Beinahe haben sie es geschafft. Schon bald ist das Bild fertig gepuzzelt. Das Puzzle, das auf dem Tisch von Familie Batki in der Singener Theodor-Hanloser-Straße liegt, zeigt das Schloss Neuschwanstein und umfasst 500 Teile.
Auch aus vielen verschiedenen Puzzleteilen besteht das Leben der aus Rumänien stammenden Familie. Nach den Italienern sind die Rumänen die zweithäufigste Bevölkerungsgruppe in Singen. Laut Angaben der Stadtverwaltung vom letzten Dezember leben in Singen 1785 Rumänen. Das sind 3,59 Prozent der insgesamt 49.705 Einwohner. Batki lebt mit seiner Familie seit 2019 hier.
Als Saisonarbeiter hatte er in der Gastronomie in Italien gearbeitet und ist dann immer für ein paar Monate nach Rumänien zurückgefahren. Später war er dann als 24-Stunden-Betreuer in Österreich tätig. Damals war er jeweils einen Monat in Österreich und einen Monat zuhause. „Wir hatten dann genug von dem hin und her. Wir haben uns gewünscht, dass wir als Familie zusammen sind“, fasst er seine Motivation zusammen, die ihn nach Singen geführt hat. Seine Frau habe damals kein Wort deutsch gesprochen – inzwischen habe sie die Sprachprüfung bestanden und arbeite als Pflegefachkraft im Haus am Hohentwiel.
Er selbst ist als Pflegehelfer im Emil-Sräga-Haus tätig. Eine Frau aus seiner rumänischen Heimatstadt Reschitz habe ihm damals geschrieben: „Wir brauchen Leute.“ Und so sei dann der Umzug nach Singen als weiterer Puzzleteil ins Leben der Familie Batki gekommen. Hier können sie als Familie zusammen leben. „An Singen gefällt mir, dass es eine Kleinstadt ist. Sie ist ziemlich ruhig. Es gibt nicht so viel Verkehr. Auch gute Verbindungen nach Österreich und in die Schweiz gibt es.“ Besonders gefalle ihm der Wochenmarkt bei der Herz-Jesu-Kirche. „Da kann ich direkt beim Bauern kaufen. Ich hole das meiste frisch vom Markt“, so Batki.
Ob er etwas vermisst? „Klar, die Familie vermisse ich“, sagt Batki. Aber danach fällt ihm nichts mehr ein, was er vermisst. „Ich fühle mich hier zuhause. Ich bin überrascht, wie freundlich die Leute hier sind“, betont der rumänische Pflegehelfer. Allerdings habe Corona und der Krieg einiges verändert. In kurzer Zeit seien viele Ausländer nach Singen gekommen. Er beobachte vermehrt Schlägereien. ‚Die Sicherheit hat abgenommen. In den Geschäften hört man wenig deutsch – dafür viele andere Sprachen“, so Batki. Typisch rumänisches Essen gebe es bei der Familie auch immer wieder mal. Ciorba zum Beispiel. Dies sei ein Gemüseeintopf mit Fleisch. Und an Weihnachten gebe es Hackfleisch, das in Sauerkraut gewickelt wird. Dieses rumänische Gericht heiße Sarmale.
Ausflug soll wieder einmal nach Italien führen
Das Puzzle auf dem Wohnzimmertisch ist bald fertig. Es zeigt Schloss Neuschwanstein, wo die Familie vor kurzem im Urlaub war. Bald wollen sie einen Markt in Luino in Italien besuchen. Das Puzzle ihres Lebens geht weiter.