Kinder und Jugendliche müssen wohl am längsten auf eine Normalität nach den Corona-Beschränkungen warten. Die Jugendhäuser Juno und Südpol schaffen deshalb neue Freiluft-Pfade. Unser Autor hat sie ausgiebig ausprobiert und beschreibt sie in einer zweiteiligen Reportage. Heute: der Naturerkundungspfad des Kinder- und Jugendtreffs Südpol. Dieser führt am bebauten Ufer des Lindenhains an der Aach entlang.
Zugegebenermaßen: Nicht jeder ist allzu weit herumgekommen in der Welt. Womöglich ist das der Grund, wieso Ausflüge in die Südstadt einem hin und wieder wie eine kleine Heimkehr vorkommen. Das trifft ganz besonders dann zu, wenn genug Zeit vorhanden ist, um sich auf dem Friedrich-Ebert-Platz einen Milchshake aus dem Eis-Café Milano zu genehmigen.
Ein Gefühl der Nostalgie
Die schmecken immer noch so wie einst, als der Autor als Sechsjähriger noch viel Zeit an der Rielasinger Straße verbracht hat. Ebenso nostalgisch stimmt es da, auf dem kiesigen Weg des Lindenhains entlang des Aachufers zu gehen, wo bis heute viele Eltern mit ihren Kindern entlang spazieren oder die Großeltern einen der sonnigen und gemüsereichen Schrebergärten bewirtschaften.
Damals wie heute ist hier am Aachufer in Sachen Flora und Fauna einiges los: In, um und auf dem Wasser kreucht, fleucht und schwimmt es. Die Sozialarbeiterinnen des Singener Jugendhauses Südpol hat dieser Umstand – als Corona-Fallzahlen im Landkreis noch deutlich höher waren als heute – auf die Idee gebracht, einen Naturerkundungspfad entlang des bebauten Ufers des Lindenhains zu gestalten.
Allerlei Wissenswertes über heimische Tiere
Dieser sollte Kindern gemeinsame Erlebnisse im Freien ermöglichen. Und auch heute noch sind die Veranstaltungs- und Freizeitangebote für Kinder eher mau. Deswegen ist es umso schöner, dass der Pfad entstanden ist.
Um einige Eindrücke vom Pfad zu sammeln, hat sich der SÜDKURIER auf Erkundungstour am wilden Aachufer begeben. Der Pfad beginnt im Lindenhain. Man nähert sich aus nördlicher Richtung, als wenige Meter unterhalb der Brücke, auf welcher die Homberger Straße über die Aach verläuft, das erste, laminierte Schild ins Auge fällt: Es ist dem wohl bekanntesten Aachbewohner gewidmet, der gemeinen Stockente.
Tierischer Besuch
Es war nicht verwunderlich, dass sich eine Gruppe der Wasservögel gemeinsam mit einigen Blesshühnern direkt unterhalb des Schildes tummelte. Nicht alltäglich war jedoch, dass sich auch einige junge Blesshühner unter den Tieren befanden.
Auf dem mit Fotos versehenen Ausdruck des Jungendtreffs Südpol erfährt man, dass Stockenten rund 60 Zentimeter groß und anderthalb Kilogramm schwer sind, sowie ein stolzes Alter von 15 Jahren erreichen können. Man erfährt auch etwas über ihre abwechslungsreiche Ernährungsweise und Genügsamkeit hinsichtlich der Wahl ihres Lebensraums.
Ein Gefühl für die Natur
Eine nähere Betrachtung des nächsten Schildes ist nur denjenigen Naturfreunden zu empfehlen, die vor hohem Gras nicht zurückschrecken. Es ist an einem von dichtem Blätterwerk umgebenen Baum befestigt, was es nötig macht, sich durch kniehohes Gras zu ihm durchzuschlagen.
Jedoch erhöht der Gang über die Wiese das Naturgefühl. Davon abgesehen müsste sich die Libelle, welche hier vorgestellt wird, in diesem Habitat sehr wohl fühlen. Eine der seltenen Insekten zu Gesicht zu bekommen, ist allerdings Glückssache.
Ein seltenes Tier in Singen
Doch der Weg geht weiter. Auf der Route kann man herausfinden, dass auch die Schwäne Nachwuchs haben und es sich trotz der Jogger und Fahrradfahrer in gleichmütig-familiärer Eintracht am Ufer bequem machen.
Auf welche weiteren Tiere der Jugendtreff Südpol auf den Ausdrucken aufmerksam macht, soll an dieser Stelle nicht verraten werden. Nur einen Tipp gibt es im Voraus. Bei einem der vorgestellten Tiere handelt es sich um einen semiaquatischen Säuger. Ein Tier, das zwischen Wasser und Land lebt.
Aus Südamerika hierher
Dieser kam bis vor hundert Jahren ausschließlich in Südamerika vor: die Nutria. Ein äußerlich irgendwo zwischen Bisamratte und Biber verortbarer, naher Verwandter der Meerschweinchen. Die schwimmenden Meerschweinchen sollen vor etwa hundert Jahren in der Elster ausgesetzt worden sein. Von dort verbreitete sich das Tier in einem begrenzten Gebiet.
Dass es sie auch im beschaulichen Singen gibt, darauf macht jetzt der Naturerkundungspfad aufmerksam.