Verkehrsunfälle können verheerend sein und sie passieren oft. Im Hegau werden im Durchschnitt ungefähr alle 22 Stunden Menschen bei Unfällen verletzt oder getötet. Das hat eine Analyse der Zahlen des Unfallatlas des statistischen Bundesamts gezeigt, die der Südkurier exklusiv für seine Leser analysiert hat. Anhand unsere Grafiken zeigen wir, wie sich die Unfälle im Hegau entwickelt haben.

Wie haben sich die Unfallzahlen entwickelt?

In dem Datensatz sind alle Unfälle der Jahre 2016 bis 2019 mit Verletzten oder Toten verzeichnet. Blechschäden oder Unfälle ohne Schaden sind darin nicht aufgeführt. Die Zahlen für 2020 hat das Polizeipräsidium Konstanz vor kurzem veröffentlich: mit 398 Unfällen, bei denen Personen verletzt wurden oder gestorben sind, ist die Zahl im Vergleich zu den Vorjahren leicht gesunken. Ein Effekt der Pandemie und der Lockdowns? Tatjana Deggelmann, Sprecherin des Polizeipräsidiums Konstanz, sagt dazu: „Da die Unfallstatistik für das Jahr 2020 noch nicht komplett vorliegt, können wir hier auch bislang keine finalen Angaben zu den Auswirkungen der Corona-Krise machen.“ Es seien allerdings mehr Fahrradfahrer unterwegs gewesen, deshalb habe es 2020 mehr Fahrradunfälle gegeben als in den Vorjahren.

Doch nicht in allen Gemeinden des Hegau sind die Zahlen zurück gegangen. In Rielasingen-Worblingen gab es im vergangenen Jahr 45 Unfälle mit Verletzten, das sind deutlich mehr als im Vorjahr. In Hilzingen wurden 33 Mal Menschen bei Verkehrsunfällen verletzt, das ist mehr als doppelt so häufig wie 2019.

15 tödliche Unfälle seit 2016

Einen Rückgang im Hegau sieht man bei den tödlichen Verkehrsunfällen. Im vergangenen Jahr gab es zwei Unfälle, bei denen Menschen gestorben sind, einen in Engen und einen in Mühlhausen-Ehingen. Das sind weniger als in den Vorjahren. Seit 2016 gab es insgesamt 15 Verkehrsunfälle mit Todesopfern im Hegau.

Wo passieren die Unfälle?

In den Daten des Statistischen Bundesamts sind auch die genauen Orte der Unfälle vermerkt. Sie zeigen Orte im Hegau, an denen es immer wieder kracht. Zum Beispiel in Singen an der Kreuzung Haupt-/Bahnhofstraße. Dort kam es zwischen 2016 und 2019 zu 14 Unfällen mit Verletzten. Dieser und weitere Schwerpunkte sind in unserer Karte verzeichnet:

Die Polizei definiert Unfallschwerpunkte nach einer Formel und unterschiedet dabei zwischen Unfällen außerorts und innerorts. Die Berechnung richtet sich nach der Schwere der Unfälle. Danach gibt es laut dem Polizeipräsidium Konstanz im Hegau Unfallschwerpunkte nur im Singener Stadtgebiet, dort sind es elf verschiedene Orte.

Solche Schwerpunkte werden von einer Unfallkommission überprüft. „Als Maßnahmen können beispielsweise Gefahrzeichen aufgestellt oder Geschwindigkeitsbeschränkungen oder Überholverbote angeordnet werden“, sagt Deggelmann vom Polizeipräsidium Konstanz.

Wann passieren die meisten Unfälle?

Betrachtet man alle in der Statistik vermerkten Unfälle zwischen 2016 und 2019, dann sind die meisten Unfälle im Juli passiert. Trotz Eis, Schnee und früher Dämmerung werden in den Wintermonaten weniger Menschen bei einem Unfall verletzt als im Sommer. „Die erhöhte Unfallzahl in den Sommermonaten dürfte auf die erheblich höhere Anzahl an Verkehrsteilnehmern zurückzuführen sein. Der Anteil an Fahrrad-, Pedelec- und Motorradfahrer, die im Sommer unterwegs sind, machen einen großen Teil der Unfälle mit Personenschaden aus“, erklärt Deggelmann die Unterschiede zwischen den Jahreszeiten.

Die Unfalldaten spiegeln auch die über den Tag verteilten Verkehrsströme wieder. Während unter der Woche die meisten Unfälle während der Hauptverkehrszeiten in den Morgen- und Abendstunden passierten, krachte es am Wochenende erst ab der Mittagszeit.

Warum gibt es so viele Motorradunfälle?

Auffällig ist, dass Motorradfahrer oft zu den Verletzten und Toten gehören. Die Polizei ist sich dessen bewusst: „Der Hegau gilt weithin als bekanntes und beliebtes Motorradgebiet. Hier ist vor allem die L191 mit dem Hegaublick zu erwähnen. Doch nicht nur im Hegau sind Motorradfahrer die gefährdetsten Verkehrsteilnehmer, in ganz Baden-Württemberg gehört jeder vierte Verkehrstote dieser Gruppe an“, sagt Tatjana Deggelmann vom Polizeipräsidium Konstanz. Die Polizei versucht, mit einem Präventions-Plan für mehr Sicherheit zu sorgen und Motorradfahrer über die Gefahren aufzuklären.

Wie sollen Unfälle verhindert werden?

Die Polizei setzt zusätzlich auf Kontrollen, nicht nur bei Motorradfahrern. Denn Deggelmann weiß: „Zu den häufigsten Unfallursachen zählen neben Geschwindigkeitsverstößen auch Fehlverhalten in Bezug auf Abstand, Überholen, Verkehrstüchtigkeit (Alkohol und Drogen) oder Ablenkung durch Handynutzung. In diesen Bereich führt die Polizei zur Unfallbekämpfung entsprechende Überprüfungen durch.“