Oh nein! Der Ehemann sitzt in sich zusammen gesunken da. „Jetzt musste ich meine Lieselotte doch ins Pflegeheim bringen.“ Gewissensbisse hat er, denn er hatte seiner Frau versprochen: Ich werde für dich da sein, in guten und in bösen Tagen. Der Mann fühlt sich schlecht.

Er hat das Gefühl, dass er nicht mehr zu seinem Versprechen steht. Nun hat er aber endlich einen Platz gefunden, an dem er sein Herz ausschütten kann: den Gesprächskreis im Servicehaus Sonnenhalde.

Teilnehmer helfen sich gegenseitig

Die Gruppe wird moderiert von Ruth Schwarz. Sie will den Teilnehmern keine klugen Lösungen aufdrücken, wie man schnell spürt, wenn man mit ihr redet. Vielmehr möchte sie das Gespräch moderieren.

Oft kommt die Lösung aus der Gruppe. In besagtem Fall hieß die Lösung, die sich aus dem Gespräch herauskristallisierte: „Den Partner zuhause zu pflegen und unter der Belastung zugrunde zu gehen ist auch keine Lösung. Da ist es doch besser, seine Frau im Heim zu besuchen – und in dieser Zeit ganz für sie da zu sein.“ Schließlich bedeute der Umzug ins Pflegeheim nicht zwangsläufig, einen Menschen abzuschieben. Auch wenn der Partner im Heim lebt, breche man damit nicht sein Treueversprechen.

Halt, Anregung und Zuversicht

In Deutschland leben 1,6 Millionen Menschen mit Demenz. Rund ein Drittel von ihnen wird zuhause betreut. Pflegende Angehörige sind „der größte ambulante Pflegedienst des Landes“, wie es Gabriele Glocker auf den Punkt bringt, die als Pflegewirtin für das Seniorenbüro der Stadt Singen zuständig ist. Das Verhalten der an Demenz Erkrankten sei oft schwer zu ertragen, erklärt Schwarz. Eine Selbsthilfegruppe wie die Frühstücksrunde des Servicehauses könne Halt, Anregung und Zuversicht geben.

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„Für Menschen, die nichts mit dem Thema zu tun haben, ist es oft anstrengend, wenn Angehörige immer wieder die Situation ihres dementen Partners schildern wollen.“ In einer Gruppe für Angehörige treffe man aber auf Menschen, die in einer ähnlichen Situation stecken – und vielleicht sogar einen Lösungsansatz parat haben.

Anmeldung zum Frühstück erforderlich

Die Selbsthilfegruppe wird von Ruth Schwarz geleitet und findet nach einer coronabedingten Pause nun wieder an jedem ersten Montag im Monat von 9 bis 11 Uhr im Servicehaus in der Schaffhauserstraße 9 in Singen statt. Anmeldung unter Telefon (0 77 31) 83 50 50 erforderlich. Unkostenbeitrag für das Frühstück: 5 Euro.

Angehörige von Menschen mit Demenz können sich auch unabhängig vom Besuch einer Selbsthilfegruppe beraten lassen. Und zwar bei der Alzheimer-Gesellschaft Baden-Württemberg unter der Telefonnummer (07 11) 24 84 96-63 oder per E-Mail an beratung@alzheimer-bw.de. Weitere Auskünfte zu Selbsthilfegruppen geben die Mitarbeiterinnen im Seniorenbüro Singen unter den Telefonnummern (0 77 31) 85-540, -560 oder -709.