Sandra Baindl

Leicht ist der Jury die Entscheidung nicht gefallen. Schließlich hatten sich dieses Jahr 158 Projekte um den „innovatio“-Sozialpreis beworben, mit dem außergewöhnliche Projekte aus Kirche, Diakonie und Caritas ausgezeichnet werden.

Die Fernfahrer in ihrer Muttersprache anzusprechen ist der mit dem innovatio-Hauptpreis Aktion Lenkpause besonders wichtig.
Die Fernfahrer in ihrer Muttersprache anzusprechen ist der mit dem innovatio-Hauptpreis Aktion Lenkpause besonders wichtig. | Bild: Sandra Baindl

Der mit 10 000 Euro dotierte Hautpreis ging diesmal an das Projekt „Lenkpause für Körper und Seele“ der Arbeitnehmerseelsorge im Erzbistum Freiburg und des Dekanats Hegau. Hinter der „Lenkpause“ steht der Gedanke, auf die in der Gesellschaft wenig beachtete Gruppe der Fernfahrer zuzugehen und ihnen eine Begegnung auf Augenhöhe anzubieten, und zwar dort, wo sie ihre Wochenenden verbringen: auf den Rastplätzen. Die Projektverantwortlichen der „Lenkpause“ konnten nun in einer Feierstunde im MAC 2 in Singen im Beisein von Schriftsteller Arnold Stadler ihre Auszeichnung entgegennehmen.

Schriftsteller und Theologe Arnold Stadler zeigte sich im Rahmen der Preisverleihung beeindruckt vom Engagement der Ehrenamtlichen.
Schriftsteller und Theologe Arnold Stadler zeigte sich im Rahmen der Preisverleihung beeindruckt vom Engagement der Ehrenamtlichen. | Bild: Sandra Baindl

Den zweiten Platz belegte das Projekt „Ehrenamt für alle! Auf dem Weg zur inklusiven Freiwilligenagentur“ des Caritasverbandes im Landkreis Weilheim-Schongau. Dabei soll Menschen mit und ohne Behinderungen der gleichberechtigte Zugang zu einem Ehrenamt ermöglicht werden. Auf den dritten Platz schaffte es das Projekt „Interkulturelle Männerarbeit mit muslimischen Männern mit Familienverantwortung“ der evangelischen Kirche in Kassel. Der „innovatio“-Publikumspreis, der per Online-Voting ermittelt wurde, ging dieses Jahr an den Projektunterricht „Umgang mit Sterben, Tod und Trauer“ des Diakoniewerkes Westsachsen. Hier können sich Schülern der 9. und 10. Klasse in einem geschützten und betreuten Rahmen mit diesen schwierigen Themen auseinandersetzen.

Reinhard Stehle (li.) und Gianni Dato sorgten für den musikalischen Part bei der Verleihung des innovatio-Sozialpreises.
Reinhard Stehle (li.) und Gianni Dato sorgten für den musikalischen Part bei der Verleihung des innovatio-Sozialpreises. | Bild: Sandra Baindl

Vesperkirche in der Lutherkirche gab den Impuls

Die Idee zum Projekt „Lenkpause“ kam laut Dekan Matthias Zimmermann im Rahmen des ökumenischen Netzwerkes „Kirche und Arbeitswelt“ auf. Den letzten Impuls gab die Vesperkirche in der Singener Lutherkirche. Ziel war es, sich mit den Fernfahrern einer Berufsgruppe zuzuwenden, die sonst nicht im Fokus der Öffentlichkeit steht. Sie arbeitet unter härtesten Bedingungen, erfährt kaum Wertschätzung und nimmt wenig am sozialen Leben teil.

Die beiden Initiatoren Gianfranco Rizzuti (li.)und Dekan Matthias Zimmermann freuten sich über den mit 10.000 Euro dotierten ...
Die beiden Initiatoren Gianfranco Rizzuti (li.)und Dekan Matthias Zimmermann freuten sich über den mit 10.000 Euro dotierten innovatio-Hauptpreis. | Bild: Sandra Baindl

Im April 2018 fand an der Raststätte Hegau-West die erste „Lenkpause„ statt. Die Raststätte mit der dortigen ökumenischen Autobahnkapelle Emmaus war prädestiniert für das Projekt. Dort erwarteten die Fernfahrer dann 50 Freiwillige, die sie mit Essen versorgten, Gottesdienst mit ihnen feierten, ihnen Unterstützung anboten und für Gespräche bereitstanden. Um möglichst viele Fernfahrer anzusprechen, wurden Shuttlebusse organisiert, die die LKW-Lenker von Parkplätzen zwischen der Schweizer Grenze und Geisingen nach Engen brachten. Im Oktober 2018 fand die zweite „Lenkpause“ statt. Insgesamt kam es zu Begegnungen mit rund 700 Fahrern.

Der Vorstandsvorsitzende der Diakonie Oberkirchenrat Urs Keller wünscht sich, dass die ausgezeichnete Aktion Lenkpause bundesweit ...
Der Vorstandsvorsitzende der Diakonie Oberkirchenrat Urs Keller wünscht sich, dass die ausgezeichnete Aktion Lenkpause bundesweit Nachahmer findet. | Bild: Sandra Baindl

Nächste „Lenkpause“ am 5. und am 6. Oktober

Für die Jury waren bei ihrer Entscheidung mehrere Gründen entscheidend. Zum einen handele es sich bei der Lenkpause um ein innovatives Projekt, das es bundesweit noch nirgends gab. Ebenfalls beeindruckte die Jury die große Anzahl an Freiwilligen aus den unterschiedlichsten Bereichen. So hätten hier sich nicht nur verschiedene Kirchengemeinden, sondern auch ökumenische Netzwerke, Gewerkschaften, Betriebsräte und Polizei zur gemeinsamen Sozialarbeit zusammengefunden. Im Hegau steht die nächste „Lenkpause“ kurz bevor: Am 5. und 6. Oktober stehen die Ehrenamtlichen wieder an der A 81 bereit.