Spätestens seit seinem Wahlkampf in Stuttgart ist Tengens Bürgermeister Marian Schreier berühmt geworden. „Seit jener Aktion bei den Schwaben kennt jeder in the Länd Herrn Schreier mit Namen“, nimmt Ewald Müller in seiner Büttenrede als arbeitsloser Chauffeur den scheidenden Schultes auf die Schippe. Schreier sei ohne Führerschein in den Hegau gekommen. Die Fahrstunden in Berlin würden aber nicht dafür garantieren, dass er auf dem Randen bei Schnee und Eis klar komme.
Zum Teil werden die Narren sehr deutlich gegenüber dem scheidenden Bürgermeister, der auch in anderen Sketchen thematisiert wurde: Sein Versprechen, zwei Amtszeiten in Tengen zu bleiben, hätte er nicht gehalten. Und jetzt lasse er sich auf gar keinen Veranstaltungen mehr blicken. Dem Publikum gefällt die Bürgermeister-Schelte. Sie amüsieren sich köstlich, dass Narren auch mal unverblümt die Wahrheit sagen. Der Applaus ist manchmal gelockert durch ein paar Bier. Manchmal auch angestoßen durch einen Tusch oder das Narrenglöckle, das der Narrenpolizist Josef Münch immer wieder läutet.
Bürgermeister ist da und verrät Zukunftspläne
Aber – ganz wahr ist es nicht, dass der Bürgermeister nirgends mehr zu sehen ist. Bei der bunten Palette glänzt er mit Anwesenheit. Auf der Bühne verrät er sogar öffentlich etwas über seinen künftigen Wohnort: „Ich bin bald dauerhaft in Berlin.“ Dort gehe es in der S-Bahn fast zu wie in Tengen auf der Fasnet: Die Leute seien bunt angezogen und würden auch morgens schon trinken.

Marian Schreier fasst seine Zeit im Hegau zusammen: „Es waren acht tolle Jahre hier. Ich würde es wieder machen.“ Die fünf, die sich um sein Amt bewerben, hätten ihm gegenüber seiner Wahlkampfzeit in Tengen schon eines voraus. „Sie haben alle einen Führerschein“, so Schreier.
Hannes Fluck aus Blumenfeld war bei der Bunten Palette in der Randenhalle. Er gehört zu den Burgknappen und fasst den Abend zusammen: „Die Narren haben uns alle zum Lachen gebracht. Ich fand das Programm super und abwechslungsreich.“

Und dann tritt noch überraschend eine weitere Bürgermeisterkandidatin auf: „Die Gertrud von der Post“, eine Institution in Tengen. Gertrud Homburger verspricht allerlei, was die Leute hören wollen. Von A wie Ausflüge für Senioren bis Z wie wieder freier Zugang zum Espelsee für die Tengener. „Statt Schulden nennen wir es einfach Sondervermögen“, erklärt sie. Und es kommt noch dicker: Wo das neue Krankenhaus im Landkreis hin soll? Nach Radolfzell oder nach Singen? „In der Kalkgrube in Tengen isch noch genug Platz. Das wäre doch was für die Hauptstadt am Randen.“
Von den Teilorten geht auch Kritik an die Tengener Verwaltung: In Tengen gebe es jetzt eine neue Ortsmitte. Bezahlen müssten diese aber die Teilorte. Und die Narren haben auch gleich ein paar Vorschläge zum Sparen in den Teilorten: In Wiechs könnte die Firma Stihl den neuen Spielplatz bezahlen. In Blumenfeld könnte man die Sitzungen des Ortschaftsrats beim Ortsvorsteher abhalten – und das Rathaus anderweitig nutzen. Auch die Biberbeauftragte aus Uttenhofen soll ihren Beitrag bringen. Und Watterdingen kommt als Lieblings-Spottdorf der Tengener Narren natürlich auch nicht zu kurz.