Singen hängt mit Blick auf schnelles Internet weiter in der Warteschleife, denn der Glasfaser-Ausbau lässt auf sich warten. Auch die Stadtteile hängen weiter in der Luft und gerade dort wächst der Unmut. Bohlingens Ortsvorsteher Stefan Dunaiski machte seinem Ärger beim Neujahrsempfang vor Kurzem Luft: „Schnelles Internet mit der Firma LilaConnect, das sind bislang leider nur leere Versprechungen gewesen“, zeigte sich Dunaiski beim Bohlinger Neujahrsempfang enttäuscht. Wie es weitergehen wird, sei zum aktuellen Zeitpunkt offen. Und dieser Umstand bereite vielen Bürgern Sorgen.

450 Kilometer braucht es für Singen: So sehen Glasfaserleitungen von innen aus.
450 Kilometer braucht es für Singen: So sehen Glasfaserleitungen von innen aus. | Bild: Matthias Güntert

Doch wie sieht es bei LilaConnect eigentlich aus? Das ist die Firma, die den Glasfaserausbau in Singen bewerkstelligen wollte. LilaConnect wollte im Dezember 2022 mit einem offiziellen Spatenstich das neue digitale Zeitalter in Singen einläuten und mit den Arbeiten in der Nordstadt beginnen. In der Zwischenzeit ist es erstaunlich ruhig um das Glasfaser-Vorhaben geworden und der Unmut über die Verzögerung wächst.

Woran hapert‘s? Beim Spatenstich im Dezember wurde noch gesagt, dass die ersten Bagger im ersten Quartal 2023 unterwegs sein sollen. Der sogenannte „Point of Presence“, also die Glasfaser-Verteilstation, sollte voraussichtlich Anfang 2023 aufgestellt werden. Davon ist ein Jahr später nichts zu sehen, denn bis zum heutigen Tag ist noch kein Bagger in Aktion getreten.

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Auf eine ausführliche SÜDKURIER-Nachfrage ist zu den Gründen von LilaConnect nur sehr wenig zu erfahren. Immerhin gibt man die Schwierigkeiten beim Glasfaser-Ausbau zu: „Insbesondere die angespannte Lage im Baugewerbe hat direkte Auswirkungen auf den Netzausbau“, teilt das Unternehmen schriftlich mit. Viele der angefragten Tiefbauunternehmen seien mit Lieferengpässen, steigenden Preisen für Baumaterialien und einem Mangel an Fachkräften konfrontiert. Zudem würden steigende Zinsen geplante Investitionen beeinflussen.

Probleme bei den Ausschreibungen

Im August 2023 hatte sich das noch anders angehört: Damals hatte LilaConnect gegenüber dem SÜDKURIER bestätigt, dass man aktuell dabei sei, die Projektbudgetierung zu überarbeiten, um günstigere Bedingungen zu erhalten. Dazu werde die Vergabestrategie finalisiert. „Es werden Verhandlungen mit Generalunternehmern geführt, um das Projekt zu vergeben. Anschließend beginnt die Phase der detaillierten Planung und der Genehmigungsprozesse“, hieß es damals.

Das bedeutet: Das Unternehmen hatte sich aufgrund der Veränderungen im Bausektor – etwa Inflation, Preisanstiege oder Personalmangel – dazu entschieden, Ausschreibungen zu wiederholen, mit denen ein Baupartner gesucht wird.

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Aktuell gibt LilaConnect lediglich zu verstehen: Um den Netzausbau dennoch voranzutreiben, habe das Schwesterunternehmen VX Fiber die Strategie angepasst und werde als aktiver Netzbetreiber Kooperationen mit Infrastrukturunternehmen umsetzen. „Durch diese Partnerschaften werden wir die nötigen Synergieeffekte bei den Ausbauarbeiten erzielen. Derzeit befinden wir uns in aktiven Verhandlungen“, heißt es dazu. Daher könne man leider keine weiteren Informationen kommunizieren.

Wie bekannt, habe LilaConnect die benötigte allgemeine Planung für den Glasfaserausbau in der Nordstadt abgeschlossen. „Unser Ziel ist, den Glasfaserausbau in Singen und seinen Ortsteilen zeitnah und erfolgreich zu starten.“ Wann dies konkret sein soll und wann der Glasfaser-Ausbau starten soll, dazu gibt es keine Angaben vom Unternehmen.

Die Stadt hofft auf schnelle Besserung

Bei der Stadt Singen hofft man indes weiter, dass der Glasfaserausbau endlich umgesetzt wird. „Nach unserem Kenntnisstand liefen die Gespräche von LilaConnect mit den Investoren noch bis Ende Januar. Wir als Stadt Singen sowie die Vertreter der Ortsteile hoffen natürlich weiterhin, dass der angekündigte Ausbau bald beginnt“, schildert Wirtschaftsförderer Oliver Rahn.

Dabei sei die Wichtigkeit von Glasfaseranschlüssen und schnellem Internet laut Rahn überall gegeben – und die Bedarfe würden stetig steigen. „Das liegt an zunehmender Digitalisierung, wachsender Nutzung von Homeoffice, aber auch vermehrtem Einsatz von Streaming, Gaming oder Ähnlichem in den Haushalten. Das Leben spielt sich zunehmend online ab und hier sind die Bedarfe in den kleineren Ortsteilen nicht so viel anders an in den Städten“, so Rahn weiter. Viele Menschen in den Ortsteilen seien im Homeoffice auf leistungsfähige Datennetze angewiesen. Da sei eine akzeptable Bandbreite ein wichtiger Standortfaktor.

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So sieht der Zeitplan aus

Ohne Baustart fällt ein konkreter Zeitplan für den sehnlichst erwarteten Glasfaserausbau schwer: „Das Fertigstellungsdatum hängt vom Beginn der Bauarbeiten ab, der wiederum von den genannten Faktoren abhängt“, teilte LilaConnect im August mit. Jedoch plane man, den ersten Abschnitt ein Jahr nach dem Beginn der Bauarbeiten abzuschließen. Die weiteren beiden Abschnitte sollen dann entweder parallel oder aufeinander folgend gestartet werden.