Wie war das nochmal mit dem neuen Krankenhaus? Da streiten sich zwei Städte beziehungsweise Ritter und am Ende ist ein Landvogt eben doch der Chef? So sah es zumindest auf der Bühne der Poppelezunft aus. Die Narren ließen bei ihrer Martinisitzung die beiden Ritter Bernd vom Twiel, dargestellt vom Singener Oberbürgermeister Bernd Häusler, und Simon vu Zell, dargestellt von Narrenspiegel-Regisseur Ekke Halmer, gegeneinander antreten.
Bernd, schwarzes Plastikpferd und Stimme von Narrenvadder Peter Kaufmann, ist erzürnt, weil Simon, weißes Plastikpferd und Stimme von Zeremonienmeister Ingo Arnold, ein Grundstück für eine neue Heilanstalt präsentiert hat. Beide bekämpfen sich, durchaus mit Talent zum Improvisationstheater, mit ihren Holzschwertern, bis Zeno von Konstanz, der als Poppele verkleidet ist, dazwischen geht und die Streithähne trennt. Sie hätten beide dem Landvogt zu dienen, sagt der verkappte Landrat, und die Heilanstalt gehöre sowieso ihm. Den beiden Rittern bleibt nur noch, hängenden Kopfes die Bühne zu verlassen.
Zunftkanzler bringt Ortsgeschehen auf den Punkt
Ja ja, das Krankenhaus. Schon vor dieser mit dröhnendem Gelächter aus dem Saal belohnten, improvisierten Szene hat es eine wichtige Rolle gespielt, nämlich im Jahresrückblick von Zunftkanzler Ali Knoblauch. Dass das jetzige Krankenhaus in Radolfzell geschlossen werden soll, vergräme natürlich die Zeller, gab er in seiner gereimten Rede zu. Doch als Alt-Singener sehe er die Sache natürlich ganz neutral: Nirgends sei das geplante neue Krankenhaus schöner aufgehoben als in den Aach-Auen.

Doch nun deuten sich finanzielle Grenzen für das Projekt an, sodass Knoblauch die rhetorische Frage stellt: Hätte man vor zehn Jahren vielleicht lieber ein neues Krankenhaus bauen statt fusionieren sollen? Applaus aus dem Saal.

Knoblauch servierte einen Jahresrückblick, der manch eine Spitze bereit hielt. Angesichts der städtischen Investition für ein neues Quartier für die Teestube meinte er: Der OB gebe Geld sicher proportional zur Größe des Vereins. 20 Millionen Euro für eine neue Halle für den Stadtturnverein dürften da drin sein, rechnete er vor.
Auch die Fahrradstraßen habe er stundenlang suchen müssen, Schilder sollten im Oktober kommen – es sei nur nicht klar, in welchem Jahr. Und angesichts ihrer Faszination für Kochbananen bekam Bürgermeisterin Ute Seifried von ihm den Ehrentitel Banana-Queen verliehen – sie nahm es mit Humor.
Auch die Deutsche Bahn bekommt ihr Fett weg
Relativ ausführlich bekam die Deutsche Bahn ihr Fett weg. Der Bahnübergang Schaffhauser Straße sei nach Stuttgart 21 sicher die zweitteuerste Bahnbaustelle des Landes, so oft, wie der gesperrt sei: „Die Baustelle hat Tradition.“ Bis der richtig funktioniert, hätten die Schweizer den nächsten Gotthard-Tunnel gebohrt, so Knoblauch. Und er sah auch schon weitere Hasen über die Schienen der Region hoppeln, nachdem die Linie von Singen nach Schaffhausen den Namen Rhyhas erhalten hat. Der Feldhas könnte Richtung Etzwilen fahren und der Dachhas per Seilbahn auf den Hohentwiel.
Bleibt noch der Blick nach vorne, auf das Motto der Fasnacht 2023. Das lautet „Rucked zämme“, wie Zunftmeister Stephan Glunk verkündete. Zum Beispiel gebe es auch schön warm, wenn man in Zeiten der Energiekrise zusammenrücke, erklärte Ekkehard Halmer in seiner Ansprache dazu. Und auch sonst lässt das Fasnachtsmotto allerlei Raum für Gedankenspielereien angesichts der verschiedenen Herausforderungen der Zeit.

Und an der Fasnacht, da sei alles real, betonte Glunk mit Blick auf die Singener Abendgesellschaft am Vorabend und ihren Ausflug in die virtuelle Welt des Metaversums: „Leute, die für ein virtuelles Bild echtes Geld bezahlen: Da machen wir Narren nicht mit.“ Bei der Fasnacht sei alles echt und beständig, so Glunk. Weshalb der Poppele bei der Martinisitzung auch leibhaftig aus seiner Gruft steig – wenn auch nur unter Theaterdonner und Kunstnebel.