Leicht ist der Jury die Entscheidung nicht gefallen. Schließlich hatten sich dieses Jahr 158 Projekte um den „innovatio“-Sozialpreis beworben, mit dem außergewöhnliche Projekte aus Kirche, Diakonie und Caritas ausgezeichnet werden.

Der mit 10 000 Euro dotierte Hautpreis ging diesmal an das Projekt „Lenkpause für Körper und Seele“ der Arbeitnehmerseelsorge im Erzbistum Freiburg und des Dekanats Hegau. Hinter der „Lenkpause“ steht der Gedanke, auf die in der Gesellschaft wenig beachtete Gruppe der Fernfahrer zuzugehen und ihnen eine Begegnung auf Augenhöhe anzubieten, und zwar dort, wo sie ihre Wochenenden verbringen: auf den Rastplätzen. Die Projektverantwortlichen der „Lenkpause“ konnten nun in einer Feierstunde im MAC 2 in Singen im Beisein von Schriftsteller Arnold Stadler ihre Auszeichnung entgegennehmen.

Den zweiten Platz belegte das Projekt „Ehrenamt für alle! Auf dem Weg zur inklusiven Freiwilligenagentur“ des Caritasverbandes im Landkreis Weilheim-Schongau. Dabei soll Menschen mit und ohne Behinderungen der gleichberechtigte Zugang zu einem Ehrenamt ermöglicht werden. Auf den dritten Platz schaffte es das Projekt „Interkulturelle Männerarbeit mit muslimischen Männern mit Familienverantwortung“ der evangelischen Kirche in Kassel. Der „innovatio“-Publikumspreis, der per Online-Voting ermittelt wurde, ging dieses Jahr an den Projektunterricht „Umgang mit Sterben, Tod und Trauer“ des Diakoniewerkes Westsachsen. Hier können sich Schülern der 9. und 10. Klasse in einem geschützten und betreuten Rahmen mit diesen schwierigen Themen auseinandersetzen.

Vesperkirche in der Lutherkirche gab den Impuls
Die Idee zum Projekt „Lenkpause“ kam laut Dekan Matthias Zimmermann im Rahmen des ökumenischen Netzwerkes „Kirche und Arbeitswelt“ auf. Den letzten Impuls gab die Vesperkirche in der Singener Lutherkirche. Ziel war es, sich mit den Fernfahrern einer Berufsgruppe zuzuwenden, die sonst nicht im Fokus der Öffentlichkeit steht. Sie arbeitet unter härtesten Bedingungen, erfährt kaum Wertschätzung und nimmt wenig am sozialen Leben teil.

Im April 2018 fand an der Raststätte Hegau-West die erste „Lenkpause„ statt. Die Raststätte mit der dortigen ökumenischen Autobahnkapelle Emmaus war prädestiniert für das Projekt. Dort erwarteten die Fernfahrer dann 50 Freiwillige, die sie mit Essen versorgten, Gottesdienst mit ihnen feierten, ihnen Unterstützung anboten und für Gespräche bereitstanden. Um möglichst viele Fernfahrer anzusprechen, wurden Shuttlebusse organisiert, die die LKW-Lenker von Parkplätzen zwischen der Schweizer Grenze und Geisingen nach Engen brachten. Im Oktober 2018 fand die zweite „Lenkpause“ statt. Insgesamt kam es zu Begegnungen mit rund 700 Fahrern.

Nächste „Lenkpause“ am 5. und am 6. Oktober
Für die Jury waren bei ihrer Entscheidung mehrere Gründen entscheidend. Zum einen handele es sich bei der Lenkpause um ein innovatives Projekt, das es bundesweit noch nirgends gab. Ebenfalls beeindruckte die Jury die große Anzahl an Freiwilligen aus den unterschiedlichsten Bereichen. So hätten hier sich nicht nur verschiedene Kirchengemeinden, sondern auch ökumenische Netzwerke, Gewerkschaften, Betriebsräte und Polizei zur gemeinsamen Sozialarbeit zusammengefunden. Im Hegau steht die nächste „Lenkpause“ kurz bevor: Am 5. und 6. Oktober stehen die Ehrenamtlichen wieder an der A 81 bereit.
Hintergrund
Seit 1998 fördern die Kirchen und die kirchliche Wohlfahrt mit dem „innovatio“-Sozialpreis Projekte mit Bezug auf aktuelle soziale Fragen. Der Preis, der mit insgesamt 30 000 Euro dotiert ist, wird alle zwei Jahre verliehen und wird gestiftet von den Versicherern im Raum der Kirchen (VRK) und gefördert durch das evangelische Magazin Chrismon. Schirmherren sind die Präsidenten des Caritasverbandes und der Diakonie Deutschland.