Für die Friedinger Bürger war es eine kleine Sensation: Ein Ausgrabungsteam brachte nach Abriss eines Ökonomiegebäudes an der Schlossbergstraße im Juli 2019 menschliche Skelettreste ans Licht. Auf rund 200 Quadratmetern war man auf ein Reihengräberfeld mit 52 Grabgruben mit mindestens 65 Individuen gestoßen.

Die Frage: Wer waren sie und wo kamen sie her? beschäftigt auch die Friedinger. Das zeigten gut 65 Besucher beim Vortrag von Kreisarchäologe Jürgen Hald, alle Corona-bedingt möglichen Plätze in der Schlossberghalle waren besetzt.

Die Überreste der ersten Einwohner Friedingens

„Die Friedinger Geschichte muss neu geschrieben werden“, sagte Ortsvorsteher Roland Maier in seiner Begrüßung, denn die Neufunde sind die Überreste der ersten Einwohner Friedingens. Wie Jürgen Hald erläuterte, zogen germanische Stämme schon zur Zeit des Römischen Imperiums durch das Land und siedelten auch im Südwesten Deutschlands, das damalige „Alamanni“.

Erste Siedler kamen 400 n.Chr. nach Friedingen, in der Zeit von 450 bis 500 n.Chr. wurden dann statt Einzelgräber Reihengräberfelder angelegt.

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Jürgen Hald gab den Zuschauern einen anschaulichen Einblick in die archäologischen Arbeiten an der Ausgrabungsstelle und stellte die ersten Ergebnisse vor. Man könne davon ausgehen, dass das Gräberfeld größer war.

„Die gestreckte Rückenlage der Bestatteten in Richtung West-Ost war typisch für die Zeit, bis auf zwei ungewöhnliche Ausnahmen“, so Hald. Gräber wurden auch mehrfach belegt, und wie auch anderswo zeigen sie Spuren von Grabraub.

Wo ist die Siedlung zum Friedhof?

Dennoch fand man viele Beigaben wie Gürtelschnallen und Schmuck in Frauengräbern, Lanzenspitzen, Klingen und selbst ein Langschwert in Männergräbern, laut Hald wohl höhergestellte Personen. Genutzt wurde das Gräberfeld zirka von 500 bis 700 n.Chr.

Der Kreisarchäologe betonte, dass seine Ausführungen erste Einschätzungen vor der Analyse seien. Eine Frage sei auch: „Wo ist die Siedlung zum Friedhof?“ Er vermutet sie nahe der Kirche, das passe zur Siedlungsentwicklung im Hegau.