Diese Tagesschau-Sendung ist nicht echt: In Rielasingen-Worblingen kursiert seit Tagen eine Audiodatei mit fragwürdigem Inhalt. Erst kommt der offizielle Tagesschau-Einspieler, der vorgaukelt, dass es sich um eine echte Aufnahme der ARD-Sendung handelt. Dann folgt die Begrüßung. Die Fake-Sendung beginnt mit den Worten: „Willkommen, bei der deutschen Tagesschau nur für Deutsche im Ersten Deutschen Fernsehen.“

Danach ist die Rede von „genügsamen Rielsingern“, einem „verkommenen Nachbarort namens Singen“, dessen Einwohner aus „fernen Landen angereist kamen, um für Chaos und Leid zu sorgen“. Auch die Gemeindeverwaltung kommt in der Audiodatei nicht gut weg: Die Gemeindeverwaltung habe als tyrannische Organisation das Oberholz niedergerissen. Die Datei schließt mit den Worten „Heil Hitler“.

Polizei nimmt keine Ermittlungen auf

Bei der Polizei ist man auf die fragwürdige Audiodatei aufmerksam geworden. Laut Nicole Minge von der Pressestelle liege allerdings in diesem Fall eine strafrechtliche Relevanz nicht vor. Es seien daher keine Ermittlungen eingeleitet worden. „Um den ursprünglichen Absender sicher zu identifizieren, wäre eine umfangreiche forensische Analyse erforderlich“, schreibt sie auf Anfrage. Hinweise, woher die Datei stamme, habe weder die Polizei, noch Bürgermeister Ralf Baumert, wie dieser auf Nachfrage mitteilt.

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Bürgermeister Ralf Baumert wurde über die Datei von einer Gemeinderätin informiert. Er habe sie zur Kenntnis genommen, kritisiert deren Inhalt aber scharf: „Obwohl der Inhalt der Sprachnachricht überhaupt nicht geht, habe ich von einer Anzeige gegen Unbekannt bei der Polizei abgesehen, da ich wenig Hoffnung habe, dass in diesem Fall Ermittlungen etwas bringen würden“, so Baumert.

Wer hat die Datei gemacht?

Ob es sich bei der Audiodatei um einen echten Sprecher handle oder eine Datei, die von künstlicher Intelligenz geschaffen wurde, das lasse sich nach aktuellem Stand nicht sagen. „Ohne eine spezifische Analyse der Audiodatei können wir hierzu keine Aussage treffen, ob sie KI-generiert ist oder nicht. Die Beurteilung erfordert spezialisierte Analysetools und Experten für eine Audioanalyse“, sagt Minge. Diese Tools und Experten seien aktuell nur beim Landeskriminalamt Baden-Württemberg vorhanden.

Wie kann man KI erkennen?

Laut Polizeipressestelle sei es schwer, KI-generierte Datei zu erkennen. Einige Anzeichen könnten laut Minge aber sein: ungewöhnlich zusammenhangloser Inhalt, unnatürlich wirkende Formulierungen, fehlende konsistente Logik oder Widersprüche. In Bezug auf eine Audiodatei könnten zusätzlich folgende Anzeichen auf eine KI-generierte Datei deuten: unnatürlicher Klang, fehlende Hintergrundgeräusche, fehlende emotionale Tiefe und fehlende Stimmvariationen.

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„Fortschritte in der KI machen es jedoch zunehmend schwerer, solche Dateien sicher zu identifizieren. Jedoch entwickeln sich Technologien zur Überprüfung und Authentifizierung ebenfalls weiter, um dieser Herausforderung zu begegnen“, so Minge.

Deshalb rate die Polizei generell, misstrauisch zu sein. Bürger sollten Inhalte kritisch hinterfragen und Quellen überprüfen. Im Zweifel sollten Meldungen im Zweifel nicht an andere weitergeleitet werden. „Melden Sie zweifelhafte, erst recht gesetzeswidrige Inhalte oder Hassbotschaften bei der Polizei“, sagt die Sprecherin.

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Auch in der Gemeindeverwaltung ist man nicht erst seit dem jüngsten Vorfall vorsichtiger geworden. Bürgermeister Baumert halte etwa die Aufgaben der Kriminalprävention für äußerst wichtig, damit Bürger falsche Informationen schnellstmöglich entlarvt werden können. Dazu gehöre für ihn auch Infoveranstaltungen, wie es sie beispielsweise 2023 im Ort gab. „Die Organisation übernimmt jeweils der Ortsseniorenrat“, so Baumert.