Seit 1860 sind die Poppele ein wichtiger Bestandteil der Singener Fasnacht. Ihre Traditionen sind nicht mehr aus der Stadtgeschichte wegzudenken. Aber sie müssen auch gewahrt werden, damit die Zunft noch lange bestehen bleibt. Da ist es wichtig, die Geschichte der Poppele an die Kinder in Singen weiterzugeben. Zur Jugendarbeit gehören unter anderem die zahlreichen Schul- und Kindergartenbesuche in der Fasnachtszeit, bei denen Lehrer sich als Bären verkleiden und Schüler das Narrenbaumstellen nachspielen.
Eine Anlaufstelle war dabei die Waldeck-Schule. Sechs Zunftmitglieder, darunter der Zunftmeister Stephan Glunk, zwei Hansele und drei Rebwieber, sorgten für Stimmung in der kleinen Sporthalle im Obergeschoss der Grundschule. Natürlich alle im Häs. Fünf erste Klassen mit ihren Lehrern hießen die Poppele mit begeistertem Applaus willkommen.
Durch Rollenspiele werden Traditionen vermittelt
Mit viel Musik und Gesang stellte der Zunftmeister das Brauchtum der Poppele vor. Er erzählte die legendäre Geschichte des Streichs, den der Poppele der Eierfrau gespielt hat. Damit die Schüler sich das bildlich vorstellen können, durften zwei freiwillige Kinder unter Anweisung von Glunk den Streich nachspielen. Mit einem zweiten Rollenspiel zeigte der Zunftmeister den Kindern dann das Narrenbaum-Ritual: Verschiedene Schüler durften mit viel Fantasie einen Baum im Wald suchen, in die Stadt schleppen und schließlich auf dem Marktplatz aufstellen.
Damit die Erstklässler über die verschiedenen Figuren der Singener Fasnacht Bescheid wissen, teilte der Zunftmeister Details über deren Entstehung und die unterschiedlichen Häser. Dazu sprangen die Hansele herum und ließen die Glöckchen an ihrem Kostüm klingeln. Die Rebwieber präsentierten ihre Marktkörbe mit den Speckbrötchen.
Die Schüler der Waldeck-Schule sahen und hörten gebannt zu. Dass ihre Lehrerin Sandra Gersbacher das Häs des horigen Bärs anziehen musste, bereitete ihnen dann wohl die größte Freude. Unter Gelächter und Applaus der Erstklässler sprang sie gemeinsam mit den sechs Narren im Kreis herum, um einen kleinen Fasnachtsumzug nachzuspielen.
Zunftmeister Glunk begleitete alles mit seiner Gitarre. Lautstark sangen die Kinder die Lieder der Poppele mit, die sie zuvor fleißig mit ihren Lehrkräften einstudiert hatten. Bevor die Narren weiterzogen, kündigte Glunk feierlich den kommenden Donnerstag an: „Am Schmotzigen Dunschtig kommen wir wieder und schließen eure Schule!“ Die Kinder klatschen tosend Beifall.
Der Besuch in der Waldeck-Schule ist nur ein Beispiel für die Jugendarbeit der Poppele. Insgesamt besuchten sie in diesem Jahr 33 Schulen und Kindergärten in Singen. „Unser Ziel dabei ist, die Poppele vorzustellen und die Geschichte der Singener Fasnacht weiterzugeben. Dadurch können wir Interesse bei den Kindern wecken und sie von einem Beitritt in die Zunft überzeugen“, erklärt Julia Stemmer, die neue Jugendleiterin der Poppele.

Im Sommer 2024 hat sie das Amt von Carolin Henninger übernommen, die zur neuen Rebwiebermutter wurde. Seit sie 16 Jahre alt ist, ist Stemmer schon im Leiterteam der Poppele und wurde deshalb als Nachfolgerin vorgeschlagen, wie sie im Gespräch mitteilte.
So funktioniert die Jugendarbeit
Die Idee, sich verstärkt mit der Jugendarbeit zu befassen, entstand der Jugendleiterin zufolge vor 30 Jahren am Stammtisch: „Die hoorigen Bären haben dringend Nachwuchs gesucht und sich deshalb das Konzept der aktiven Jugendarbeit überlegt.“ Seitdem versuchen die Poppele, möglichst viele Jugendaktionen umzusetzen, so Stemmer. Das seien beispielsweise Ausflüge, Tanzgruppen, das Stellen des Kindernarrenbaums oder eben die Schulbesuche.
Oft bekommen die Poppele auch Zuwachs über Kontakte: „Wenn Freunde, Bekannte oder gar Familienmitglieder in der Zunft sind, kommen die Kinder oftmals automatisch. Da müssen wir gar nicht viel machen“, sagt die Jugendleiterin.
Was bei den Kindern laut Stemmer auch super ankommt, sind die Fibeln. „Die kleinen Büchlein enthalten Informationen über die Geschichte der Poppele, Erklärungen zu den Häsern, Lieder zum Nachsingen und vieles mehr“, erklärt sie. Man könne viel über die Zunft lernen. Die Fibeln erscheinen alle vier bis fünf Jahre als Neuauflage – die neueste ist im vergangenen Jahr herausgekommen, so die Jugendleiterin. Sie werden in der Zunft und in der Sparkasse verteilt. Auch dieses Jahr sind noch kostenlose Exemplare erhältlich und warten nur darauf, in weitere Kinderhände zu gelangen.