Neugierig begrüßt Hündin Morla eine Besucherin, die zum Tag der offenen Tür im Innenhof des Jugendtreffs Teestube einen Kuchen mitgebracht hat. „Morla ist immer dabei“, sagt die Spenderin und streichelt ihr den Kopf.

Die irische Wolfshündin gehört zu Colin Sperling, der sich als Besucher der Teestube seit neun Jahren ehrenamtlich in der Werkstatt einbringt. Es sei nicht der erste Tag der offenen Tür, aber ein besonderer. „Es ist sicher der letzte im diesem Sommer, den wir hier in diesem Gebäude veranstalten können“, sagt Sperling.

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Bis Ende des Jahres dürfen die Jugendlichen wohl noch bleiben, dann soll das Gebäude in der Hauptstraße im Rahmen des Sanierungsgebiets Scheffelareal abgerissen werden. Als Ersatz hat die Stadt einen Neubau in der Bahnhofstraße geplant.

„Meine Werkstatt ist dann weg, für die ist im neuen Gebäude gar kein Platz“, sagt Colin Sperling frustriert. Gemeinsam mit ihm hatten zwei weitere Mitglieder Unterstützung bei Holz- und Metallarbeiten, Fahrradreparaturen und auch bei kleinen Reparaturen am Auto angeboten. Jeder habe das gegen eine Spende nutzen können. Auch Reparaturen im Haus wurden in der Werkstatt erledigt.

„Auch aus pädagogischer Sicht leistet die Werkstatt einen wichtigen Beitrag“, sagt Nora Palmer, die über die Singener Kriminalprävention für die Sozialarbeit in der Teestube zuständig ist. Ihre Erfahrung ist: „Wenn gewerkelt wird, kommen Leute dazu, und es motiviert, es mal selbst auszuprobieren.“ Einige dieser Besucher hätten dann einen handwerklichen Beruf gewählt.

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Die Teestube steht Jugendlichen ab 16 Jahren offen, die Altersgruppe von 18 bis 27 überwiege aber. Nach gut zwei Jahren Schließung wegen Corona kämen zurzeit aber auch wieder jüngere Besucher dazu. Auch Nora Palmer fällt der Umzug schwer. Das jetzige Haus habe Charme und eine Geschichte; die Malereien und überkleisterten Plakate an den Wänden könne man aber nicht mitnehmen.

Nicht alle sind zufrieden

Während sich die Plätze im Innenhof füllen, schließt Doris Scheck die Türen des Umsonstladens. Seit vier Jahren steht sie an Samstagen zum Verkauf parat. „Es waren schon viele da, und die kommen pünktlich, weil wir in der Regel bis 16 Uhr geöffnet haben.“

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Scheck ist richtig sauer, der Auszug sei mehr als ärgerlich. Sie fragt sich: „Wo sollen die Sachen nachher alle untergebracht werden? Der Raum für den Umsonstladen ist nach dem Plan viel kleiner.“ Der Laden sei sehr gefragt und immer gut gelaufen, das zeige, dass die Sachen gebraucht werden.

Die Teestube muss weichen. Das Gebäude in der Singener Hauptstraße soll abgerissen werden.
Die Teestube muss weichen. Das Gebäude in der Singener Hauptstraße soll abgerissen werden. | Bild: Freißmann, Stephan

Lara Fichtner vom Vorstand macht der Auszug betroffen. Sie kam schon mit 16 in die Teestube und hat hier, wie sie sagt, ihre ganze Jugend verbracht. „Da hängen eine Menge Emotionen dran“, sagt sie.

Seit fünf Jahren ist die 21-Jährige aktives Vereinsmitglied. So veranstaltete sie in Zusammenarbeit mit der Sozialarbeit Workshops zu Themen wie übergriffiges Verhalten oder Drogenkonsum.

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„Ich konnte mich selbst ausprobieren, habe Verantwortung übernommen und Selbstvertrauen gewonnen“, sagt Lara Fichtner und verweist auf die Verhandlungen mit der Stadt. „Wir haben es geschafft, dass wir einen Neubau bekommen“, sagt sie – trotz allem erleichtert.

Die Vereinsmitglieder hätten sich nach Corona wieder aktiv ausgetauscht, eine Struktur reingebracht und sich gut auf die Gespräche vorbereitet, betont Fichtner. Der Jugendtreff Teestube sei mit seinen Angeboten eine wichtige Einrichtung und als alternativer Treffpunkt eine Anlaufstelle für viele junge Menschen.