Holger Hagenlocher

Gut vernetzt waren sie, als Frank Pilz und Steffen Waltenberger im Januar den Schritt in die Selbständigkeit wagten. Doch mitten in der Corona-Hochphase ihr Unternehmen Giltec zu gründen und dafür die sichere Festanstellung zu verlassen, erforderte Mut.

„Ich wusste bereits, was es bedeutet, selbstständig zu sein“, sagt Waltenberger. Und fügt hinzu: „Meine Frau ist selbstständige Friseurmeisterin, der genau zum Zeitpunkt unserer Gründung wegen Corona die Einnahmen wegfielen. Da waren schon Ängste vorhanden, ob es wirklich der richtige Schritt ist.“

Mit Expertise in die Selbstständigkeit

Die beiden Gründer kannten sich durch ihre Arbeit für einen großen Vertragshändler von Gabelstaplern. Frank Pilz war Kundendienstleiter in der Singener Niederlassung, Waltenberger im Außendienst für die Technik zuständig.

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Nach Schließung des Singener Standorts musste Pilz täglich in die Filiale nach Zimmern bei Rottweil pendeln. Dies und die Arbeit in einem fremden Team ließen in ihm den Plan reifen, sich selbstständig zu machen. In dem Feld, in dem er bereits als Angestellter Erfahrung gemacht hatte. In Waltenberger fand er einen Mitstreiter für seine Idee.

Kontakte aus der bisherigen Tätigkeit bestanden zuhauf und als Pilz seine Fühler ausstreckte, war das Kundeninteresse groß. So konnten die beiden Gründer die Lücke schließen, die die aufgegebene Niederlassung in Singen hinterließ.

Das junge Unternehmen wächst

Das Risiko der Firmengründung scheint sich für Pilz und Waltenberger auszuzahlen. „Seit Januar haben wir keinen Tag ohne Auftrag erlebt“, so Pilz zufrieden. Da das Geschäft nach kurzer Zeit so gut angelaufen ist, sei bereits im April ein erster Mitarbeiter angestellt worden. Ein Grund für den Erfolg seien die guten Beziehungen zu den Kunden, die bereits vor der Firmengründung aufgebaut wurden.

Einer der Kunden ist das Unternehmen Carl Pfeiffer, ein Großhändler für Handwerk und Industrie in Stockach. „Zuerst waren wir nicht sicher, ob sie als junges Unternehmen das können, was der bisherige Lieferant konnte“, erzählt Valentin Hrelescu. Er ist beim „Eisen Pfeiffer“ Leiter des Lagers und Ausbilder bei Carl Pfeiffer.

Gemeinsam am Tisch mit dem Kunden Carl Pfeiffer in Stockach: Steffen Waltenberger(Giltec), Valentin Hrelescu (Carl Pfeiffer), Tobias ...
Gemeinsam am Tisch mit dem Kunden Carl Pfeiffer in Stockach: Steffen Waltenberger(Giltec), Valentin Hrelescu (Carl Pfeiffer), Tobias Berndt (Carl Pfeiffer) und Frank Pilz (Giltec) (v.l.n.r.) | Bild: Holger Hagenlocher

„So etwas ist immer ein Risiko. Denn wenn ein Stapler stillsteht, können wir nicht arbeiten“, so Hrelescu. Als kleines Unternehmen konnte Giltec aber einen attraktiven Preis bieten und bekam den Auftrag. „Wichtig ist uns auch, dass die Zusammenarbeit passte“, ergänzt sein Stellvertreter Tobias Berndt.

So bestünde auch die Möglichkeit, sehr offen miteinander zu reden. Steffen Waltenberger bestätigt das, nicht ohne Stolz:“ Die Kunden haben gesagt, wenn ihr das macht, gehen wir mit euch.“ Und so seien rund 98 Prozent des derzeitigen Kundenstamms Kunden, die die beiden bereits beim alten Arbeitgeber bedient hatten. Das Einzugsgebiet umfasse bereits jetzt den Bereich vom Bodensee bis hinauf nach Stuttgart.

Bald soll vergrößert werden

Das Leistungsangebot des jungen Unternehmens besteht aus Service und Wartung sowie dem Verkauf von Staplern. Dazu kommen Schulungen, Einweisungen und die Durchführung des Gabelstapler-Führerscheins. Auch die Prüfung der Palettenregale bei den Kunden gehöre zum Leistungsangebot. Vieles davon seien laut Pilz Tätigkeiten, die jährlich anfallen, was zu einem kontinuierlichen Umsatz führe. Darauf könne man aufbauen.

Momentan werde die Büroarbeit noch komplett aus dem Homeoffice im Singener Ortsteil Friedingen erledigt. Doch, wenn die Entwicklung so weitergehe, wolle man im nächsten Jahr etwas anmieten. „In vier bis fünf Jahren wollen wir mit Giltec der größte Stapler-Händler im ganzen Bodenseeraum sein“, gibt sich Pilz optimistisch. Das Wichtigste sei jedoch die Leidenschaft für die Arbeit und die Möglichkeit, für sich selbst Verantwortung zu tragen. Da sind sich die beiden Gründer sicher.

Serie Wir packen‘s an

In der Serie „Wir packen es an“ stellt die Singener Lokalredaktion des SÜDKURIER in losen Abständen Unternehmen und Initiativen aus der Wirtschaft vor, die sich gerade in diesen zermürbenden Zeiten der Corona-Pandemie engagieren oder etwas Neues aufbauen. Die Serie soll Mut machen und zeigen, was Unternehmer der Pandemie und deren Auswirkungen entgegensetzen. Denn trotz monatelanger Einschränkungen stehen viele Firmen nicht gänzlich still. In dieser Serie haben wir beispielsweise schon den Gottmadinger Gewerbeverein und seine zurückkehrende Hoffnung vorgestellt. Oder das Unternehmen Meder Commtech, das Audiogeräte herstellt und so für Museen coronagerechte Lösungen schafft.