Frische und Regionalität, so weit das Auge reicht. Der Singener Wochenmarkt besticht seit Jahrzehnten mit einer vielfältigen Auswahl an Gemüse, Obst, Back- und Wurstwaren. Doch in der jüngsten Vergangenheit wird es dem ein oder anderen Besucher des Wochenmarktes bereits aufgefallen sein: Zwei große Stände, an denen Gemüse verkauft wurde, sind aus dem Marktbild am Samstag verschwunden. Rennen dem Singener Wochenmarkt plötzlich die Beschicker weg?

Der SÜDKURIER hat bei Marcus Berger, der als Leiter des Ordnungsamtes auch für den Wochenmarkt zuständig ist, nachgefragt. Und der sagt: Es gebe noch keinen Grund zur Besorgnis. Einer der beiden Gemüsehändler erklärt außerdem, warum er aufgehört hat.

Zwei langjährige Beschicker sind weg

Laut Marcus Berger habe der Singener Wochenmarkt als beliebter Anlaufpunkt für die nähere Region zuletzt das altersbedingte Ausscheiden zweier langjähriger Beschicker des Marktes hinnehmen müssen. „Es handelte sich dabei um zwei Gemüsestände, die auch selbst produziertes Gemüse verkauft haben“, so Berger.

Marcus Berger, Leiter des Ordnungsamtes bei der Stadt Singen, mit dem großen Standplan des Singener Wochenmarktes.
Marcus Berger, Leiter des Ordnungsamtes bei der Stadt Singen, mit dem großen Standplan des Singener Wochenmarktes. | Bild: Matthias Güntert

Aber der Leiter des Ordnungsamtes macht im Gespräch auch deutlich: Dem Wochenmarkt rennen nicht die Beschicker weg. „Derzeit ist der Wochenmarkt mit Gemüse noch gut versorgt.“ Sowohl im Segment Bio-Gemüse als auch beim konventionellen Gemüse gebe es verschiedene Betreiber, die zum Teil auch selbst produzieren.

Ewald Wieland aus Moos ist einer der beiden Beschicker, die den Wochenmarkt vor Kurzem verlassen haben. Der Landwirt von der Höri ist 75 Jahre alt. „Irgendwann musste einfach mal Schluss sein“, nennt er einen der Gründe fürs Aufhören. Zusammen mit seiner Frau und seinem Sohn, der allerdings neben seinem eigenen Hauptberuf ohnehin nur beim Standverkauf geholfen habe, sei er seit vielen Jahren auf dem Singener Wochenmarkt gewesen.

Laut Wieland hätten viele Betreiber Schwierigkeiten Nachfolger zu finden. So sei es auch bei ihnen gewesen. Auch die Mitarbeitersuche sei immer schwieriger. Es sei nicht jedermanns Sache, frühmorgens aufzustehen. „Viele Jüngere wollen das nicht mehr“, so Wieland. Somit sei das größte Problem vieler Beschicker die nächste Generation.

An der Nachfrage hat es nicht gelegen

Ewald Wieland sei gerne nach Singen zum Verkaufen gekommen. „Dass wir jetzt aufhören, hängt nicht mit den Wochenmarktbesuchern oder einer sinkenden Nachfrage zusammen“, macht der Gemüsebauer von der Höri deutlich. Denn die Nachfrage in Singen sei die ganze Zeit über hoch gewesen. „Aber das Aus war einfach nicht mehr aufschiebbar“, so Wieland.

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Marcus Berger teilt die Einschätzung von Ewald Wieland. Auch er berichtet davon, dass die Suche nach neuen Beschickern seit Jahren immer schwieriger werde. „Viele hat die Corona-Krise schwer getroffen. Es gibt einige Betriebe, die die Krise nicht überlebt haben“, sagt er. Dies spiegle sich auch auf der Warteliste wider. War diese vor Jahren noch bestens gefüllt und ein Platz auf dem Singener Wochenmarkt heiß begehrt, hat sich dieser Umstand zwischenzeitlich ins Gegenteil gewandelt.

Die Warteliste ist leer gefegt

„Während bis zum Beginn der Corona-Pandemie bei uns noch eine Warteliste bestand, ist diese nunmehr vollständig geleert“, so Berger weiter. Zum einen, da mögliche Nachrücker mittlerweile auf anderen Märkten einen Platz bekommen hätten. Zum anderen aber auch, da Nachrücker nach der Pandemie mit wirtschaftlichen Problem zu kämpfen hätten und eine Bewerbung nicht aufrecht erhalten haben konnten. „Wenn heute ein Gemüsedirekterzeuger anruft, der hätte wirklich extrem gute Chancen“, betont Berger.

Laut Marcus Berger sei die Singener Problematik keine Seltenheit. „Auch andere Wochenmärkte haben mit den selben Schwierigkeiten zu kämpfen. Das Marktbild ist ein anderes“, sagt er.

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Und was passiert jetzt mit den freigewordenen Plätzen? Da es derzeit keine neuen Bewerber gebe, die Warteliste quasi leer gefegt sei, würden die freien Plätze auch nicht mit neuen Beschickern belegt werden. Dafür seien die nun freigewordenen Plätze – direkt neben der Bäckerei Schoch und neben dem Aufgang von der Parkgarage – durch Verschiebungen auf dem Markt gefüllt worden. „Es hat sich bei beiden Ständen um große Stände gehandelt an sehr exponierter Stelle. Wir wollten, dass die Lücke nicht so sehr sichtbar ist“, sagt Berger.

Die Stadt kann keine Beschicker herzaubern

Die Abteilung Sicherheit und Ordnung als Organisatorin des Marktes sei laut Marcus Berger zusammen mit der Wirtschaftsförderung aktiv auf der Suche, um über neue Möglichkeiten und Konzepte zur Gewinnung von Marktbeschickern zu sprechen. „Dieser Prozess läuft derzeit, hat aber noch keine konkreten Ergebnisse hervorgebracht. Weiterhin wollen wir auf Wochenmärkten, die nicht samstags stattfinden, Erkundigungen einholen, welche Beschicker dort Gemüse verkaufen und ob diese Interesse an einem weiteren Markt haben“, sagt Berger.

Aber er betont auch: „Der Singener Wochenmarkt ist und bleibt ein Magnet. Wir haben genug Angebote, wir können beim derzeitigen Markt nicht sagen, dass etwas fehlt.“