Wenn man manche Stimmen aus der Wirtschaftswelt so hört, könnte man meinen, Deutschland sei kurz vor dem Abstieg zum Entwicklungsland. Die Energie zu teuer, die Infrastruktur im Eimer, der Absatz nur schleppend. Und für die Schlüsselindustrie des Landes, den Autobau, scheint da auch etwas dran zu sein. Da gibt es von VW Hiobsbotschaften und auch andere Autokonzerne haben zu kämpfen. Und das zieht die Zulieferer mit, von denen eine ganze Reihe in unserer Region sitzen. Tenor der Wortmeldungen: Die Rahmenbedingungen der Politik sind zu unklar, das Klima für die Wirtschaft trübt sich ein, Deutschland wird zu unattraktiv.

Doch ein Großkonzern hält dagegen: der Pharmariese Takeda. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Japan hat in Deutschland vier Standorte, zwei kleinere in Berlin und Konstanz und zwei größere in Oranienburg und Singen. Das Unternehmen ließ kürzlich per Pressemitteilung verkünden, dass es eine neue Bildwelt schaffen wolle, die die Menschen bei Takeda in Deutschland in den Fokus rücke. Das ist an sich nicht besonders außergewöhnlich für Marketingabteilungen von international operierenden Großkonzernen.

Manche Sätze lassen aufmerken

Aufmerken lassen eher Sätze wie dieser: „Entwicklung und Produktion in Deutschland sind Takeda besonders wichtige Themen.“ Das darf man schon als mehr als bloßes PR-Sprech verstehen. Denn es macht sich gerade am Standort Singen schon seit Jahren durch massive Investitionen bemerkbar, die dreistellige Millionenhöhe erreichen. Singen wird zum Impfstoff-Drehkreuz des Konzerns, in hochmodernen Anlagen wird ein Impfstoff gegen die Tropenkrankheit Dengue-Fieber produziert – und zwar vom Wirkstoff bis zum auslieferungsbereiten Präparat.

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In der Mitteilung schreibt Takeda nun auch, dass das Unternehmen die Produktion eine ADHS-Medikaments aus Irland weg verlagert hat – nach Deutschland, und zwar nach Oranienburg. Das Unternehmen zitiert in der Mitteilung auch seinen Geschäftsführer Personal, Michael Hartmann: „Deutschland gehört dank gut ausgebildeter Fachkräfte, einer hervorragenden technischen Ausstattung und der engen Vernetzung zu anderen Branchen zu den besten Produktionsstandorten der Welt. Die Stärkung der „Made in Germany“-Geschichte ist für uns sehr wichtig.“

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Töne, die man sonst aus der Wirtschaft nicht unbedingt gewöhnt ist. Woran liegt‘s? Werden wir gerade möglicherweise Zeugen eines Strukturwandels? Während der Autosektor und alles, was mit ihm zu tun hat, zu kämpfen hat, wachsen in der Pharmabranche die Bäume höher? Oder liegt es daran, dass Takeda aus Japan kommt, einem Land, das schon seit vielen Jahren mit einer Gesellschaft umgeht, die wie derzeit in Deutschland immer älter wird? Oder es gilt ganz allgemein: Man sollte good old Germany nicht schlechtreden und nicht schlechtdenken – und es sich auch nicht schlechtreden lassen. Denn im Großen und Ganzen läuft es eigentlich doch ziemlich gut hier.