Micky Maus sitzt neben dem gestiefelten Kater, die Gschirr Liider schwingen ihre Lappen und sogar der Pharao und Cleopatra sind mit von der Partie. Die Eichendorfhalle in Gottmadingen ist voll, als nach zwei Jahren Zwangspause endlich wieder die Narren aufwarten. „Ich ruf euch zu, ihr lieben Leut, dass ihr heut do seid, macht uns Freud“, begrüßt Gerstensack-Zunftmeister John Weber die Gäste. Der bunte Abend mit gestrafftem Programm macht seinem Namen alle Ehre.
Die Gerstensack-Kapelle bringt die Halle zum Klatschen und Singen. Moderator Bernd Lohmüller blüht auf in seiner Doppelrolle als Haumeister, der die Bühne in Ordnung hält, und als serbischer Schwarzmarkthändler. Letzterer hat vom Panzer-Steuergerät bis zu 17 Millionen Corona-Masken einfach alles auf Lager.

Auf der Bühne entdecken die Gäste derweil Nick, der dort seit 1091 Tagen auf die Fasnacht wartet – und deswegen zwei Jahre Weltgeschehen verpasst hat. Die „Jungen Wilden“ der Zunft treffen sich in einer Bar und bringen ihn auf den neuesten Stand. Dort erfährt er nicht nur, dass eine Pandemie gewütet hat und ein entfesselter Krieg in der Ukraine in Gottmadingen für eine kalte Eichendorfhalle sorgt, sondern auch, dass Bürgermeister Michael Klinger jetzt E-Roller fährt. Daher die neue Lärmschutz-30er-Zone. In Wirklichkeit, so die Narren, seien ihm die 50 Stundenkilometer mit seinem Roller einfach zu schnell gewesen.

Ähnlich lustig geht es – nach einem Gastauftritt der Randinis aus Randegg, die ein ebenso fulminantes wie rasantes Tanzspektakel zu orientalischen Klängen aus 1001 Nacht bieten – bei Helmi und Matthias zu. Die beiden etwas groß geratenen Grundschüler kommen nach dem Religionsunterricht darauf, dass Jesus eine Freundin gehabt haben muss. Schließlich folgte dem, als er durch die Wüste ging, eine „lange Dürre“. Und Fußballer sei er auch gewesen, sogar Mittelstürmer. Denn in der Bibel sei zu lesen, stellt Matthias fest: „Jesus stand vor dem Tor Jerusalems und seine Jünger standen abseits.“

Nachdem die Narrenbolizei eine ebenso absurde wie urkomische Trommeleinlage auf Mülltonnen präsentiert hatte, aus denen hier und da, passend zur Musik, Cowboys und Indianer auftauchen und ihre Lassos schwangen, folgt die Neuigkeit des Abends: Die Gottmadinger Feuerwehr besteht neuerdings aus Minions. Die versuchen sich mehrfach an raffinierten Seilsprüngen. Mehrere Seile werden kreuz und quer durch den Raum geschwungen, sie rennen und hüpfen und bleiben nicht hängen – zumindest meistens nicht.
Die Patrizier ziehen auf der Suche nach einem passenden Wahrzeichen für Gottmadingen die Kommunalpolitik durch den Kakao. Kritik an bürokratischen Mühlen, Festtagsbeleuchtung im neuen „Radhaus“ und Ärztemangel sind die Themen. Sie kommen zu dem Schluss, dass das einzig echte Wahrzeichen der Gemeinde die Fasnet sein kann.
Bürgermeister Michael Klinger darf trotzdem die Trommel rühren, als der Narrenbaum verlost wird. „Da ist 200 Mal meine Nummer drin“, scherzt der Rathauschef. Seltsamerweise gewinnt den Baum trotzdem nicht der Schultes. Stattdessen darf sich eine junge Hexe aus dem Publikum am närrischen Gehölz erfreuen.