Eins geht an der Fasnet immer: Sticheln gegen die Nachbarn. Besonders beliebt seit Jahr und Tag: Das Duell Konstanz gegen Singen. Und dazwischen findet sich dann auch noch das kleinere Radolfzell, das aber – zumindest in eigener Sicht – eigentlich die wahre Mitte des Landkreises ist. Spitzen unter den Nachbarstädten gibt es auch im normalen Leben, etwa wenn Singens Oberbürgermeister Bernd Häusler beim Neujahrsempfang im vergangenen Jahr seine Stadt als Oberzentrum und Klinikstandort in Stellung bringt und Konstanz als „End of the Länd“ bezeichnet. Doch die Narren haben da natürlich noch ein bisschen mehr, nun ja, Narrenfreiheit.

Beim Narrenspiegel der Poppelezunft in der Singener Stadthalle ließ Simon Götz die Imperia beispielsweise sogar aus Konstanz flüchten – unter dem Motto: Ich habe genug vom See. „Und g‘standene Männer giit‘s im Hegau meh!“ Denn die Imperia ist auf der Suche nach solchen – nach dem historischen Vorbild aus der Konzilszeit ist sie bekanntlich eine Prostituierte.
Mit einer Figur Pfeile in mehrere Städte schicken
Auf dem Weg in den Hegau gabelte sie auch gleich die Radolfzeller und Singener OBs Simon Gröger und Bernd Häusler auf, als Minifiguren in den Händen. Doch das Gequengel des „Vogts von Zell“ wegen des Krankenhauses wurde der Imperia bald zu viel, Gröger kam als erster auf den Tisch. Das Touristengeschrei in Konstanz behagte der Imperia allerdings auch nicht, weshalb sie nun endlich weg vom See wollte. Mit Hilfe der Konstanzer Galionsfigur aus Singen heraus Radolfzell und Konstanz zu besticheln, das ist quasi der närrische Hattrick.
In Radolfzell hatte die Imperia, gespielt von Christian Karrenbauer, dafür Verstärkung mitgebracht – den Bischof Radolt (Christoph Straub) und einen Singener Bären (Manu Sugg), der allerdings alles andere als hoorig war. Gemeinsam waren die drei Figuren in der Nummer bei Ina Müllers (Christoph Zeiser) Fernsehsendung Inas Nacht zu Gast.

Der Singener Bär erwies sich dabei als reichlich unterbelichtet, während Imperia und der Bischof ihre alte Liebe aus der Konzilszeit wieder aufleben ließen und sogar ein Tänzchen wagten. Doch auch wenn sich in diesem Fall Radolfzell und Konstanz fürs Singen-Bashing zusammentaten, noch schlimmer hat es beim Radolfzeller Narrenspiegel die viertgrößte Stadt im Landkreis erwischt: Denn alles sei besser als Stockach, da herrschte gewissermaßen närrische Radolfzell-Konstanz-Singener Dreieinigkeit auf der Bühne.
Dass die Imperia nun im doppelten Fasnachtseinsatz war, ist auch irgendwie folgerichtig, hat der Bodmaner Künsler Peter Lenk seiner Schöpfung doch eine Narrenkappe auf den Kopf gesetzt. Die steinerne Dame macht die fasnachtlichen Pfeile, die abgeschossen wurden, umso gewichtiger. Wie man das in der Stadt des Narrengerichts sieht? Da ergibt sich Raum für Sticheleien...