Als „Generationenprojekt“ bezeichnen Ralf und Nicole Homburger ihren geplanten Neubau eines Bestattungshauses an der Angela-Stadler-Straße, neben der neuen Rettungswache, die an der Schaffhauser Straße entsteht. Der Bau solle für den Familienbetrieb mit 20 Mitarbeitern und Sitzen in Hilzingen und Singen eine Investition in die Zukunft sein, die der nächsten Generation und den Mitarbeitern eine Perspektive biete, erklärt Ralf Homburger.

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1967 haben die Eltern von Ralf Homburger neben der Schreinerei und dem Bestattungshaus in Hilzingen die Filiale in der Schaffhauser Straße in Singen in einem Wohnhaus eröffnet. „Doch inzwischen platzen wir aus allen Nähten“, erklärt Ralf Homburger einen Grund für den Neubau. Die Büros in einem Wohnhaus seien nicht mehr zeitgemäß, die räumliche Enge empfänden auch die Kunden als nicht angenehm. Außerdem verstehen sich die Homburgers als modernes Bestattungsunternehmen und wollen das auch in ihren Räumlichkeiten widergespiegelt sehen.

Die Bedürfnisse von Hinterbliebenen ändern sich – und damit auch die Anforderungen an Bestattungen. Das Familienunternehmen ...
Die Bedürfnisse von Hinterbliebenen ändern sich – und damit auch die Anforderungen an Bestattungen. Das Familienunternehmen Homburger plant darum ein neues Bestattungshaus, hier die geplante Ansicht von der Schaffhauser Straße. Hinter dem großen Fenster mit Blick auf den Hohentwiel ist die Trauerhalle. | Bild: GMS Architekten Isny

„Wir verstehen uns als Dienstleister, deshalb soll der Bau in erster Linie zweckmäßig, aber auch schön sein“, erklärt Ralf Homburger. Der energetische Standard soll durch eine Solaranlage und eine Luftwärmepumpe gewährleistet sein. Die Vielfalt der nachgefragten Leistungen spiegelt den Wandel in der Bestattungskultur wieder, die Homburger auch als erster stellvertretender Landungsinnungsmeister der Bestatter beobachtet. Bestattungen haben nicht mehr alle den gleichen Ablauf, es gebe viel mehr Möglichkeiten und die Ansprüche an die Individualität sind laut Nicole Homburger gestiegen. Angehörige seien oft weit in der Welt verstreut, deshalb sei es nicht immer einfach, einen Termin für eine Bestattung zu finden. Da es immer mehr Menschen gibt, die keine kirchliche Trauerfeier wünschen, wird eine Trauerhalle geplant. „Früher waren es 80 bis 90 Prozent kirchliche Bestattungen, heute sind es 60 bis 70 Prozent“, berichtet Nicole Homburger.

Auch für Bestatter ist die Corona-Pandemie eine Herausforderung

Die Corona-Pandemie ist für die Bestatter eine Herausforderung. Das Ehepaar Homburger sieht aber an erster Stelle die Angehörigen, die nicht richtig Abschied nehmen können. Eine offene Aufbahrung mache für viele den Tod erst begreifbar und gebe Angehörigen die Möglichkeit, sich zu verabschieden. Bei mit Corona Verstorbenen ist das nicht möglich. In vielen Kulturen gehöre es außerdem dazu, den Toten schön anzukleiden. Auch dass sich nicht alle Angehörigen bei der Beerdigung sehen konnten, sei für die Familien dramatisch gewesen. Ralf Homburger kann bestätigen, dass im Jahr 2020 mehr Menschen gestorben sind: „Man geht von einer Übersterblichkeit von rund sieben Prozent aus.“ Doch auch die Gesamtsituation, dass viele alte Menschen über Monate isoliert waren, spiele nach seiner persönlichen Einschätzung eine Rolle.

Baustart ist für 2022 vorgesehen

Mit dem Bau des neuen Gebäudes, das auf zwei Geschossen rund 1100 Quadratmeter Nutzfläche haben soll, soll Mitte des nächsten Jahres begonnen werden. Ende 2023/Anfang 2024 soll der Neubau fertig sein, in den die Familie eine siebenstellige Summer investiert. In den neuen Räumlichkeiten sollen alle Dienstleistungen möglich sein, die nach einem Trauerfall benötigt werden, erklärt Homburger. Im Erdgeschoss sollen neben Büro-, Besprechungs- und Ausstellungs-, Kühl- und Versorgungsräumen auch Aufbahrungsräume für Verstorbene sowie ein Kolumbarium für die kurzzeitige Aufbewahrung von Urnen entstehen. Es biete die neue Möglichkeit, dass Angehörige die Urne des Verstorbenen bis zur Bestattung besuchen können. So würde der Tod für sie begreifbar und die Trauerarbeit könne beginnen.

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Ein Ladenlokal, in dem sich ein anderes Unternehmen mit Bezug zum Trauerbereich, wie ein Steinmetz oder ein Gärtner, einmieten kann, ist ebenfalls vorgesehen. Im Obergeschoss soll es eine Trauerhalle geben, in der Trauerfeiern abgehalten werden können und ein Trauercafé, das von den Angehörigen genutzt werden kann. Nicole Homburger kann sich als ausgebildete Trauerbegleiterin auch vorstellen, dass sich zum Beispiel Trauergruppen dort treffen. Im Obergeschoss sollen außerdem fünf Kurzzeitappartements gebaut werden – beispielsweise für Angehörige, die eine Unterkunft brauchen.