36 Grad – und es wird noch heißer. Die Sonne steht über dem Herrenacker in Schaffhausens Altstadt und strahlt Plüsch-Frontmann Andreas „Ritschi“ Ritschart ins Gesicht. Aber auch wenn er ins Gegenlicht blinzelt, sieht er, dass ihn sein Publikum frenetisch feiert. „Wir wollten immer mal auf dieser Bühne stehen, jetzt haben wir es geschfft“, ruft er den Plüsch-Fans zu. Plüsch ist die erste Band des letzten Festivalabends, danach spielt erst Dean Lewis und dann der Höhepunkt des Abends, Mark Forster. Und der ist besonders aus den deutschen Charts seit 2012 schwer wegzudenken.
Das Finale von Stars in Town beginnt mit einer Zugabe: Über zehn Jahre ist es her, dass Plüsch auf Tournee war. Jetzt ist es wieder so weit. Und wenn die Schweizer Rockband Plüsch auftritt, ist jedes Lied eine Zugabe, denn die fünf Musiker Ritschi, Simi, Hunzi, Bali und Röschel haben sich extra für ihre „Zuegab“-Tournee noch einmal zusammen gefunden.
Und wenn sie auf der Bühne erscheinen, sind ihre Schweizer Fans aus dem Häuschen. Von wegen Plüsch! Sanft und kuschelig ist da wenig. Stark und treibend sind die Schläge von Drummer Alexander „Bali“ Balajew, zielgerichtet die Stimme von Andreas „Ritschi“ Ritschard und klangvoll der Soundteppich des Melodie-Trios mit Gitarrist Roger „Röschel“ Meier, Bassist Simon „Simi“ Ryf und Keyboarder Andreas „Hunzi“ Hunziker.
Sie sind zurück. Im November 2021 fanden sich die Schulfreunde von einst wieder. Schnell war klar: Die Band lebt und auf dem Herrenacker konnte das Publikum mit den fünf Mundart-Helden aus dem Berner Oberland in Erinnerungen schwelgen. Nicht nur, wenn Plüsch ihren Hit „Heimat“ anstimmen, fühlen sich die Besucher zuhause. „Das Festival auf dem Herrenacker ist einfach besonders“, sagt Helga Schnittker, die das Festival regelmäßig besucht.
So viel Aufwand steckt hinter dem Festival
Welch Aufwand dahinter steckt, um dieses Wohlfühl-Gefühl zu erzeugen, hat Ansager Alexander Blunschi formuliert: „Danke an die vielen Helfer auf dem Platz und die vielen Anwohner rund um den Platz, die ein derartiges Festival erst möglich machen.“ Über 600 Freiwillige sind jedes Jahr im Einsatz, um den rund 60.000 Besuchern an sechs Festivaltagen ein grandioses Erlebnis zu schaffen.
Darunter auch einige Anwohner, die an den Fenstern kräftig mitfeiern, und die Gewinner der SÜDKURIER-Verlosungen. „So ein Gewinn ist etwas Wunderbares“, sagt Frank Hentschel, der sich riesig freut, den Konzertabend von Mark Forster auf dem Herrenacker zu genießen. Genauso ergeht es auch den anderen Gewinnern. „Ich freu mich auf einen wunderbaren Konzertabend mit meiner Enkelin“, verrät beispielsweise Ilona Grundgeiger. Axel Feigenbutz formuliert es so: „Es soll ein schöner Abend in Schaffhausen werden.“ Und das wurde es auch.
Fast alle Konzertabende waren in diesem Jahr ausverkauft und auch zum Finale mit Mark Forster gab es schließlich keine Karten mehr. Doch auch für die Forster-Fans war Geduld gefragt. Bis nach 22 Uhr mussten die Fans warten – aber dann gab es kein Halten mehr. Stattdessen gab es Hit auf Hit und Konfettiregen für die Forster-Fans. Ganz in Weiß springt der Musiker auf die Bühne und der Jubel ist gigantisch.
Schaffis feiern Mark Forster
Es ist nicht das erste Mal Schaffhausen für ihn. Bei seinem Auftritt vor einigen Jahren konnte er überschwänglich seine in der Schweiz lebende Schwester begrüßen. Der Musiker mit dem Baseball-Käppi begeisterte auch dieses Mal mit einer ausgefeilten Live-Show voller Überraschungen und Ohrwürmern, die seit vielen Jahren nicht zu überhören sind. Mit seinem ersten großen Erfolg „Flash mich nochmal“ startete er ins Programm, mit „Au Revoir“ verabschiedete er sich von seinem Publikum. Dazwischen hat er viele Register gezogen, um die Masse auf dem Herrenacker zu unterhalten.
Und dabei beschäftigte ihn auch die Erkenntnis, dass Schaffhausen ein außergewöhnlich langer Städtename ist. „Wie wär‘s, ich sag einfach Schaffi“, scherzte Forster – und erntete herzlichen Applaus. Es war nicht das letzte Mal, dass die „Schaffis“ Beifall zollten.
Dean Lewis: Von Australien auf Europa-Tour
Das hat zuvor auch der Australier Dean Lewis umgesetzt. Seine Europatournee, die ihn noch nach Deutschland und Irland führen wird, hat er für einen Zwischenstopp in Schaffhausen genutzt und ist gleich mit seinem bekanntesten Hit „Waves“ auf die Bühne gesprungen. Die bemerkenswerte Anziehungskraft seiner Songs, die sowohl die tiefen als auch die erhebenden Momente des menschlichen Lebens einfangen, haben auch auf dem Herrenacker für Emotionen gesorgt und das Publikum am Stars in Town in seinen Bann gezogen.
Der Singer-Songwriter aus Sydney überzeugt mit seiner Stimme und flinken Fingern auf der Gitarre – und manche Fans in der ersten Reihe offenbarten auf großen Plakaten, dass sie sich erst durch Dean Lewis kennengelernt haben. Seine Gelassenheit lässt er auf der Bühne durchblicken. „Aber auch backstage ist er völlig entspannt“, berichtet Nora Fuchs vom Festivalteam. Durch seine charakteristische Stimme und die Fähigkeit, Gefühle mit aufrichtiger Ehrlichkeit zu vermitteln, habe er sich als feste Größe etabliert. Alle Bilder des finalen Konzertabends gibt es in unserer Galerie.
Stars in Town 2024 ist Geschichte. Eine Geschichte voller Höhepunkte. Vier der sechs Abende waren schon vor Festivalbeginn ausverkauft. Erneut konnten über 60.000 zahlende Besucher gezählt werden, wie die Veranstalter bilanzieren. Und nach der Show ist vor der Show: Die Erfolgsgeschichte soll weitergehen. Den Start der 14. Auflage kündigt Ansager Alexander Bunschli bereits für den 31. Juli 2025 an.