Die grüne Wiese voller Gänseblümchen als Fußbodenbelag im Eingangsbereich wirkt täuschend echt: Beim Betreten der Kindestagespflege Lebenswerk im Industriegebiet scheint sich eine andere Welt zu öffnen. Nicole Eckstein als Betreiberin der Betreuungseinrichtung in Gottmadingen hat nach langer Suche geeignete Räume in der Rudolf-Diesel-Straße gefunden und gestaltet. Seit Mitte April werden 18 Kinder in zwei Gruppen betreut. Mit einem Sommerfest feierten Eltern, Kinder, Tagesmütter und ein Tagesvater die neue Einrichtung für Kindestagespflege in Singen. Solche Angebote soll es in Singen verstärkt geben, um die angespannte Betreuungslage zu verbessern.

In diesen Räumen im Singener Industriegebiet (Rudolf-Diesel-Straße Ecke Georg-Fischer-Straße), ist die neue Kita mit zwei Gruppen und 18 ...
In diesen Räumen im Singener Industriegebiet (Rudolf-Diesel-Straße Ecke Georg-Fischer-Straße), ist die neue Kita mit zwei Gruppen und 18 Plätzen untergebracht. (Archivbild) | Bild: Freißmann, Stephan

Nicole Eckstein hatte viele Jahre als Erzieherin gearbeitet und war Mutter einer vierjährigen Tochter, als sie sich 2019 mit einer Kindertagespflege in ihren eigenen Räumen in Riedheim selbständig machte, um Beruf und Familie besser zu vereinen. „Das war die beste Idee, die ich bisher hatte, das ist mein Lebenswerk“, sagt Eckstein.

Von Anfang an habe Nachfrage bestanden, und so gründete sie die Kindertagespflege Lebenswerk. Als männliche Bezugsperson stieg auch ihr Mann als Tagesvater mit ein. „Wir leben hier wie zuhause in einer großen Familie“, sagt Eckstein und dankt dem Vermieter, der die Räume zur Verfügung stellte und sich an den Umbaukosten beteiligte. Ihr Dank gilt auch der Stadt Singen, ohne deren Beteiligung an der Miete und 2 Euro pro Kind und Stunde für Singener Kinder die Umsetzung nicht möglich gewesen wäre. Wegen der großen Nachfrage seien auch weitere Standorte in Singen angedacht.

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Der Vorteil einer Tagespflege sei die individuelle Betreuung, sagt Christian Brüstle, Vater von zwei Kindern: „Hier werden fünf Kinder von einer Erzieherin betreut, das ist das Beste, was man einem Kind bieten kann.“ Auch Leonie Braun, Abteilungsleiterin Kindertagesbetreuung der Stadt Singen, weiß um die Vorteile von Tagespflegen. „In der Kindertagespflege werden die Kinder in kleineren Gruppen betreut – bis zu neun Kinder gleichzeitig“, sagt sie. Die Betreuungszeiten seien in der Regel flexibel und individuell zu wählen. Die Erziehung und Bildung finde in familienähnlichen Strukturen statt.

Eltern loben die Flexibilität

Auch Katharina und Michael Woll nutzen das neue Angebot im Singener Süden. Sie schätzen vor allem die Öffnungszeiten bis zu zwölf Stunden. Beide haben lange Arbeitstage und können die Betreuungszeiten ihrer zwei Kinder flexibel planen. Für die heute fünfjährige Tochter von Tomas Miseviciu wurde die Tagespflege Lebenswerk schon zu einem zweiten Zuhause. Weil sie keinen Kita-Platz bekommen hat, ging sie schon in die Riedheimer Gruppe.

Stadt setzt auf weitere Nachahmer

Laut Leonie Braun habe der Singener Gemeinderat eine Förderrichtlinie für die Kindertagespflege in Singen beschlossen. Diese Förderrichtlinie unterstütze die Kindertagespflege-Personen, damit sie mit ihrem Angebot finanziell ein Auskommen hätten. „Es werden sowohl die Kindertagespflege in anderen Räumen als auch die Kindertagespflege in der Wohnung der Kindertagespflege-Person gefördert“, sagt Braun. Durch diese Förderung solle auch der Anreiz für Kindertagespflegepersonen geschaffen werden, in Singen Betreuungsplätze für Singener Kinder anzubieten.

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Hierzu sei die Stadt in enger Kooperation mit dem Tagesmütterverein zu jeder Zeit auf der Suche nach Objekten, in denen Kindertagespflege in anderen geeigneten Räumen angeboten werden könne, und nach Personen, die sich zur Kindertagespflegeperson qualifizieren und zukünftig Betreuungsplätze in Singen anbieten möchten, schildert Leonie Braun.

„Es werden sowohl die Kindertagespflege in anderen Räumen als auch die Kindertagespflege in der Wohnung der ...
„Es werden sowohl die Kindertagespflege in anderen Räumen als auch die Kindertagespflege in der Wohnung der Kindertagespflege-Person gefördert.“ Leonie Braun, Abteilungsleiterin Kindertagespflege Singen. | Bild: Kirsten Astor

Weitere Projekte sind in der Planung

Aktuell hätten zudem die Planungen für ein Objekt in der Nordstadt begonnen, für das noch erfahrene Menschen gesucht würden, die dort in der Kindertagespflege in anderen Räumen ein Angebot machen wollten. „Ein weiteres Objekt steht ebenfalls zur Verfügung, um eine bestehende Kindertagespflege in anderen geeigneten Räumen auszuweiten“, so Braun weiter. Zudem baue eine Kindertagespflege-Person in Schlatt aktuell, um dort ab Ende des Jahres neue Betreuungsplätze anzubieten. „Der Tagesmütterverein veranstaltet regelmäßig Informationsveranstaltungen für interessierte Personen, die sich zur Tagespflegeperson qualifizieren möchten“, sagt Braun einladend.