Treffpunkt ist um 10 Uhr vor dem Rathaus. Bernd Häusler, der bei der Oberbürgermeisterwahl am Sonntag, 11. Juli, für eine zweite Amtszeit kandidiert, ist pünktlich. Im blauen Anzug und mit seiner Lesebrille in der Hand wartet er auf die zwei Redakteure aus der Singener Redaktion. „Meine Frau hat mir gesagt, ich soll darauf achten, was ich mit meinen Händen mache“, sagt er und lacht. Gemeinsam mit dem SÜDKURIER wird er sich an diesem Morgen auf eine besondere Tour durch Singen begeben. Das Ziel sind Orte, die sich in den vergangenen Jahren deutlich gewandelt haben. Aber auch Plätze, bei denen nicht alles rund lief, sowie Orte, die in den kommenden Jahren aufgewertet werden sollen.
Vier davon durfte sich der amtierende OB selbst aussuchen, zwei weitere wurden überraschend von der SÜDKURIER-Redaktion bestimmt. Am Ende des kleinen Spazierganges gibt esviele Antworten, gute Zukunftsaussichten und zwei dicke Blasen.
Bei der Feuerwehr wird es eng
Die Wache in Singen platzt aus allen Nähten – das ist schon lange kein Geheimnis mehr. Ein Neubau muss her, am liebsten gestern als heute. Auch Oberbürgermeister Bernd Häusler macht daraus keinen Hehl: „Dieser Wunsch ist schon lange da.“ Aber es soll jetzt vorwärts gehen – wenn auch zuerst in mehreren kleineren Stufen. „Das DRK wird ausziehen und in die neue Rettungswache, die Ende des Jahres fertig sein wird, umziehen“, so Häusler.

Dadurch würden Garagen und Räume frei werden. Der große Wurf mit einer neuen Feuerwehrwache an der Radolfzeller Straße soll dann in den kommenden acht Jahren folgen, versichert er. Laut Häusler brauche es ein Grundstück von mehr als 10.000 Quadratmeter, um den Neubau zu realisieren. „Man muss dazu aber auch sagen, dass solch ein Neubau deutlich mehr als zehn Millionen Euro kostet“, sagt er. Eine moderne Feuerwehr erfordere einen solch großen Schritt. „Unseren Feuerwehrleuten muss es Freude machen, wenn sie ihrer Aufgabe nachgehen. Sie setzen ihr Leben für uns Bürger ein“, betont Häusler.
Der neue Bahnhofsvorplatz ist ein echter Hingucker
Für Amtsinhaber Bernd Häusler ein klarer Meilenstein für die Stadt Singen. Auch mit Blick auf die Attraktivität des öffentlichen Nahverkehrs. Der Umstieg von Bus zu Bahn sei vor dem Neubau schwierig gewesen. „Der neue Busbahnhof ist ein Quantensprung zu dem, was wir vorher hatten“, sagt Häusler. Zusammen mit den günstigen Tarifen im Stadtbusverkehr falle der Umstieg auf den ÖPNV vielen Bürgern leichter. Aber es soll auch am Bahnhof weitergehen. Ein Beispiel hat OB Häusler gleich parat: Bus-Linien sollen im Stadtbusverkehr verdichtet werden.
Das Hospiz für den gesamten Landkreis
Die Villa Wetzstein wurde mit dem Hospiz aus dem Dornröschenschlaf geweckt. Damit steht das einzige Hospiz im Landkreis Konstanz in Singen. Von einem Häusler-Triumph will der aktuelle Rathauschef dennoch nichts wissen: Es sei der Erfolg vieler gewesen, das Hospiz nach Singen zu holen.
Aber er sei stolz darauf, das Hospiz nach Singen geholt zu haben. Es stand auch ein Standort auf der Mettnau in Radolfzell zur Debatte. Die Stadt habe dafür den Grund und Boden sowie das Gebäude kostenlos zur Verfügung gestellt. „Jeder, der in der Familie schon einmal einen solchen Fall hatte, weiß, welchen Stellenwert das Hospiz hat“, sagt Häusler. Er macht aber auch deutlich: Das Hospiz in Singen ist für alle Bürger im gesamten Landkreis Konstanz.
