Mehr Verkehr auf die Schiene verlagern – dieses Ziel hat sich die Landesregierung auf die Fahnen geschrieben. Denn der Verkehrssektor soll 55 Prozent der Treibhausgase bis 2030 einsparen. Dafür müsse bis dahin jede zweite Tonne Fracht klimaneutral transportiert werden, wie Elke Zimmer (Grüne), Staatssekretärin im Landesverkehrsministerium und Landtagsabgeordnete für Mannheim, kürzlich bei einem Besuch im Singener Hupac-Terminal am Güterbahnhof erläuterte. Die Schiene gilt als Hoffnungsträger bei der Umstellung des Verkehrs auf Klimaneutralität.

Dafür hat die Landesregierung eine ausgefeiltes Güterverkehrskonzeption erarbeitet. Laut einem Papier des Singener Landtagsabgeordneten Hans-Peter Storz (SPD) wurde es im Jahr 2020 beschlossen und sieht eine annähernde Verdoppelung der Transportleistung im kombinierten Verkehr von 2010 bis 2030 vor. Kombinierter Verkehr (KV) bedeutet, dass Container oder Lastwagenanhänger auf den Zug verladen werden, um den längsten Teil ihrer Reise per Bahn anzutreten. Ein Ort für die Verladung ist das Hupac-Terminal in Singen.

Sieht ein zusätzliches Terminal für kombinierten Güterverkehr in Pfullendorf kritisch: Hans-Peter-Storz, SPD-Landtagsabgeordneter für ...
Sieht ein zusätzliches Terminal für kombinierten Güterverkehr in Pfullendorf kritisch: Hans-Peter-Storz, SPD-Landtagsabgeordneter für den Wahlkreis Singen. | Bild: Hans-Peter-Storz

Die Güterverkehrskonzeption greift auch auf ein Standortgutachten zum KV von 2014 zurück, wie es in einer Antwort des Stuttgarter Verkehrsministeriums auf einen Abgeordnetenantrag von Storz, dem verkehrspolitischen Sprecher seiner Fraktion, und anderen Abgeordneten heißt. Das Gutachten kommt zum Schluss, dass es in Oberschwaben Bedarf an einem weiteren Terminal gibt. Pfullendorf könnte diesen Bedarf decken.

Diesel statt Strom? Wenig sinnvoll

Dies wiederum sieht Storz kritisch. Denn das KV-Terminal in Pfullendorf ist nicht an eine elektrifizierte Bahnstrecke angeschlossen, sondern nur an die mit Diesel betriebene Räuberbahn. Über diese müssen Güterzüge über Altshausen nach Aulendorf fahren, ehe es unter Strom weitergehen kann. Ein weiterer Minuspunkt aus Storz‘ Perspektive: Ein Terminal in Pfullendorf wäre nicht an Bundesfernstraßen angebunden. Aus den Stellungnahmen von Ministerium und Abgeordnetem geht auch hervor, dass Fördergelder des Bundes für neue KV-Terminals fließen können.

Das könnte Sie auch interessieren

Der Abgeordnete macht sich Sorgen um das Singener Hupac-Terminal. Durch Bauarbeiten an Gäubahn und Hochrheinstrecke sei die Erreichbarkeit Singens von der deutschen Seite ohnehin schon erschwert. Auch die Bodenseegürtelbahn stehe „aufgrund ihrer Leistungsfähigkeit faktisch nicht als Güterverkehrsbahnlinie zur Verfügung“, schreibt Storz in einer Stellungnahme. Außerdem sei ein neues Terminal in Horb kürzlich in Betrieb gegangen, das in Konkurrenz zu Singen stehen könnte.

Weitere Konkurrenz in Oberschwaben

Konkurrenz für den Singener Standort könnte es aber auch dann geben, wenn ein KV-Terminal in Oberschwaben in Niederbiegen entstehen sollte, das laut dem Verkehrsministerium ebenfalls als Standort im Gespräch ist und nördlich von Weingarten direkt an der Südbahn zwischen Ulm und Friedrichshafen liegt.

Das könnte Sie auch interessieren

Keine Höchstzahlen beim Singener Terminal

Beim Besuch von Staatssekretärin Elke Zimmer mit der Grünen-Landtagsabgeordneten Dorothea Wehinger im Singener Güterbahnhof Anfang Juli waren keine Sorgen vor Konkurrenz bei den Verantwortlichen zu hören. Die beiden Geschäftsführer der Betreibergesellschaft Terminal Singen GmbH (TSG), Daniel de Graaff und Simone Croci Torti, sagten aber durchaus, dass das Verkehrsaufkommen noch weit von den Höchstzahlen entfernt sei. Sie machten dafür die allgemeine wirtschaftliche Lage nach der Corona-Pandemie verantwortlich. Um weiter in Richtung Klimaziele zu kommen, brauche man mehr Kunden. SPD-Mann Storz fordert nun in seiner Bewertung, dass der Güterverkehr beim Gäubahnausbau stärker als bisher berücksichtigt werden soll.