Wenn am Mittwochabend um 17.30 Uhr in verschiedenen sozialen Einrichtungen in Singen und dem Hegau die Lichter ausgehen, dann handelt es sich nicht um einen Stromausfall. Vielmehr wollen die sozialen und öffentlichen Einrichtungen mit der Aktion „#LichtAus“ auf einen kritischen Umstand aufmerksam machen. Denn die Sozialverbände Baden-Württembergs warnen vor massiven Kürzungen von 25 Prozent im Sozialbereich, die der geplante Bundeshaushalt 2024 mit sich bringen könnte, wenn er im Dezember vom Bundestag genehmigt wird. Wie die Liga der freien Wohlfahrtspflege in Baden-Württemberg in einer Presseinformation mitteilt, fürchten die Einrichtungen die Auswirkung der massiven sozialen Kürzungen des Bundes. Und das betrifft auch Einrichtungen in Singen, dem Hegau und in Radolfzell.

Licht aus für 25 Sekunden

Laut der Pressemitteilung findet am Donnerstag, 16. November, eine letzte Beratung im Haushaltsausschuss des Bundestages und dann die Verabschiedung statt. Deshalb plant die Liga der freien Wohlfahrtspflege am heutigen Mittwoch, 8. November, eine landesweite Aktion: Um 17.30 Uhr gehen auch in Einrichtungen des Paritätischen Regionalverbunds Bodensee-Oberschwaben für 25 Sekunden die Lichter aus – eine Sekunde für jedes geplante Prozent Einsparung im Bundeshaushalt.

Lars Kiefer, Leiter der Fachstelle Sucht: „Wir sind (noch) da, um vor Ort zu helfen! Wenn aber die Finanzierung wegbricht, sind ...
Lars Kiefer, Leiter der Fachstelle Sucht: „Wir sind (noch) da, um vor Ort zu helfen! Wenn aber die Finanzierung wegbricht, sind als erstes die niederschwelligen präventiven Angebote gefährdet.“ | Bild: Matthias Güntert

Auch in Singen geht dann das Licht bei der Suchtberatung aus: „Suchtberatung vor Ort ist unverzichtbar, weil wir die Lobby für psychisch kranke Menschen mit Abhängigkeitserkrankungen sind. Wir finden sie in der Mitte unserer Gesellschaft, auch wenn viele sie an den Rand drängen“, sagt Lars Kiefer, Leiter der Fachstelle Sucht mit Sitz in Singen, laut der Pressemitteilung. Ziel sei es, der Stigmatisierung von Menschen mit problematischem Substanzkonsum auf allen Ebenen entgegenzutreten.

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„Wir sind (noch) da, um vor Ort zu helfen. Wenn aber die Finanzierung wegbricht, sind als erstes die niederschwelligen präventiven Angebote gefährdet“, fürchtet Kiefer. Vor der anstehenden gesetzlichen Cannabis-Deregulierung sei dies besonders bedauerlich, da man dann potenzielle Erstkonsumenten, hauptsächlich Jugendliche im Alter von 13 bis 17 Jahren, nicht mehr ausreichend aufklären und beraten könne, so Kiefer.

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Auch Viktoria Hofmann, Leiterin des Wohlfahrtswerks für Baden-Württemberg in Radolfzell, blickt laut der Mitteilung mit großer Sorge auf die angekündigten Kürzungen: „Wir vermitteln FSJ- und BFD-Stellen in der Region Bodensee-Oberschwaben. Durch die Kürzungen sind Plätze in Einrichtungen in Gefahr.“ Für die Träger würden die Kürzungen bedeuten, dass die Qualität der pädagogischen Begleitung leiden würde. Konkret bedeute es Tages- statt Übernachtungsseminare, eine Reduzierung des Angebots, eher digitale Angebote als Präsenztreffen, Wegfall von besonderen Projekten oder Exkursionen oder keine externe Dozenten mehr. „Es findet weniger Begegnung statt“, wird Hofmann zitiert. Daher wollen sie und andere Beteiligte ein Zeichen setzen, wie es nach ihrer Einschätzung ohne Wohlfahrtsverbände aussehen würde – dunkel.