Gerade im Jubiläumsjahr läuft alles anders: Genau 50 Jahre nach der Rückkehr des Singener Hausbergs aus württembergischer Herrschaft zeigt der Fels am Hohentwiel Zerfallserscheinungen und das Hohentwielfestival musste umziehen. Auf dem Rathausplatz wurden die vier Konzerte veranstaltet und das große Burgfest gar auf nächstes Jahr verschoben. „Glücklicherweise sind wir bei den beteiligten Künstlern auf großes Verständnis gestoßen“, berichtet Roland Frank, Geschäftsführer des städtischen Eigenbetriebs Kultur und Tourismus Singen (KTS).
Vor allem die vielen Kleinkünstler, die zum Burgfest kommen sollten, müssten den Ausfall verschmerzen. „Dass wir sie für nächsten Jahr unter Vertrag nehmen konnten, hat die Gespräche vereinfacht“, so Frank. Zudem habe es sich bei der Absage um einen Fall höherer Gewalt gehandelt: „Ein Burgfest ohne Burg ist ja schlecht denkbar.“
Kreativität hätten einige beteiligte Vereine entwickelt: „Die Portugiesen wurden am Vereinsheim aktiv und haben dort Sardellen zubereitet“, berichtet Frank.

Weniger Verständnis gab es bei manch Besucher. „Es gibt durchaus Fans der Konzerte auf dem Hohentwiel„, räumt Frank ein. Der starke Bezug der Menschen im Hegau zum Hohentwiel sei artikuliert worden. Rückblickend betont er aber, dass die Notlösung trotz kurzfristiger Planung gut funktioniert habe. Eine Alternative habe es nicht gegeben, denn ein Sicherheitsrisiko wollte keiner der Beteiligten eingehen.
Besonders bedauerlich sei es für das Publikum der Mittelalterrockband In Extremo gewesen. „Das Konzert am Hohentwielfestival sollte ja ein Höhepunkt der Burgentour werden“, so Frank. Der Stimmung habe aber weder dies noch das Wetter Abbruch getan. „Das ist Musik, die ankommt“, erklärt auch Jan Obri, Pressesprecher vom Festival-Veranstalter Vaddi-Concerts zum Schlusspunkt des diesjährigen Hohentwielfestivals. Insgesamt zeigt sich auch Obri zufrieden.
In Extremo wertet er als Erfolg. Auslastungsmäßig enttäuschend sei Dream Theater gewesen. „Immerhin hatten sie ein Nummer-eins-Album“, so Obri. Das Konzert aber sei ein Hochgenuss gewesen. „Wir hatten zwei wirklich gut verkaufte Konzerte“, sagt er. Der Abend mit Wincent Weiss lag weit über den Erwartungen und hier habe die Verlegung auf den Rathausplatz sogar zusätzliche Ticketverkäufe ermöglicht.

Dies wolle man aber nicht zum Anlass nehmen, künftig auf die Karlsbastion zu verzichten, oder gar parallel zum Hohentwielfestival ein zweites Sommerkonzertprogramm anzubieten. „Die Versuche vor einigen Jahren haben gezeigt, dass man sich nicht sein eigenes Fest torpedieren sollte“, erklärt Roland Frank. Ziel sei, sich ganz auf den Berg zu konzentrieren. „Es zeigt sich gerade in diesem Jahr deutlich, wie wichtig das Fest für die Singener ist.“
Groß ist die Zuversicht, dass nächstes Jahr die Burg wieder bespielbar sein wird. „Klar, der Aufwand ist groß, aber das Ambiente einmalig“, so Jan Obri von Vaddi-Concerts. Auch über das nächste Jahr hinaus, wenn die aktuellen Verträge auslaufen, wolle der Freiburger Veranstalter die Festivalkonzerte organisieren. „Wir werden gemeinsam schauen, was man optimieren kann.“
Die Besucherzahlen
- Dream Theater: Rund 1000 Besucher verfolgten den Auftritt von Dream Theater in Singen. „Da hätten wir uns mehr erhofft“, bilanziert Jan Obri von Vaddi-Concerts.
- Wincent Weiss: Über 4200 Besucher waren bei Wincent Weiss auf dem Rathausplatz. „Das war quasi ausverkauft“, so Obri.
- James Morrison: Knapp 1300 Fans lockte James Morrison an. „Sein neues Album hat wohl nicht den großen Hit geschafft“, erklärt Obri.
- In Extremo: Etwa 2800 Freunde des Mittelalterrocks sind auf den Rathausplatz gekommen. Die Veranstalter werten es als tollen Erfolg. (bie)