Charlie Beierer

Tauchanzug an, Pressluftflaschen auf den Rücken, Haube drüber. Taucherbrille sitzt, Flossen auch. Gleich geht es in die kalten, dunklen Tiefen des Bodensees. Für die meisten, die nur die Oberfläche des Sees kennen, hört sich dies nach einer unheimlichen Vorstellung an. Für die Taucherinnen und Taucher des Tauch-Clubs Singen ist das jedoch Hobby und Leidenschaft. Das zeigt sich in den Gesichtern der Frauen und Männer in den Ganzkörperanzügen: Alle strahlen vor Vorfreude.

Ein Sport zwischen Meditation und Nervenkitzel

Die Stimmung ist gut an diesem Abend in Konstanz-Wallhausen. Es wird viel gelacht und geredet, über die jüngsten Unterwasserexpeditionen, über die Ausrüstung, über Tauch-Themen eben. Doch das Fachsimpeln wird gleich ein Ende haben, denn im tiefen Schwabenmeer ist es still.

Es scheint gerade die Lautlosigkeit zu sein, die viele Menschen in die Unterwasserwelt zieht. „Ich liebe diese Ruhe, das ist wie Meditation“, schwärmt Holger von Both. Hin und wieder sucht von Both beim Tauchen aber auch den Nervenkitzel. Regelmäßig erkunde er die enge Aachhöhle und mache dort Vermessungen.

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Heute steht aber ein vergleichsweise entspannter Tauchgang in der Wallhauser Bucht an. „Hier gibt es eine schöne Steilwand, die geht knapp 80 Meter in die Tiefe“, erklärt Holger von Both, der mit seinem hellroten Tauchanzug farblich heraussticht.

Pressluftflaschen werden im Wasser viel leichter

Auch die restlichen Taucher in den klassisch mattschwarzen Tauchanzügen machen sich startklar. Medienwart des Tauchclubs Nicolai Bestek muss noch seine Pressluftflaschen auf den Rücken spannen. „Fast 40 Kilo wiegen die beiden Flaschen zusammen“, sagt Bestek. Ganz schön schwer. „Im Wasser fühlt sich das aber viel leichter an“, ergänzt er.

Alles in Ordnung: Per Handzeichen wird das O.K. zum Abtauchen gegeben
Alles in Ordnung: Per Handzeichen wird das O.K. zum Abtauchen gegeben | Bild: Charlie Beierer

Nach einem letzten Sicherheitscheck geht es aber auch für ihn runter ins Wasser. Dort warten die Mittaucher, die bereits die Tauchgruppen-Aufteilung besprechen. Die Entscheidung fällt schnell: Eine Dreiergruppe und eine Fünfergruppe sollen es werden. „Beim Tauchen wünscht man sich nicht viel Glück, sondern gut Luft“, erwähnt Nicolai Bestek noch, bevor es unter Wasser geht und nur noch kleine Blasen aufsteigen.

Abgetaucht.
Abgetaucht. | Bild: Charlie Beierer

Tauchen ist 90 Prozent Kopfsache

Trotz aller Schwerelosigkeit im Wasser: Tauchen stellt eine enorme körperliche Belastung dar, oder? Laut Christian Sutter wird man bei Tauchgängen vor allem geistig gefordert. „Tauchen ist 90 Prozent Kopfsache“, erklärt Sutter. Und psychische Stärke komme mit der Erfahrung. „Deswegen sollte ein unerfahrener Taucher immer mit einem erfahrenen Taucher unter Wasser gehen“, ergänzt Ausbildungsleiter Sutter.

Generell kommt ein Taucher selten allein. Immer wieder ist die Rede vom Buddy, was im Fachjargon so viel bedeutet wie Tauchpartner. „Wir tauchen eigentlich immer mindestens zu zweit“, sagt Nicolai Bestek.

