Die Stadt Singen will Nägel mit Köpfen machen und zum Oberzentrum hochgestuft werden. Dies kann bei der anstehenden Fortschreibung des Landesentwicklungsplans (LEP) Baden-Württemberg beantragt werden – wenn der Gemeinderat der Empfehlung des Ausschusses für Stadtplanung, Bauen und Umwelt folgt.

Aktuell ist die Stadt unterm Hohentwiel noch als Mittelzentrum ausgewiesen und reiht sich in der Region Hochrhein-Bodensee bei den Städten Bad Säckingen, Radolfzell, Rheinfelden, Schopfheim, Stockach und Waldshut-Tiengen ein. Nur Konstanz sowie gemeinsam Lörrach und Weil am Rhein sind im LEP als Oberzentren ausgewiesen.

Diese Funktionen haben Oberzentren

Laut Oberbürgermeister Bernd Häusler würden aber viele Gründe dafür sprechen, Singen zu einem Oberzentrum zu machen. „Wir erfüllen schon jetzt sehr viele Funktionen, die ein Oberzentrum übernimmt“, sagte er.

Ein Oberzentrum habe gemäß dem LEP die Aufgabe, eine Region von mehreren hunderttausend Einwohnern mit qualifizierten und spezialisierten Einrichtungen sowie Arbeitsplätzen zu versorgen und diese auch zu gewährleisten. Bereiche, die in diese Versorgung einfließen, seien etwa Bildungseinrichtungen, Gesundheitswesen, Kultur und Infrastruktur. Seit Anfang der 2000er Jahre würde Singen eine Entwicklung durchmachen, die der eines Oberzentrums gleich komme, so Häusler.

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Grundlage dieser Entwicklung sei vor allem ein stetiges Bevölkerungswachstum. Stand Dezember 2022 hat die Stadt rund 50.000 Einwohner. „Besonders gut entwickelt hat sich unsere Stadt in den Bereichen Bildung, Wirtschaft, Kultur und Handel – und das in einem durchaus ländlich geprägten Raum. Als Oberzentrum könnten wir weiterhin eine gewisse Perspektive für das Umland anbieten“, betont Häusler.

Konstanz werde hingegen wegen seiner Randlage überwiegend von der Bevölkerung aus dem östlichen Teil der Region als Oberzentrum in Anspruch genommen, wurde in der Sitzung erklärt. Im westlichen Teil des Landkreises werde die oberzentrale Funktion durch die Mittelzentren Radolfzell und Singen überlagert, heißt es zudem in der Sitzungsvorlage.

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Ein weiterer Pluspunkt für die Hohentwiel-Stadt sei die gute verkehrliche Anbindung in viele Richtungen und durch unterschiedliche Träger, sagte Häusler. Hervorzuheben sei hier die Bahnlinie: Singen liege am Schnittpunkt der Bahnlinien von Stuttgart nach Zürich, von Basel nach Friedrichshafen, Lindau, München sowie von Offenburg nach Konstanz, so der OB weiter.

Ebenso kreuzen sich gemäß Sitzungsvorlage auf Singener Gemarkung die Autobahnen A81 von Stuttgart nach Schaffhausen und Zürich, die A98 von Singen Richtung Überlingen, Lindau, München und Bregenz sowie die B33 von Singen nach Konstanz und Kreuzlingen. Auch der Seehas werde durch den Halbstundentakt zwischen Singen und Konstanz als schnelle Verbindung von Bedeutung für Schüler, Studenten und Berufspendler gesehen, so der Rathauschef. Die Stadt Singen sei damit ein zentraler Knotenpunkt des öffentlichen Personenverkehrs innerhalb der Region.

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Kann als Oberzentrum der Klinikstandort gesichert werden?

Ein Oberzentrum zu sein, habe viele Vorteile – für die Menschen, die dort wohnen, und für die Stadt selbst. Denn: „Wenn es darum geht, beispielsweise neue Fachhochschulen anzusiedeln, rücken die Oberzentren in den Blickwinkel“, sagte der OB. Könnte dieser Aspekt dazu führen, das Singen als Klinikstandort erhalten bleibt? Immerhin ist eine Sanierung des bestehenden Gebäudes keine Option.

Dabei wird das Hegau Klinikum, ein akademisches Lehrkrankenhaus der Universität Freiburg, als Klinik der Zentralversorgung für die Region geführt und ist zudem der größte Standort des Gesundheitsverbundes im Landkreis. Mit vielen niedergelassenen Ärzten aller Fachrichtungen, auch in verschiedenen spezifischen Ärztehäusern, bilde die Stadt Singen einen medizinischen Versorgungsschwerpunkt über den Hegau hinaus, heißt es in der Sitzungsvorlage.

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Welche Fragen noch offen sind

„Wir haben versucht umfassend zu begründen, warum es aus unserer Sicht Sinn ergibt, diese Oberzentrumsfunktion für das Umland zu übernehmen“, sagte OB Häusler. Ob die Stadt Singen Oberzentrum wird, das entscheidet aber letztendlich das Wirtschaftsministerium, so die Antwort auf die Frage von Hans-Peter Storz (SPD). Fraktionsmitglied Walafried Schrott wollte wissen, ob Konstanz und Singen eigenständige Oberzentren sein werden oder ein Zusammenschluss wie Lörrach und Weil am Rhein denkbar wäre. Häusler: „Das kann man noch nicht sagen, es wird sich zeigen, wie sich das entwickelt.“