Mehr als 30 Erdbeben gab es laut den Daten des Landeserbebendienstes seit Ende Juni in Singen und im Hegau. Und in der Nacht zum Freitag sind weitere hinzugekommen. Mit einer Stärke – in der Fachsprache Magnitude genannt – von 3,2 auf der Richterskala gehörte der stärkste Erdstoß um 3.10 Uhr zu den heftigeren der zurückliegenden Monate. Das Epizentrum verortet der Landeserdbebendienst (LED) etwa neun Kilometer unter der Erdoberfläche im Gebiet zwischen Überlingen am Ried und dem östlichen Ende des Singener Industriegebiets.

In diesem Gebiet hätten alle Erdbeben der jüngsten Zeit stattgefunden, sagt Stefan Stange, Leiter des Landeserdbebendienstes am Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau, das am Regierungspräsidium Freiburg angesiedelt ist. Daher spricht er inzwischen auch von einer Serie. Für diese Einschätzung spricht auch, dass der LED am Freitagmorgen noch vier schwächere Nachbeben registriert hat. Zuvor verzeichnete der LED in der jüngsten Zeit ein erstes Beben mit einer Stärke von mehr als 3 am 27. Juni mit Magnitude 3,1. Zwei Tage später zeigten die Messgeräte eine Magnitude von 3,2.
Einige Menschen sind vom Beben aufgewacht
Die Fachleute stufen Erdbeben dieser Stärke noch als schwache Beben ein, mit der Spürbarkeit habe das aber nicht unbedingt etwas zu tun, sagt Stange. Diese hänge unter anderem von der Tiefe des Erdbebenherds ab.
Angesichts der Uhrzeit dürften viele Menschen das Beben einfach verschlafen haben. Einige seien aber von dem Erdbeben aufgewacht und haben es dem LED gemeldet, so Stange. Der LED habe „deutlich mehr als 200 Wahrnehmungsmeldungen“ über die Meldeseite bekommen – das seien ähnlich viele wie bei den anderen Beben dieser Stärke. Eine relevante Menge von Meldungen sei aus einem Umkreis von etwa zehn Kilometern gekommen.
Meldungen über Schäden habe es indes nicht gegeben, und die erwarte er auch nicht, sagt Stange. Doch einzelne Schäden wolle er auch nicht ausschließen.
Einige Fragen bleiben offen
Ob sich die Erdbebenserie fortsetzt und, wenn ja, wie starke weitere Beben sein könnten, sei völlig spekulativ. Und auch die Frage, warum die Erdstöße derzeit ausgerechnet östlich der Singener Kernstadt auftreten, könne man nicht beantworten.
Dass in der Region Erdbeben auftreten, sei aber bekannt. Stange hatte das bei früherer Gelegenheit damit begründet, dass sich zwei geologisch-tektonische Störungszonen im Hegau kreuzen. Die geologischen Spannungen treten durch den Zusammenstoß der eurasischen und der afrikanischen Kontinentalplatte auf, durch die auch die Alpen aufgefaltet werden.