Es war eine Zitterpartie bis tief in die Nacht – und für zwei der Kandidaten, die bei der Landtagswahl im Wahlkreis Singen/Stockach angetreten sind, endete sie mit einem Zweitmandat im Stuttgarter Landtag. Hans-Peter Storz (SPD) und Bernhard Eisenhut (AfD) werden auf diesem Weg ins Landesparlament einziehen, wie das Statistische Landesamt in der Nacht zum Montag gegen 1 Uhr veröffentlichte. Dorothea Wehinger (Grüne) hat ihr Erstmandat verteidigt, was schon viel früher am Sonntagabend feststand. Damit sendet der Hegau-Wahlkreis in den nächsten fünf Jahren drei Abgeordnete in den Landtag. Im Nachbarwahlkreis Konstanz/Radolfzell wurde kein Zweitmandat vergeben, Nese Erikli (Grüne), die ihr Erstmandat mit 42,1 Prozent verteidigte, vertritt die Bürger dort allein.
Am Tag danach ist die Freude bei Hans-Peter Storz groß: „Ich bin immer noch im Ausnahmemodus und kann es kaum glauben.“ Er freue sich riesig über das Vertrauen der Wähler. Am Sonntagabend sei er bis zur Bekanntgabe der Zweitmandate aufgeblieben, gegen 1 Uhr habe dann der Sektkorken geknallt. Neben der Online-Wahlparty habe es noch eine kleine Feier in der Familie gegeben. Drei Zweitmandate gab es für die SPD im Regierungsbezirk Freiburg, er sei der dritte gewesen, der so ins Parlament gekommen ist, erklärt Storz. Bernhard Eisenhut äußerte sich ebenfalls erfreut: „Darauf haben wir hingearbeitet und ich bin erleichtert, dass es geklappt hat.“ Für ihn sei es allerdings eine knappe Sache gewesen sei. Auch die AfD hat im Regierungsbezirk Freiburg drei Zweitmandate erreicht, das dritte davon habe er bekommen.
Und was sagen die anderen beiden Abgeordneten dazu, dass sie mit einem AfD-Mitglied nach Stuttgart gehen? Dass die AfD wieder dabei ist, habe sie sehr enttäuscht, sagt Dorothea Wehinger dazu. Vielen AfD-Wählern sei offenbar nicht klar, wie spaltend die Partei unterwegs sei, lautet ihre Einschätzung dazu. Alle drei, Wehinger, Storz und Eisenhut, sind im Konstanzer Kreistag. Wehinger und Storz sind sich darin einig, dass von den AfD-Mitgliedern des Kreistags nicht viel komme.
Und die FDP? Die hat ihr Ergebnis im ganzen Landkreis zwar deutlich verbessert, im Rennen um die Zweitmandate aber trotzdem das Nachsehen. Die Kreisvorsitzende Birgit Homburger verhehlt ihre Enttäuschung darüber nicht. Die beiden Kandidaten Jürgen Keck (Wahlkreis Konstanz), der seit 2016 im Landtag ist, und Markus Bumiller (Wahlkreis Singen) hätten einen sehr guten Wahlkampf gemacht und sehr gute Ergebnisse erzielt. Dass sie dafür nicht belohnt worden seien, tue schon weh, so Homburger. 0,1 Prozent Stimmenanteil hätten Keck schließlich vom Zweitmandat getrennt, so viel mehr hatte der Kandidat aus dem Wahlkreis Villingen-Schwenningen. Markus Bumiller liegt nur einen halben Prozentpunkt dahinter. An die Adresse der Nichtwähler sagt Homburger: „Ich habe kein Verständnis fürs Nichtwählen. Wählen ist eine Bürgerpflicht.“
Bumiller selbst wurmt es ebenfalls, den Einzug in den Landtag so knapp verpasst zu haben – wenn auch weniger knapp als Keck. Doch er sagt auch: „Alles in allem bin ich sehr stolz auf das Gesamtergebnis im Wahlkreis. Jetzt gilt es, darauf aufzubauen.“