Für den FDP-Landesvorsitzenden Michael Theurer, Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium und Volker Wissings Eisenbahnbeauftragter, ist die Gäubahn keine Unbekannte. Der ehemalige Oberbürgermeister von Horb kennt die leidvolle Geschichte voller Sperrungen und Baustellen und verlor sich am Anfang seiner kenntnisreichen Ansprache in Singen ein wenig in Nostalgie. Er erinnerte an Zugnamen wie „Napoli“, den Cisalpino, der einst nach Italien fuhr, und die Zeit der Neigetechnik-Züge.

Nun soll ein moderner Intercity (IC) 2 ab sofort als Botschafter für den Hegau über die Gäubahn – und auf anderen Strecken der Deutschen Bahn – rollen. Hauptsächlich sei er jedoch für die Strecke zwischen Stuttgart und Zürich vorgesehen. Neben Theurer waren Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) und die DB-Konzernbevollmächtigte Clarissa Freundorfer zur Zugtaufe nach Singen gekommen.

Dabei hat sich der Eisenbahnbeauftragte Michael Theurer optimistisch gegeben: „Die Strecke der Gäubahn wird ertüchtigt, also zukunftsfähig gemacht. Deshalb bitte ich als Beauftragter für Schienenverkehr um Verständnis, wenn es zu Streckensperrungen kommt“, betont Theurer, der im Rahmen der Zugtaufe auf sein persönliches Ablaufdatum als Bahnbeauftragter angesprochen wurde. Laut Medienberichten sei er als neuer Vorstand in der Deutschen Bundesbank im Gespräch. Das damit verbundene Prozedere sei noch nicht abgeschlossen, sagt Theurer: „Ich werde meine Arbeit als Bundestagsabgeordneter und als Eisenbahnbeauftragter weiterhin machen, bis das Kabinett entschieden hat.“

Der SPD-Landtagsabgeordnete Hans-Peter Storz (von rechts) überreicht den Bahn-Vertretern Clarissa Freundorfer und Michael Theurer im ...
Der SPD-Landtagsabgeordnete Hans-Peter Storz (von rechts) überreicht den Bahn-Vertretern Clarissa Freundorfer und Michael Theurer im Beisein der FDP-Bundestagsabgeordneten Ann-Veruschka Jurisch ein besonderes Brot des Singener Vulkanbäckers Stadelhofer mit einem starken Hinweis auf den zweigleisigen Ausbau der Gäubahn. | Bild: Susanne Gehrmann-Röhm

Falls er in den Vorstand der Deutschen Bundesbank berufen werde, werde er sein Bundestagsmandat niederlegen. Der 56-jährige Theurer ist seit Dezember 2021 Parlamentarischer Staatssekretär im Verkehrsministerium. Um die Zweigleisigkeit der Gäubahnstrecke habe er schon zuvor gekämpft. „Wir tun alles, damit die Gäubahn irgendwann direkt in den neuen Stuttgarter Tiefbahnhof einfahren kann“, sagt er – doch dazu müsse der Pfaffensteigtunnel noch gebaut werden.

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Da dieses Projekt in das Modell „beschleunigtes Bauen“ aufgenommen wurde, rechnet er mit einem Baubeginn im Jahr 2026. Nun bleibe zu hoffen, dass die Mittel zur Verfügung stehen, so Theurer mit Blick auf den baden-württembergischen Verkehrsminister Hermann. „Dann wäre ein Damokles-Schwert über der Gäubahn weg.“ Dabei sei die Zugtaufe auch als Signal zu verstehen. So soll ein Impuls in Richtung Fernverkehr gesetzt werden.

„Heute taufen wir den modernen IC 2 auf den Namen „Hegau“ und bringen damit diese wunderschöne Region quasi auf die Schiene und zu den ...
„Heute taufen wir den modernen IC 2 auf den Namen „Hegau“ und bringen damit diese wunderschöne Region quasi auf die Schiene und zu den Menschen in anderen Regionen im Land.“Michael Theurer, Eisenbahnbeauftragter beim Bundesministerium für Digitales und Verkehr und FDP-Bundestagsabgeordneter. | Bild: Susanne Gehrmann-Röhm

Grundsätzlich sei der Sanierungsbedarf auf den maroden Strecken der Deutschen Bahn riesig. Auf über 15 Milliarden Euro seien die Bundesmittel angehoben worden, so Theurer. Auch Hermann sieht die Herausforderung. Er erwartet in den nächsten 20 Jahren erhebliche Anstrengungen bei der Sanierung: „Wir müssen bei den Sanierungsarbeiten zukünftig anders vorgehen als zuletzt“, mahnte er mit Blick auf die neue DB-Konzernbevollmächtigte Clarissa Freundorfer.

Es sei unbedingt erforderlich, Baustellen zu bündeln, wie es bei den Hochleistungskorridoren gemacht werde. Und er lobte die Leistungen seiner Behörde: „Der neue Doppelstock-IC bekommt den Namen einer sehr schönen Region. Dank der Förderung des Landes gilt hier das Nahverkehrsticket auch im Intercity“, so Hermann.

Clarissa Freundorfer, Konzernbevollmächtigte der DB für das Land Baden-Württemberg.
Clarissa Freundorfer, Konzernbevollmächtigte der DB für das Land Baden-Württemberg. | Bild: Susanne Gehrmann-Röhm

Singens OB Bernd Häusler erinnerte – gerade in dem Jahr, in dem 125 Jahre Stadterhebung in der Hohentwiel-Stadt gefeiert werde – daran, dass Singen vor allem aufgrund der Bahnlinie 1899 die Stadtrechte bekam und sich große Industriebetriebe ansiedelten. Leider sei das Versprechen beim Bürgerentscheid zu Stuttgart 21 im Jahr 2011, dass die Gäubahn ohne lange Unterbrechung an den neuen Stuttgarter Hauptbahnhof angeschlossen werde, nicht gehalten worden, lautet Häusler Einwand. Dass die Singener Kurve komme, findet er gut, aber auch, dass die Intercity-Züge weiterhin im Bahnhof Singen halten werden. Er hoffe, dass der Bau des Pfaffensteigtunnels zügig vorangeht und appellierte: „Vergessen Sie uns hier unten nicht – am ‚end of the länd‘“.

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Die DB-Konzernbevollmächtigte für Baden-Württemberg, Clarissa Freundorfer, beschrieb die Doppelstockzüge als zuverlässig, komfortabel und umweltfreundlich: Der IC „Hegau“ fahre im Stundentakt mit 100 Prozent Ökostrom: „Ab heute ist ein frisch getaufter Intercity 2 als Botschafter für den Hegau unterwegs. Das freut mich sehr“, so Freundorfer.