Aus zwei mach eins: Das Sporthaus Müller schrumpft und konzentriert seine Aktivitäten künftig auf Singen. Der Standort in Schwenningen soll aufgegeben werden, der genaue Zeitpunkt dafür ist noch nicht klar. Für den Standort Singen bedeutet das zunächst: Eine feste Größe des Einzelhandels bleibt erhalten. Doch was Geschäftsführer Alexander Kupprion über die Hintergründe der Entscheidung berichtet, wirft auch ein Schlaglicht auf die gesamte Branche.
Zusammenfassen lässt sich das unter den drei Schlagworten Personal, Umfeld und Online-Handel. Sein Geschäft werde gebraucht, wenn Kunden Beratung wünschen, sagt Kupprion: „Doch dafür braucht man auch Berater.“ Die Personalsituation sei in dieser Hinsicht nicht gut – wie in anderen Branchen auch. Um Kunden in ein Geschäft zu locken, müsse dieses Geschäft einen Mehrwert bieten.
Im Grunde handele es sich um eine Entscheidung für den aussichtsreicheren Standort. Denn Villingen-Schwenningen habe in das Umfeld in Schwenningen nicht investiert, es gebe viele Leerstände. Die Stadt Singen hingegen habe investiert, sagt Kupprion, der auch Co-Vorsitzender des City Rings, der Werbegemeinschaft der Innenstadt-Händler und -Dienstleister, ist. In den vergangenen Jahren ist viel Geld in die Neugestaltung der Fußgängerzone geflossen, Singen hat einen neuen Bahnhofsvorplatz gebaut, und das Einkaufszentrum Cano hat sich angesiedelt.
Einkaufszentrum als Segen für die Stadt
Dieses sieht Kupprion nach wie vor als Segen für die Stadt: „Shoppen ist eine Freizeitaktivität geworden, dafür braucht man Auswahl an einem Ort, damit die Leute sich ins Auto setzen.“ Dass Einkaufen in gewisser Weise den Status eines Familienausflugs erhält, sehe er auch daran, dass an Samstagen inzwischen eine beständig hohe Frequenz in dem Geschäft herrsche, so Kupprion. Und: „In Schwenningen findet das nicht mehr statt.“ Entsprechend hätten sich die Umsätze der beiden Geschäfte immer weiter auseinander bewegt. Auch an den Postleitzahlen der Kunden würden sie sehen, dass diese mitunter von weiter her nach Singen kommen.
Und schließlich seien die Kunden durch den Internet-Handel durchaus verwöhnt. Da wolle er sich lieber konzentrieren, als die Kunden zu enttäuschen, sagt der Geschäftsführer: „Man kann nur noch machen, wofür man auch das Personal hat.“ Mode gebe es bei Sport Müller daher gar nicht mehr, auch Tennisschläger seien aus dem Sortiment genommen worden. Die Geschäftsräume würden jetzt umgebaut, denn die Fläche soll nicht schrumpfen. Allerdings werde das Unternehmen einen Teil davon künftig für ein Outlet nutzen, in dem es ein reines Selbstbedienungs-Angebot ohne Beratung geben soll.
Entscheidung mit Unternehmensgründer
Alle Schwenninger Mitarbeiter hätten das Angebot für einen Wechsel nach Singen bekommen, sagt Kupprion. Alexander Kupprion ist seit Januar dieses Jahres alleiniger Geschäftsführer von Sport Müller. Gründer Jürgen Müller bleibe allerdings als Gesellschafter und Berater weiterhin im Unternehmen aktiv. Die Entscheidung zum Schrumpfen hätten sie gemeinsam getroffen, sagt Kupprion, nachdem sie die Lage schon seit mehreren Jahren kritisch beobachten würden.