Für Singens Oberbürgermeister Bernd Häusler ist er schlicht "Singens Alu-Mann", für viele tausend Menschen im Hegau war er über 20 Jahre ihr Chef bei der Alusingen und bis zuletzt war er wichtiger Motor bei der Gründung der Singener Bürgerstiftung. Am 25. Mai feiert Ehrenbürger Dietrich H. Boesken seinen 90. Geburtstag. Von Ruhestand mag er bis heute nicht sprechen. Als Chef seiner Boesken GmbH ist er bis heute beruflich aktiv und es ist noch nicht einmal ein Jahr her, dass die IHK Hochrhein-Bodensee ihn für sein 70-jähriges berufliches Wirken ausgezeichnet hat. "So eine Ehrung hatten wir noch nie", gratulierte damals IHK-Präsident Thomas Conrady. Heute erinnert er an die große Bedeutung des Wirtschaftskapitäns alter Prägung für die Konjunktur im Kammerbezirk: "Über zwei Jahrzehnte war Dietrich H. Boesken als Präsident das Gesicht der regionalen Wirtschaft und der IHK Hochrhein-Bodensee. Er hat in dieser Zeit, im besten Sinne des Wortes, Wirtschaft gestaltet und der Kammer eine moderne und effiziente Struktur gegeben, von der sie immer noch profitiert. Persönlich schätze ich seinen Rat noch heute", so Conrady.
Doch nicht nur beruflich hat sich Boesken engagiert. Vielfach war er ehrenamtlich aktiv. Er war Präsident im Gesamtverband der Deutschen Aluminium-Industrie, Vizepräsident der Wirtschaftsvereinigung Metalle, sowie Präsident der IHK Hochrhein-Bodensee und Vizepräsident der Landes-IHK. Er gehörte dem Vorstand und dem Präsidialausschuss der Handelskammer Deutschland-Schweiz in Zürich an und brachte sich als Beiratsvorsitzender der Aluminium-Zentrale in Düsseldorf ein.
Zur Welt kam Boesken am 25. Mai 1927 im schlesischen Liegnitz. Nach Kriegsende nahm er ein Ingenieurstudium auf. Seine berufliche Laufbahn führte ihn nach seinem Studium zunächst als Konstruktionsingenieur in die Pkw-Entwicklung bei der Ingolstädter Auto Union. Weitere Stationen führten ihn zu Aral und Thyssen-Henschel. 1977 kam er nach Singen und schon damals erkannte seine Sekretärin Rita Meixner schnell: Er ist gekommen, um zu bleiben.
Bis 1992 wirkte er als Generaldirektor der Alusingen, bis 1993 war er Geschäftsführer der deutschen Alusuisse-Lonzagruppe. Seit 1994 ist er geschäftsführender Gesellschafter der Boesken GmbH. Seine Auszeichnungen alle aufzuzählen, ist umfangreich: Der Jubilar trägt zahlreiche Ehrentitel. Er ist unter anderem Ehrenpräsident der IHK und Ehrensenator der Universität Konstanz. Zum 75. Geburtstag verlieh ihm die Stadt Singen 2002 die Ehrenbürgerwürde. Zum 80. Geburtstag machte Boesken fünf Jahre später der Stadt ein Geschenk: Die Aluminium-Skulptur "Der Garant", die Bildhauer Harald M. Björnsgard für die Stadthalle geschaffen hat.
Bis heute wirkt Boesken visionär, auch wenn sein Traum von Singen als weltoffener Wirtschafts- und Universitätsstadt noch immer nicht gänzlich verwirklicht ist. Bereits vor über 15 Jahren forderte er die Schaffung eines Studienzweiges der Konstanzer Hochschule für Technik, Wirtschaft und Gestaltung (HTWG) in Singen. Bislang vergebens. Doch die Bedeutung der Hochschulen für die Wirtschaftsregion war ihm stets bewusst. Acht Jahre war er als Präsident der Universitätsgesellschaft Konstanz aktiv, wirkt bis heute als Ehrensenator und stiftet Jahr für Jahr den Dietrich-H.-Boesken-Preis für den besten Masterabschlus an der Uni Konstanz.
Dass man auch im hohen Alter noch Ziele haben kann, bewies Boesken einst im SÜDKURIER-Interview: Auf die Frage, was er mit 95 vorhabe, antwortete er gewohnt eloquent: "Das wäre der glücklichste Tag in meinem Leben. Mein Sohn würde pensioniert und ich wäre der Einzige in der Familie, der noch aktiv im Berufsleben steht." Der SÜDKURIER wünscht dabei viel Erfolg und viel Gesundheit für die Zukunft.