Der Bodenseepegel liegt nahe am historischen Tief – Sandbänke tauchen auf, auf dem Teufelstisch kann man wieder stehen und mancherorts macht sich ein unangenehmer Geruch bemerkbar. Und der Rheinfall bei Schaffhausen, normalerweise ein mächtig rauschender und schäumender Wasserfall, nimmt sich in diesen Tagen im Vergleich dazu eher wie ein Rinnsal aus. All das steht im krassen Gegensatz zum sehr hohen Wasserstand im Frühsommer 2024. Geringe Niederschläge beschäftigen auch die Landwirte in der Region. Denn wo kein Wasser ist, wächst bekanntlich auch weniger.

Erste Trockenschäden gebe es schon, sagt Stefan Leichenauer. Er betreibt den Lauterbach-Hof im Tengener Ortsteil Uttenhofen und ist Vorsitzender des Kreisverbands Konstanz beim Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverband (BLHV). Das Bild sei im ganzen Bezirk ähnlich: „Wir hoffen alle auf Regen.“
Denn es fehle an Winterfeuchte. Durch den kalten Ostwind der vergangenen Tage sei die Ackerkrume zudem ausgetrocknet. Wenn es nachts kalt wird, bekomme das Getreide gewissermaßen jedes Mal einen auf den Deckel und wachse nicht so schnell wie sonst. Auch am Grünland spüre man den derzeitigen Wassermangel: „Damit man dort wie gewohnt Ende April mähen kann, muss noch viel kommen“, schildert Leichenauer. Im Moment würde es allerdings eher stauben, wenn man den Boden bearbeite.

Der BLHV-Mann erklärt die Lage mit einem Bild: „Die Ampel springt gerade von Grün nach Orange um.“ Daher hoffe man auf Regen in der Karwoche. Denn: „Wenn es in den nächsten 14 Tagen nicht regnet, könnte es schlecht aussehen.“ Ein Blick in den Wetterbericht zeigt: Dieser Wunsch der Landwirte dürfte sich verwirklichen.
Beispielsweise sagt der Dienstleister Wetterkontor, der auch das SÜDKURIER-Wetter beisteuert, in der nächsten Woche Regenwahrscheinlichkeiten von 60 Prozent für Singen voraus. Und Agrarwetterkarten des Deutschen Wetterdienstes zeigen, dass in der Region derzeit die Bodenfeuchte, je nach Bewuchs, um 30 Prozent oder mehr hinter den Werten des langjährigen Mittels von 1991 bis 2020 zurückbleibt.
Grundwasserspiegel ist im Vergleich zu 2024 sogar gestiegen
Was Landwirten Sorgenfalten auf die Stirn treibt, ist für die meisten Verbraucher kein Grund zur Sorge. Denn der Grundwasserpegel sei derzeit sogar eher höher als vor einem Jahr, schreibt Stefan Mohr, Pressesprecher der Stadt Singen, auf Anfrage. Und aus dem Grundwasser speist sich hierzulande der allergrößte Teil des Trinkwassers.
Der Geschäftsbereichsleiter Wasserversorgung der Stadt, Christian Berger, habe laut Mohr die Grundwasserpegel an den Singener Tiefbrunnen folgendermaßen beschrieben: Im Münchried stehe das Grundwasser etwa zehn Zentimeter über dem Pegel vom vergangenen Jahr, in Beuren/Friedingen etwa 20 Zentimeter und in Überlingen am Ried etwa 13 Zentimeter. „Durch die Grundwasserneubildung im Herbst und Winter 2024 und dem teils sehr nassen Sommer 2024 haben sich die lokalen Grundwasserspeicher gut gefüllt“, so Mohr weiter.

Auch an den Fließgewässern Aach und Saubach sowie den verschiedenen Gräben im Stadtgebiet sei die Lage angesichts der Trockenheit entspannt, so Mohr. Die Pegel des Landes an der Aach und am Saubach befinden sich demnach noch im blauen Bereich, also im Mittelwasserbereich – wenn auch im unteren Teil. Auch in diesem Fall führt die Stadtverwaltung die Lage auf das nasse vergangene Jahr zurück.
Für Verbraucher zeichne sich daher kein Verzicht beim Trinkwasser ab, so Stadtsprecher Mohr weiter – auch wenn ein achtsamer Umgang damit selbstverständlich sein sollte. Das Landratsamt, das als Untere Wasserbehörde für die Oberflächengewässer zuständig ist, vermeldet keine Pläne, ein Entnahmeverbot zu verhängen: „Im Moment ist im Landkreis Konstanz noch kein Wasserentnahmeverbot aus Oberflächengewässern geplant“, schreibt Pressesprecherin Marlene Pellhammer. Das Landratsamt beobachte die Entwicklung aber, um gegebenenfalls eingreifen zu können.