Freundlich und hilfsbereit, so bedient Gertrud Homburger aus Tengen seit mindestens 15 Jahren ihre Kunden in ihrer Postagentur mit Postbank und kleiner Schreibwarenabteilung in der Lessingstraße in der Singener Nordstadt. Aber ab dem 15. Februar wird es die Filiale nicht mehr geben, die Betreiberin gibt auf. Der Grund sei eine Mieterhöhung des Hauseigentümers. „Die Miete ist um ein Viertel erhöht worden und ich habe hier eine alte Gasheizung drin, das rechnet sich für mich dann nicht mehr“, erklärt die Inhaberin.

Und nicht nur das: Nachdem die Postbank an die Deutsche Bank verkauft worden ist, falle auch der Western-Union-vor-Ort-Service weg. Dadurch sei ihr auch ein Teil ihrer Einnahmen weggefallen. Die Post habe daraufhin ihren festen Verdienstanteil etwas erhöht, das gleiche aber den Verlust nicht aus. Sie rechnet auch damit, dass das Postbank-Geschäft für diese Agentur bald wegfallen werde. Sie habe versucht, eine Lotto-Annahmestelle zu integrieren, aber die Toto-Lotto GmbH habe schon eine Stelle in der Nordstadt und keinen Bedarf.

Schreibwaren werden wenig gekauft

Auch mit den Schreibwaren, die sie zusätzlich anbiete, mache sie keinen großen Umsatz. „Manche brauchen Verpackungsmaterial für ihre Pakete, aber sonst wird wenig gekauft“, berichtet sie. Dabei verlange die Post viel von ihren Betreibern. „Wir dürfen keinen Urlaub machen, hatten also nie zu“, sagt Gertrud Homburger, die die Agentur mit zwei Aushilfen betreibt.

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Es tue ihr furchtbar leid für ihre Kunden, die die Filiale sehr schätzten und ihr das auch immer wieder sagten. „Seit ich draußen angeschrieben habe, dass ich schließe äußern ganz viele ihr Bedauern“, berichtet Gertrud Homburger. Vor allem für die älteren Menschen sei die Post in der Nordstadt eine wichtige Anlaufstelle gewesen, weil ihnen der Weg in die Stadt zur Hauptpost zu weit sei. Aber es kämen auch viele Kunden aus der Südstadt, da sie mit dem Auto bis vor die Filiale fahren könnten.

Wie geht es in der Nordstadt weiter?

Da die Post aufgrund der Einwohnerzahl gesetzlich verpflichtet sei, in der Nordstadt eine Postagentur zu betreiben, ist Homburger überzeugt, dass auch wieder eine Filiale in diesem Viertel geben werde. Sie habe versucht, mit der Post zu reden. Für das Unternehmen müsste es ja günstiger sein, ihr bei den Kosten für die Miete zu helfen, als neue Räumlichkeiten und neue Mitarbeiter zu suchen, so ihre Einschätzung. Da sei sie aber nicht auf offene Ohren gestoßen.

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Die Deutsche Post DHL Group erklärt auf Anfrage, dass sie das Ende der Kooperation mit der Partnerin in der Lessingstraße bedaure. Die Partnerin habe den Vertrag fristgerecht gekündigt. „Wir befinden uns aktuell bereits auf der Suche nach einem neuen Partner, um unsere Kunden vor Ort weiterhin mit unserem postalischen Angebot versorgen zu können“, erklärt Pressesprecherin Jasmin Derflinger. Interessenten seien willkommen.

Sie verweist darauf, dass die Post konsequent in den bedarfsgerechten Ausbau des stationären Netzes investiere. Dabei habe ein Partnermodell für die Partner den Vorteil, dass die Postdienstleistungen dem Einzelhandel zusätzliche Frequenz bringe. Die Zusammenarbeit mit Partnern habe eine deutliche Erweiterung der Öffnungszeiten gebracht.

Kleiner Umtrunk zum Abschied

Am 14. Februar ist die Postagentur in der Lessingstraße zum letzten Mal geöffnet. Am 15. Februar rechne die Post ab und am 16. Februar, dem Schmotzigen Dunschtig, lädt Gertrud Homburger zu einem kleinen Umtrunk für Kunden und alle, die sich verabschieden wollen.

Die Betreiberin, die in Tengen früher auch eine Postagentur hatte, verlässt die Post mit einem lachenden und einem weinenden Augen. Sie will sich nach der Schließung beruflich neu orientieren und hat auch schon etwas im Blick. „Manche Kunden meinten ja, ich würde in den Ruhestand gehen, aber ich muss noch ein paar Jahre“, erklärt sie lachend.