Nun also doch. Der Kaufhausriese Galeria Karstadt Kaufhof hat bereits etliche Krisen erlebt, doch die Niederlassung in Singen kam bislang immer ungeschoren davon. Die jetzige Rosskur zur Sanierung des Konzerns aber überlebt der Standort in der Singener Innenstadt nicht. Er zählt zu den 62 der bundesweit 172 Filialen, die geschlossen werden. Unmittelbar betroffen sind rund 100 Beschäftigte.
Bereits am Vormittag war die Zukunft der Kaufhauses ein Gesprächsthema, am Nachmittag standen die Kunden dann vor verschlossenen Türen. Doch zu diesem Zeitpunkt war zumindest in der Öffentlichkeit noch nicht klar, wie die Entscheidung der Konzernspitze beziehungsweise des Sanierungsbevollmächtigten ausfallen würde. Am Nachmittag teilte dann die Dienstleistungsgewerksachft Verdi mit, dass in Baden-Württemberg Filialen in Mannheim, Stuttgart/Bad Cannstatt, Göppingen, Leonberg und Singen geschlossen werden.
Noch vor wenigen Wochen herrschte im Hegau gute Hoffnung, dass Singen die Krise auch diesmal überstehen würde. Als einer der Garanten galt dabei die Nähe zur Schweiz mit einem entsprechenden Kundenpotenzial sowie die Entwicklung der Handelslandschaft in der Stadt. So entsteht in unmittelbarer Nachbarschaft zu Karstadt das Einkaufszentrum Cano, von dem man sich eine hohe Anziehungskraft für die Käuferströme in der Region und auf die Eidgenossen erhofft. Perspektivisch – so die Überlegungen – wäre dies auch dem Kaufhaus Karstadt zugute gekommen.

Die jetzige Entscheidung durchkreuzt damit zugleich den Ansatz für Marketings für die Innenstadt, bei der sich die Geschäfte nicht als Konkurrenz verstehen, sondern auf die Effekte eines gemeinschaftlichen Vorgehens setzen. Schützenhilfe für Karstadt im Vorfeld der jetzigen Entscheidung gab es unter anderem von der Cano-Managerin Carolin Faustmann.
Insbesondere in der Zeit nach dem Corona-Lockdown sei das Anspringen der Konjunktur wichtig und für diesen Zweck hätte sie nach der geplanten Eröffnung des Cano im Oktober das Karstadt-Kaufhaus gerne für das Singener Einkaufserlebnis an der Seite ihres Unternehmens gewusst.OB rechnet nicht mit Wunder
In einer Stellungnahme bezeichnet Oberbürgermeister Bernd Häusler die Schließung des Karstadt-Warenhauses als einen schwarzen Tag für die Stadt Singen. „Gerade mit Blick auf die Entwicklung unseres Einzelhandelstandortes ist für mich diese Entscheidung nicht nachvollziehbar“, so schreibt er in einer Stellungnahme.
Er schließt dabei nicht aus, dass die Baustellenzeit und der Corona-Lock-Down Auswirkungen auf den Umsatz von Karstadt gehabt haben. Nach seiner Kenntnis habe die Filiale aber immer noch schwarze Zahlen geschrieben. Außerdem sei bei der Entscheidung das Potenzial des Standorts nicht richtig gewürdigt worden, wobei er die zu erwartenden Kundenzahlen im Zuge der Innenstadtentwicklung anführt. Für die Korrektur der Entscheidung bietet Bernd Häusler ein Entgegenkommen des Vermieters sowie der Stadt an – doch damit rechnet er nicht wirklich, es wäre ein Wunder.