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Ausbildungsstätte und Netzwerk

Der 1961 gegründete Tauch-Club Singen sei für die am Tauchgang anwesenden Frauen und Männer vor allem eines: Ein wichtiges Netzwerk für ein zeitaufwendiges, komplexes und nicht ganz günstiges Hobby. „Der Tauch-Club Singen bietet eine Infrastruktur, die ich so noch nirgendwo anders gesehen habe“, erzählt Holger von Both. Und tatsächlich: Singen hat mit 140 Mitgliedern den größten Tauchverein in der Bodenseeregion.

Auch besonders sei die Ausstattung des Vereines. Als einer von wenigen in der Region besitze der Tauch-Club Singen eine eigene Kompressoranlage. „Hier können die Vereinsmitglieder ihre Pressluftflaschen selbstständig auffüllen“, erklärt der Vereinsvorsitzende Thomas Maciejewski. Das kürzlich renovierte Vereinsheim in Überlingen am Ried verfüge darüber hinaus über einen Unterrichtsraum, in dem Theorieausbildungen und Prüfungen für angehende Taucher abgehalten werden.

Der Tauch-Club Singen ist der größte Tauchverein am Bodensee – auch wenn die Mitglieder immer extra zum See fahren müssen. Obere ...
Der Tauch-Club Singen ist der größte Tauchverein am Bodensee – auch wenn die Mitglieder immer extra zum See fahren müssen. Obere Reihe von links: Thorsten Sonntag, Mathias Hug, Cebrail Özgurt, Ines Mattes. Mittlere Reihe von links: Nicolai Bestek, Holger von Both, Thomas Maciejewski, Taara Özgurt, Fabian Sutter, Ralf Haas, Marlon Mattes, Christian Sutter, Marco Seiffert. Hinter dem Wappen: Sema Özgurt und Samuel Sutter. | Bild: Charlie Beierer

Auch wenn das Clubheim ein gutes Stück vom Bodensee entfernt ist, halte dies die Taucher nicht davon ab, Tauchplätze am ganzen See aufzusuchen.

Die Tauchausbildung

Nach einer tauchmedizinischen Untersuchung bei einem Facharzt könne beim Tauch-Club jeder ab dem Alter von 14 Jahren eine Tauchausbildung anfangen. Nach einer durchschnittlich zwei- bis dreimonatigen praktischen und theoretischen Ausbildung kann die Prüfung für den vollwertigen Tauchschein abgelegt werden.

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Nach bestandener Prüfung darf man mit dem erworbenen Tauchschein darf man überall auf der Welt tauchen. Die maximal erlaubte Tauchtiefe sei von Land zu Land unterschiedlich. Kinder ab acht Jahren hätten auch die Möglichkeit, einen Junior-Tauchschein zu machen.

Die Tauchausrüstung

Beim Tauchgang in Wallhausen tragen die meisten Taucher einen sogenannten Trockenanzug. „Dieser Anzug ist für kalte und warme Wassertemperaturen geeignet, da er trocken hält“, erklärt Holger von Both. Einer der jüngeren Taucher trug einen Nassanzug. Dieser sei wasserdurchlässig und solle demnach nur bei warmen Wassertemperaturen getragen werden.

Ein Tauchcomputer gibt Auskunft über Tauchtiefe und den im Körper gelösten Stickstoff, um Dekompressionsunfälle zu vermeiden. Zudem ...
Ein Tauchcomputer gibt Auskunft über Tauchtiefe und den im Körper gelösten Stickstoff, um Dekompressionsunfälle zu vermeiden. Zudem berechnet er, wie viel Zeit noch für einen sicheren Tauchgang bleibt. | Bild: Charlie Beierer

„Der Preis für eine Bodensee-taugliche Trockentauchausrüstung kann durchaus 5000 Euro oder mehr betragen“, erklärt Thomas Maciejewski. Jedoch gehe es auch deutlich günstiger: Nassanzüge, die in wärmeren Gewässern getragen werden können, seien schon ab knapp 200 Euro erhältlich. Neben dem Anzug gehören unter anderem auch Maske, Schnorchel, Flossen, Pressluftflasche und Tauchcomputer zu den wesentlichen Bestandteilen der Taucher-Ausstattung.