Daniel Volz

Ein fieser Schneeregen begleitet die Menschen durch den Mittwoch. Wer kann, zieht den Kragen hoch und rettet sich unter das nächste, schützende Dach. Besonders groß ist die Freude der Nutzer des Nahverkehrs angesichts des neuen, zentralen Omnibus-Bahnhofs (ZOB), der gestern seinen Betrieb startete.

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Eine 163 Meter lange Überdachung schützt vor den kalten Tropfen und Gedränge ist dennoch kein Thema: Der Busbahnhof bietet genügend Raum für ausreichenden Abstand, die Wartezeiten fallen auch nicht allzu lange aus. Insgesamt funktionieren die Abläufe am ZOB so, wie es sich die Planer hinter dem Projekt vorgestellt haben, auch wenn es an einigen Stellen noch ein bisschen hakt. Der neue „Leuchtturmbereich“ der Stadt Singen wurde als Knotenpunkt für den städtischen ÖPNV erdacht und dabei komplett barrierefrei realisiert. Leider funktioniert das neue digitale Informationssystem zu den zur Abfahrtszeit der Busse noch nicht, zum bundesweiten Fahrplanwechsel ab 13. Dezember soll das System aber wohl zur Verfügung stehen.

Das gefällt am neuen Busbahnhof

„Optisch ist es wirklich sehr ansprechend geworden, zusammen mit dem Cano-Neubau macht das richtig was her“, sagt Fabian Feht. Der junge Familienvater aus Rielasingen-Worblingen schiebt zusammen mit seiner Partnerin Michelle Fritzsche den Kinderwagen über den neuen Bahnhofsvorplatz und freut sich über die abgesenkten Bordsteine, die das manövrieren mit dem Kinderwagen deutlich erleichtern. Der barrierefreie Ausbau des Busbahnhofs ist auch für Sabine Bieber aus Singen eine enorme Verbesserung, da sie seit einiger Zeit auf einen Rollstuhl angewiesen ist: „Man merkt, dass da ein Gesamtkonzept dahinter steckt. Die Schalter an den Ampeln zum Beispiel sind auch für mich angenehm zu erreichen.“ Sie wünsche sich aber, dass das Konzept auch über die Innenstadt hinaus Anwendung finde. „Weiter vom Zentrum entfernt ist es oftmals noch schwierig, sich alleine im Rollstuhl zu bewegen“, findet Bieber. Als Anwohnerin der Thurgauer Straße beobachte sie außerdem immer noch viel Parksuchverkehr. „Bis es genügend Parkplätze in der Innenstadt gibt, dauert es wohl noch eine ganze Weile“, befürchtet sie.

„Das neue Konzept wird von den Leuten sehr gut aufgenommen.“Erwin Hübel, Busbegleiter
„Das neue Konzept wird von den Leuten sehr gut aufgenommen.“Erwin Hübel, Busbegleiter | Bild: Daniel Volz

Erwin Hübel, seit vielen Jahren ehrenamtlicher Busbegleiter in Singen, ist auch am Premierentag des neuen Busbahnhofs im Einsatz und findet viele lobende Worte für den ZOB: „Das Konzept mit den Buchstaben funktioniert sehr gut, die Leute verstehen es sehr schnell.“ Auch dass alle Linien jetzt an einem zentralen Ort abfahren, habe viele Vorteile, das sei zuvor für Ortsunkundige teilweise verwirrend gewesen. „Insgesamt kann man sagen, die Stadt hat hier gute Arbeit geleistet“, sagt Hübel.

Was fehlt noch am Busbahnhof?

Bereits am Nachmittag nach der Inbetriebnahme sind um die Bänke des Busbahnhofs kleine Müllansammlungen zu sehen, denn für den kompletten ZOB stehen nur drei Mülleimer zur Verfügung. Hier hätten einige Abfallbehälter mehr sicher nicht geschadet. Außerdem ist das digitale Informationssystem für den ZOB derzeit noch außer Betrieb, da nach Angaben der Stadtwerke die elektronische Koordinierung des Systems noch nicht abgeschlossen sei. Zu gu­ter Letzt wäre an den Haltepunkten neben den jeweiligen Fahrplänen auch ein Aushang hilfreich, welche Zielorte von welchem Buchstaben aus erreichbar sind.

„Für mich als Rollstuhlfahrerin eine enorme Verbesserung.“Sabine Bieber, Fahrgast
„Für mich als Rollstuhlfahrerin eine enorme Verbesserung.“Sabine Bieber, Fahrgast | Bild: Daniel Volz