Wird es diesen Sommer eine Freibad-Saison in Singen und dem Hegau geben? Die Betreiber der Bäder hoffen noch – schließlich wäre es nicht die erste Saison unter Corona-Bedingungen. Denn auch im vergangenen Jahr, dem ersten mit Pandemie, durften sie öffnen. Wie sieht es 2021 aus?

Auch wenn es wegen der hohen Infektionszahlen noch keine Perspektive für eine Öffnung gibt, wird im Singener Aachbad gereinigt und gewartet. „Wir bereiten uns derzeit auf eine potenzielle Öffnung vor“, sagt Fabian Wilhelmsen als Abteilungsleiter Sport, Bäder und Verwaltung bei der Stadt.
Eigentlich hätte die Stadtverwaltung das Aachbad gerne am 1. Mai öffnen wollen – eine Woche früher als ursprünglich geplant, auch weil das Hallenbad wegen Corona schon seit Monaten geschlossen ist. Doch daraus wird aller Voraussicht nichts. „Grundsätzlich wollen wir das Bad so bald wie möglich öffnen, wenn wir die Rahmenbedingungen und gesetzlichen Vorgaben dazu haben. In Singen dreht sich im Sommer sehr viel um das Bad und es ist Teil des gesellschaftlichen Lebens in der Stadt“, betont Wilhelmsen. Man wolle auch mit Blick auf die wohl noch immer eingeschränkten Reisemöglichkeiten das örtliche Freizeitangebot stärken. Zwischen den Jahren 2015 und 2019 – ohne die erste Corona-Saison 2020 – zählte das Aachbad durchschnittlich 82.600 Badegäste. Rekordhalter der vergangenen Jahre war 2006 mit rund 101.000 Besuchern. 2020 waren es Corona-bedingt lediglich 34.100 Gäste.

Das Aachbad wird seit Wochen flott gemacht für den Sommer. „Wir stecken mitten im Auswintern und könnten öffnen“, sagt Betriebsleiter Peter Heck. Das Aachbad könnte hochgefahren werden. Dafür seien laut Heck, wenn denn die Zustimmung von der Landes- und Bundesregierung vorliege, etwa 24 bis 36 Stunden nötig. „Wir müssen eigentlich nur noch die Becken mit Wasser befüllen“, so Heck. In den kommenden Tagen werden laut Heck mehr als zwei Millionen Liter Badewasser in die insgesamt vier Becken eingelassen. So schlecht das erste Corona-Jahr für viele Bereiche des öffentlichen Lebens war, in der jetzigen Situation bringe es mit Blick auf die Badesaison einen entscheidenden Vorteil. „Wir könnten bei einer Öffnung auf die Erfahrungen aus 2020 zurückgreifen“, sagt Wilhelmsen.

Laut Betriebsleiter Peter Heck kämen normalerweise an Spitzentagen zwischen 2500 bis 3000 Badegäste ins Aachbad. Im vergangenen Jahr durften aufgrund von Corona nur noch 800 Badegäste gleichzeitig ins Aachbad. Diese Anzahl wäre auch in diesem Jahr denkbar. Auch Zeitfenster seien wieder möglich. 2020 waren dies das Frühschwimmen von 8 bis 10 Uhr, der normale Betrieb ab 11 Uhr und das Feierabendschwimmen ab 17 Uhr. Ein Einbahnstraßensystem könnte die Besucherströme leiten. Die Anzahl an Schwimmer könnte in den verschiedenen Becken wieder begrenzt sein.
Laut Wilhelmsen sei die Situation bei den Jahres- und Saisonkarten noch nicht geklärt. Daher sei der Verkauf erst einmal gestoppt worden. Und natürlich wird auch in diesem Sommer gelten: Bitte Abstand halten. „Dieses System hat sich bewährt“, betont Wilhelmsen. Peter Heck nickt bei dieser Aussage, fügt aber auch hinzu: „Das bedeutet einen enormen Mehraufwand für unsere Angestellten.“ Er rechne mit einem Drittel mehr Personal pro Schicht.
Hilzingen fährt auf Sicht
Hilzingens Bürgermeister Holger Mayer gibt sich optimistisch: „Ich glaube fest daran, dass die Bäder im Sommer öffnen dürfen.“ Allerdings müsse man sich wohl bis Juni oder gar Juli gedulden. „Wir öffnen sonst standesgemäß Mitte Mai, ich glaube dieses Jahr wird es später werden“, so Mayer. Aber man sei bereit, loszulegen. Auch in Hilzingen werde man auf das Hygienekonzept aus dem Vorjahr zurückgreifen, mit kleineren Optimierungen. So werde es dieses Jahr unter anderem nur noch ein anstatt zwei Zeitfenster geben. „Früh- und Abendschwimmen ist aber dennoch möglich“, sagt Mayer.
Wildes Baden könnte zunehmen
Die maximale Besucherzahl wird auf 900 begrenzt. Saisonkarten werde es auch wieder geben, allerdings sei es laut Mayer wichtig, dass sich deren Besitzer ebenfalls vor einem Badbesuch online anmelden: „Damit haben wir die Möglichkeit, Kontakte zurückzuverfolgen.“ Den Hilzinger Rathauschef plagen auch Sorgen: Sollten die Bäder nicht öffnen dürfen, rechne er damit, dass das wilde Baden zunehmen werde. „Wenn die Bäder nicht öffnen dürfen, werden sich die Menschen andere Möglichkeiten suchen“, so Mayer. Dies sei schon im vergangenen Jahr stark bemerkbar gewesen. „Letztes Jahr gab es im Frühling ein wenig Entspannung, davon sind wir derzeit leider ein ganzes Stück entfernt“, sagt Mayer.
Unmut in Gottmadingen wächst
Sein Gottmadinger Kollege, Bürgermeister Michael Klinger, findet angesichts der Ungewissheit für die Bäder deutliche Worte: „Der Sommer kommt nicht überraschend.“ Er wünsche sich von den Entscheidungsträgern in Berlin und Stuttgart einheitlichere Aussagen. „Wir hätten wesentlich mehr Planungssicherheit, wenn wir etwa wüssten, dass wir ähnliche Vorgaben wie letztes Jahr zu erfüllen hätten“, so Klinger. Seit einem Jahr wisse man, was im Sommer auf die Gemeinden und Kommunen mit Freibädern zukommen werde. Doch geschehen sei bisher wenig.
Aber Klinger macht auch deutlich: 2020 habe das Hygienekonzept im Gottmadinger Höhenfreibad gut gegriffen. Neuerungen gibt es aber auch für diese ungewisse Badesaison: So werde es etwa keine Jahreskarten mehr geben. Dafür werde wieder mit Zeitfenstern und elektronischer Anmeldung geplant. Neu ist auch ein Online-Anmeldesystem: „Man braucht sich nicht mehr für jeden Besuch einzeln anmelden, sondern kann einen Nutzer erschaffen, wie bei anderen Onlineportalen auch“, so Klinger.