Der Discounter-Konzern Lidl plant, die bisherige Lidl-Filiale an der Rielasinger Straße in Singen abzureißen und auf dem gleichen Grundstück, das ihm gehört, neu zu bauen. Der neue Lidl soll, laut den Plänen, die jetzt im Gestaltungsbeirat der Stadt diskutiert wurden, ein anderes Erscheinungsbild haben: Geplant ist ein Neubau mit Wohnen, einem Café Richtung Rielasinger Straße und Parken ebenerdig unter dem Markt. Auch die Verkaufsfläche soll sich beim Ersatzneubau von 800 auf 1650 Quadratmeter verdoppeln.

So könnte der neue Lidl mit Wohnbebauung an der Rielasinger und Lange Straße aussehen (großes Gebäudemodell in der Mitte). Das ...
So könnte der neue Lidl mit Wohnbebauung an der Rielasinger und Lange Straße aussehen (großes Gebäudemodell in der Mitte). Das Architekturbüro Pesch und Partner hat Modell und Planung erstellt, die im Gestaltungsbeirat vorgestellt wurden. | Bild: Weiß, Jacqueline

Die Vorgabe des Fachbereichs Bauen und der Stadtplanung lautet laut einer Vorlage seit Beginn der Gespräche mit Lidl im Jahr 2018, dass bei einer Neuentwicklung des Grundstücks oberirdisches Parken nur in geringem Maß möglich und ein neuer, größerer Markt im Sinne der Nachverdichtung nur in Kombination mit Wohnungsbau vorstellbar sei. Da sich das Gebäude in direkter Nachbarschaft dreier denkmalgeschützter Gebäude, der Maggi-Villa, dem Mädchenwohnheim und der Arbeitersiedlung befinde, will die Stadt einen Neubau in architektonischer Qualität der Fassade und ihrem Material verwirklicht sehen. Die direkte Nachbarschaft zum Aldi-Markt mit Wohnbebauung, der sich im Bau befindet, sieht die Stadt nicht als Problem.

Philip Schmal, vom Architektur- und Stadtplanungsbüro Pesch und Partner aus Stuttgart, stellte das Projekt im Gestaltungsbeirat vor. Schmal stellte fest, dass der Lidl-Standort an der Rielasinger Straße sehr gut frenquentiert sei: „Da brummt der Bär“. Er ging zuerst auf ein vergleichbares Projekt in Esslingen ein, das Einkaufen und Wohnen verbindet. Dabei wurde aber, unter anderem für eine Tiefgarage sehr viel Beton verbaut, was eine schlechte CO2-Bilanz bedeute.

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Dem Thema Nachhaltigkeit komme beim Bauen immer mehr Bedeutung zu, so Schmal. Dabei gehe es zum Beispiel um die Rückbaufähigkeit von Gebäuden oder den Verzicht auf eine Tiefgarage, die das Bauen teuer mache und eine schlechte Umweltbilanz habe. Dementsprechend sieht die Planung sieht derzeit ein ebenerdiges Parkdeck mit 101 Stellplätzen, einer Zufahrt von der Rielasinger Straße aus und darüber, entlang der Maggi-Straße, den Lidl-Markt in Holzbauweise mit Dachbegrünung und einer Photovoltaikanlage auf dem Dach vor.

Zulieferung weiter über die Maggistraße

Die Zulieferung soll weiterhin über die Maggistraße erfolgen. Weitere 24 Parkplätze sind vor dem Markt im Bereich der Rielasinger Straße geplant. An der Rielasinger Straße und Langestraße ist eine in den Bau integrierte Wohnbebauung mit 16 Wohneinheiten vorgesehen, mit Raum für eine Bäckerei mit Café an der Rielasinger Straße.

Leonhard Schenk, Mitglied des Beirats und Professor für Städtebau und Entwerfen, lobte die Planung des Neubaus als „Abschied von Hütten und Hallen“ hin zu einer integrierten Planung aus Wohnen und Gewerbe. Doch eigentlich sei das Grundstück im Bereich der Maggistraße mit Parkdeck und Markt noch untergenutzt und der Hallencharakter, mit einer großen, ungenutzten Dachfläche bleibe bestehen.

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Er regte gemeinsam mit den anderen Beratern an, das Parkdeck etwas tiefer zu legen, und damit über dem Markt auf dem Dach eine zusätzliche Wohnbebauung, zum Beispiel mit Einfamilienhäusern und Gärten, zu ermöglichen. Eine solche Planung könne Vorbildcharakter haben. Die Nachhaltigkeit sei trotzdem gegeben, gab Landschaftsarchitektin Almut Henne zu bedenken: Denn, wenn hier Wohnraum geschaffen werde, müsse woanders nicht gebaut werden. Außerdem regte sie an, nicht nur an Parkplätze, sondern auch an adäquate Fahrradabstellplätze zu denken.

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Gemeinderäte stimmen Beratern zu

Die Gemeinderäte stimmten in der Sitzung den Vorschlägen der Berater zu. „Ich kann die Argumente gut nachvollziehen, wir müssen Wohnungsbau, wo immer es möglich ist, hinbekommen“, sagte SPD-Gemeinderatsmitglied Walafried Schrott. Markus Weber, Stadtrat der Neuen Linie, sah die bestehende Planung grundsätzlich positiv, weil sie weg führe von einer Markthalle mit Parkplatzwüste. Er schlug vor, die Parkplätze vor dem geplanten Neubau noch stärker zu reduzieren. Und zu einer zusätzlichen Wohnbebauung sagte er: „Packen wir noch was drauf.“