Der Praxedisplatz ist noch kein Hit
Nadelöhr oder moderner Verkehrsknotenpunkt? Wohin es in Zukunft mit dem Praxedisplatz und der dazugehörigen Unterführung zur Güterstraße gehen soll, steht für Bernd Häusler fest: „Wir müssen hier Autos, Radfahrer und Fußgänger durchbringen. Ich glaube, dass das, was wir jetzt haben, gefährlich ist.“

Seine Idee: ein Kreisverkehr muss her. „Dadurch wird der Verkehrsfluss besser funktionieren“, sagt er. Gerade Radfahrer und Fußgänger müssten an den Ampeln unwahrscheinlich lange warten. „Das nervt alle, nicht zuletzt die Autofahrer“, so Häusler. Er plädiere dafür, dass die Radführung optimiert werde.
Denkbar sei eine Brücke zur Fittingstraße. Oder eine Nutzung des Fußgänger-Tunnels auch für Radfahrer. Dazu gehöre auch, den Gehweg auf der Güterstraße zu verbreitern. „Dann kann ich dort sicher Radfahren“, sagt Häusler.
Mehr Sicherheit auf dem Ekkehard-Platz
Schöner, heller und freundlicher – so soll der neue Ekkehard-Platz in einigen Jahren aussehen, wenn es nach Bernd Häusler geht. „Es ist aktuell ein Platz, auf dem man sich gerade in späteren Stunden nicht unbedingt wohlfühlt“, kritisiert er.
Die Aufenthaltsqualität entspreche nicht dem, was er sich derzeit vorstelle. „Die Aufwertung und Überplanung ist ein wichtiges Projekt für die kommenden acht Jahre“, so Häusler. Dabei wolle er auf Bürgerbeteiligung setzen – ähnlich wie bei der Gestaltung des Herz-Jesu-Platzes. „Der Ekkehard-Platz ist das Ende der Fußgängerzone über die Scheffelstraße und es ist nicht der schönste im Moment.“
Der Platz würde durch eine offene Neugestaltung deutlich mehr dazugewinnen. „Das ist ein tolles Projekt, mitten in der Stadt eine grüne Oase zu schaffen, auf der man sich wohlfühlen kann“, betont Häusler.
Die Nordstadt-Kita fehlt noch immer
Die Entscheidung, den Neubau der Nordstadt-Kita im Jahr 2021 nicht zu bauen, sei laut Bernd Häusler weder ihm noch dem Gemeinderat leicht gefallen. „Aber es war mit Blick auf die Finanzen einfach nicht darstellbar“, sagt er. Häusler gehe davon aus, dass der Baupreis von rund sieben Millionen Euro aufgrund der aktuellen Baupreise gestiegen wäre. Vielleicht auf acht Millionen Euro. „Es war die richtige Entscheidung mit Blick auf die angespannten Finanzen“, so Häusler. Er versicherte aber, dass der Bau nicht auf den Sanktnimmerleinstag verschoben werde: „Wir wollen die Kita aber bauen.“ Zeitgleich mit dem Beschluss, in der Nordstadt keine Kita zu bauen, habe die Stadt drei Millionen Euro eingeplant, um rund 130 Ü3-Platze zu bauen. Weitere seien in Planung im Bereich U3. Hier sollen Pläne für 20 weitere Plätze demnächst dem Gemeinderat vorgestellt werden. „Wir werden die Kinder in den kommenden Jahren versorgen können“, sagt Häusler. Aber: Singen habe nicht üppig Plätze frei. „Junge Menschen von null bis sechs Jahren, bis sie in die Schule kommen, werden bei uns in Singen ein frühbildliche Bildung erfahren“, betont Häusler. Er werde sich im Falle einer Wiederwahl mit Volldampf dafür einsetzen, dass die Kindertageseinrichtung in der Nordstadt realisiert werde.