auf der Heimatbühne die tontechnische Leitung übernommen. Das Programm war sehr anspruchsvoll, weil alles eng durchgetaktet war. Dem Veranstalter ist es sehr wichtig, dass die Bands am Freitag und Samstag pünktlich zu Spielen beginnen und das hat super geklappt, ich bin zufrieden.

Wie groß war die Anspannung im Vorfeld bei Ihnen?

Es ging eigentlich. Freitag und Sonntag waren eher ruhige Veranstaltungstage. Am Samstag kam dann noch die Eröffnung der Weltmeisterschaft im Mountainbike-Marathon mit einem größeren Umbau und einem anspruchsvollen Programm auf der Sparkassenbühne dazu. Da, muss ich sagen, war ich sehr nervös.

Das Publikum hat davon nichts bemerkt, was mit Sicherheit Ihrer guten Organisation geschuldet ist. Wie muss man sich als Laie die Arbeit im Vorfeld solcher Großveranstaltungen vorstellen?

Zunächst einmal hole ich die Technikanforderungen der Bands ein. Das heißt, die Musiker teilen mir mit, welche technischen Geräte sie für ihren Auftritt brauchen. Im Anschluss klären wir gemeinsam, was machbar ist. Dann beginne ich mit der Planung. Es ist also auch viel Büroarbeit dabei. Wenn der Plan steht, geht es an die Disposition des benötigten Materials und den Aufbau der Bühnen. Während des Auftritts bin ich vor Ort und koordiniere den zügigen Umbau. Wenn das Konzert oder die Show vorbei ist, geht es an den Rückbau der Technik für den nächsten Auftritt oder den Abbau.

Klingt, als wäre die Büro- und Planungsarbeit der deutlich größere Anteil in ihrem Arbeitsalltag?

Das kommt immer ganz auf die Veranstaltung an. Aber ja, die Koordinierungsaufgaben spielen eine wichtige Rolle. Beim Stadtfest war es zum Beispiel so, dass am Sonntag die b.free-Bühne in der Erzbergerstraße besonders schnell abgebaut werden musste, damit die Autos wieder fahren konnten. Aber ich mache das ja alles nicht ganz alleine. Mein Team unterstützt mich und kümmert sich an den Bühnen beispielsweise um den Ton und das Licht.

Wie viel Vorlaufzeit braucht man für die Organisation einer Großveranstaltung?

Das passiert alles sehr kurzfristig. Eine Woche vor dem Start des Stadtfestes war beispielsweise erst der Abgabeschluss für die Technikwünsche der Bands. Über das Wochenende haben wir geplant. Am Mittwoch hat der Aufbau der Bühnen begonnen. Das ist übrigens nicht nur beim Stadtfest so. Allgemein laufen die Vorbereitungen kurzfristig ab.

Ist das nicht riskant?

Nein. Die Veranstaltungsbranche ist eine spontane und schnell ändernde Branche. Es ist nicht selten, dass sich die Technikwünsche von einer Woche zur anderen komplett ändern und darauf muss man reagieren können. Wenn es dann kurz vor dem Auftritt doch noch irgendwelche Probleme gibt, muss spontan ein Plan B her. Den hat man natürlich nicht immer, aber wenn's gar nicht geht muss man das Programm ändern oder man lässt noch kurz Musik einspielen.

Was bereitet Ihnen im Vorfeld einer Veranstaltung die meisten Sorgen?

Ganz klar das Wetter. Das war letztes Jahr beim Stadtfest nicht sehr gut und wir mussten zusammen mit dem Veranstalter über einen möglichen Abbruch nachdenken. Die Sicherheit der Zuschauer steht an erster Stelle. Das Programm und die Pünktlichkeit der Leute bereiten mir auch immer Sorgen. Die technische Seite kann man gut planen, aber wenn einen die Band oder der Redner im Stich lässt, ist das unberechenbar. Zum Glück ist so etwas bisher noch nie passiert.

Was ist Ihnen lieber: Die Organisation einer kleinen oder einer größeren Veranstaltung?

Es kommt immer auf den Einzelfall an, aber eigentlich mag ich Großveranstaltungen lieber. Festivals über mehrere Showtage finde ich spannender, da man nicht nur mit dem Auf- und Abbau beschäftigt ist und man auch mal Zeit hat, bekannte Bands zu hören wie zum Beispiel auf dem Hohentwiel-Festival. Ich habe auch schon beim Donaumusikfestival in Pfohren, beim Sigmaringen Open-Air und beim SWR Familienfest in Ludwigsburg als Produktionsleiter mitgewirkt.

Was muss man Ihrer Meinung nach mitbringen, um diesen Beruf meistern zu können?

Viel Geduld. Aber auch viel Zeit, denn Arbeitszeiten von 8 Uhr bis 17 Uhr können Sie vergessen. Natürlich braucht man manchmal auch starke Nerven. Ganz wichtig ist es, ein tolles Team zu haben, das in diesem Job wie eine Familie ist und zusammen alle Aufgaben meistert. Für Familienmenschen ist dieser Job eher schwierig zu meistern. Gerade im Sommer, wenn Festival-Hochsaison ist, bleibt wenig Zeit.

Fragen: Viktoria Nitzsche

Zur Person

Florian Ettwein, 25, aus Immendingen, arbeitet seit vier Jahren hauptberuflich im Hintergrund von Großveranstaltungen. Ursprünglich gelernt hat der gebürtige Tuttlinger den Beruf des Elektrikers. Seit er 18 Jahre alt ist, hilft er bei Konzerten und Shows. Bei einer Event-Firma in Geisingen kümmert er sich um das Bühnen-Management und ist Projektleiter für die mobile Stromversorgung auf Veranstaltungen. Auf dem Stadtfest übernahm er dieses Jahr zum ersten Mal die Komplettleitung für drei Bühnen. (vni)