„Die Internet-Sicherheit in Deutschland ist noch in der Pferdekutschenzeit“, sagt Online-Experte Cem Karakaya. Warum das so ist und was der Münchner den Menschen in der Region empfiehlt, um seine Daten im Netz sicher zu halten, darum ging es in einem Vortrag im Rahmen eines Unternehmerforums des Standortmarketingvereins Singen aktiv.
Für den Experten Karakaya ist klar, dass digitale Welten auch digitale Kompetenzen erfordern. Er beschäftigt sich seit mindestens zwei Jahrzehnten mit der Thematik, ist gern gebuchter Redner und hält Workshops, gern auch in Schulklassen. „Hacken ist heute nicht mehr kinderleicht, sondern babyleicht“, sagte er. Hacken bezeichnet den Vorgang, wenn Menschen ohne Erlaubnis in ein Computersystem oder ein privates Netzwerk eindringen.
Sicherheitsbehörden sind zu langsam unterwegs
Als Beispiel nannte er einen Vorfall aus dem Frühjahr 2022, als plötzlich mitten in der Nacht die Glocken des Stephandoms in Wien läuteten, weil sie gehackt worden waren. Beim Hacken seien die Täter mit Porsche-Geschwindigkeit unterwegs, die Sicherheitsbehörden allerdings nur mit der Geschwindigkeit eines Dreirads, verglich Karakaya.
Der Digitalisierung gibt Karakaya eine Teilschuld am Klimawandel. Warum? Weil zum Beispiel das Verschicken einer E-Mail einen CO2-Ausstoss von vier bis zwölf Gramm verursache. Das Verschicken eines Fotos von dem Smartphone an zehn Leute würde so viel CO2 ausstoßen wie das Fahren von 500 Metern mit einem Fahrzeug mit Verbrennungsmotor. „Jede App verbraucht Strom“, erinnert der Experte. Er riet auch dazu, mal zuhause am PC nicht mehr benötigte E-Mails zu löschen.

Cyberkriminalität habe nur mit der Faulheit der Menschen zu tun. Jeder kenne das wahrscheinlich: Wenn der PC einen auffordert, ein Programm zu aktualisieren, klicke man oft auf „später“. Auch Antivirusprogramme würden heute nicht mehr allein ausreichen. Sehr ratsam sei es auch, dass die eigene Festplatte verschlüsselt ist.
Besser sind verschlüsselte Suchmaschinen
80 Prozent der Cyberangriffe würden heutzutage mit einer Phishing-Mail beginnen. Bei Schock- oder Supportanrufen, wie sie derzeit besonders von Microsoft oder Europol auftreten, riet er, mit dem Pfiff einer Trillerpfeife zu reagieren und dann aufzulegen. Leider sei es heutzutage auch sehr leicht, die Menschen mit Fake-Nachrichten zu manipulieren. „Wir haben verlernt, Fakten von Meinungen zu trennen.“
Dennoch gäben die Menschen heutzutage überall Daten preis, ohne groß darüber nachzudenken. „Nutzen Sie besser eine verschlüsselte Suchmaschine als zum Beispiel Google“, riet er. Als Hausaufgabe gab er den Zuhörern mit, einmal auf ihrem Smartphone zu schauen, welche Apps worauf Zugriff haben und dies gegebenenfalls durch die entsprechende Einstellung zu unterbinden. „Wenn Du für ein Produkt nichts bezahlst, bist Du selbst das Produkt“, erklärt der Online-Experte.
Als wichtigste Maßnahmen gegen Cyberkriminalität nannte Karakaya, empfohlene Aktualisierungen so schnell wie möglich zu machen. Sichere, unterschiedliche Passwörter mit mindestens 13 Stellen seien ebenso wichtig wie eine sogenannte „Multi-Faktor-Authentifizierung“ als Zugangsberechtigung für Geschäfte, die man im Internet tätigt.
Auch für Tablet und Smartphone sollte man ein Antivirusprogramm oder eine Firewall einrichten. Ein Gastkonto für das WLAN sollte ebenfalls besser eingerichtet werden. Grundsätzlich gelte es, sich Zeit für Datensicherung und Sicherheit zu nehmen.
Mehr Informationen im Internet unter www.bsi-fuer-buerger.de und www.klicksafe.de. Wann das nächste Unternehmerforum stattfindet, kann nachgelesen werden auf: www.singen-aktiv.de