In der Wahrnehmung vieler Kunden ist das Warenhaus längst ein Dinosaurier. Konzepte mit einem solch allumfassenden Produktangebot sind für sie von gestern, das ist die bundesweite Entwicklung. Die Rolle von Karstadt in der Handelslandschaft schwindet seit Jahren – Corona ist dabei allenfalls ein Verstärker für den Niedergang. Denn was macht der Kunde von heute, wenn er sich eine Waschmaschine kauft? Er geht in einen Fachmarkt oder kauft gleich im Internet. Wer zwischen diesen beiden Polen überleben möchte, muss auf das Einkaufserlebnis eines Shopping-Centers im Stile des Cano setzen – möglichst in Abstimmung mit dem klassischen Einzelhandel.
Gleichwohl geht ein solch analytischer Blick an der Lebenswirklichkeit vieler Menschen vorbei. In Singen und dem Hegau hat Karstadt über Jahrzehnte eine wichtige Nahversorgungsfunktion übernommen, weil‘s hier auf engstem Raum und drei Etagen den Bindfaden neben der Bettwäsche, dem Schulheft und dem Kaffeeservice gab. Ganz abgesehen von der sozialen Funktion, die beispielsweise das Restaurant als Treffpunkt unter anderem für Rentner innehatte. Das alles wird fehlen.