Wo aktuell noch ein großer Parkplatz ist, soll schon bald ein Stützpunkt für ein Rettungswagen-Team entstehen: Die Johanniter wollen noch im Frühjahr einen neuen Standort im Steißlinger Gewerbegebiet in der Zeppelinstraße an den Start bringen. Das bestätigen sowohl Bürgermeister Benjamin Mors als auch der Regionalvorstand der Johanniter, Stefan Dittrich, auf SÜDKURIER-Nachfrage. Die Johanniter planen einen millionenschweren Neubau mit einer 24-Stunden-Einsatzbereitschaft.
Laut Bürgermeister Benjamin Mors soll die neue Rettungswache der Johanniter auf dem Parkplatz des ehemaligen Berolino entstehen. 1900 Quadratmeter ist es groß und soll in Erbpacht verpachtet werden. „Die Gespräche laufen schon seit einem halben Jahr, jetzt konnte der Vertrag unterzeichnet werden“, so Mors. Bislang werde der Parkplatz von einem benachbarten Unternehmen genutzt.

Der Bürgermeister spricht von einer idealen Lage, denn von Steißlingen aus seien vor allem durch die Autobahnanbindung viele Gemeinden im Hegau und auch im weiteren Landkreis schnell zu erreichen. „Dies ist wichtig, um vor allem die neuen Rettungsfristen einzuhalten“, so Mors weiter.
Zur Erinnerung: Im neuen Rettungsdienstplan hatte das Innenministerium im September 2022 die sogenannte Hilfsfrist auf zwölf Minuten festgelegt. Zuvor mussten Rettungsdienste in Baden-Württemberg spätestens 15 Minuten nach Alarmierung vor Ort sein.
1,8 Millionen Euro soll der Neubau kosten
Die neue Rettungswache der Johanniter in Steißlingen wird laut Stefan Dittrich für ein Fahrzeug ausgelegt sein, das im 24-Stunden-Dienst agiere. Er rechnet mit Baukosten von rund 1,8 Millionen Euro. „Noch sind wir in den Anfängen der Planung, aber wir rechnen mit einer Gebäudegröße von rund 350 Quadratmetern“, sagt er.
Bis die neue Rettungswache am Start ist, soll es erst einmal eine Interimswache als Containerlösung geben. „Dies ist eine schnelle Lösung, die den schnellen Betriebsbeginn ermöglicht.“ Zum 1. März soll die Interimswache laut Dittrich ihren Betrieb aufnehmen.
Wieso braucht der Hegau eine zusätzliche Rettungswache?
Laut Stefan Dittrich habe der Bereichsausschuss der Rettungsdienste einen Standort der Region rund um die Gemeinde Steißlingen definiert und für passend empfunden. „Durch den Bereichsausschuss wurde dies genehmigt und beauftragt. Die Hilfsorganisationen haben sich geeinigt, für den Standort in Steißlingen die Johanniter zu beauftragen“, so Dittrich. Neben den Hilfsfristen seien auh steigende Einsatzzahlen ein Grund für eine neue Rettungswache.
Vom Standort aus gerechnet, wird die Rettungswache Hilfesuchenden in vielen Gemeinden dienen: Dittrich nennt hier etwa Steißlingen, Radolfzell, Überlingen am Ried, Moos und Bohlingen, Singen Mitte und Ost, Überlingen und Bohlingen, in Richtung Konstanz bis Abfahrt Allensbach Industrie, Friedingen, Beuren, Orsingen-Nenzingen und viele Strecken der A81 von Abfahrt Hilzingen bis Abfahrt Engen. Eine größere Rettungswache des DRK befindet sich etwa in Singen. Sie wurde im Januar 2022 eröffnet.
„Ein Rettungswagen ist mit mindestens einem Notfallsanitäter und einem Rettungssanitäter besetzt und wird meist durch einen Azubi oder Praktikanten unterstützt“, so Dittrich. Insgesamt rechnet er mit einem Team von sechs bis sieben Personen.
Das Warten auf Fördergelder
Ob die Johanniter dauerhaft von Steißlingen ausrücken können, werde sich allerdings erst nach einer Probezeit von 1,5 Jahren zeigen. Wenn die Zahlen aus der Probephase ausgewertet seien, benötige es laut dem Johanniter-Regionalvorstand noch eine Zustimmung des Bereichsausschusses zur Beantragung von Fördermitteln. „Und hier sind wir leider vollständig von der Haushaltslage des Landes abhängig. Wir wissen jedoch schon heute, dass die veranschlagten Haushaltsmittel nicht ausreichend sind, um notwendige Rettungswachen in ganz Baden-Württemberg ausreichend fördern zu können“, so Stefan Dittrich.
Die Johanniter seien von der Passgenauigkeit des Standortes in der Zeppelinstraße überzeugt und hätten bereits mit den Bauplanungen einer dauerhaften Rettungswache begonnen. „Jedoch sind wir hier von der Genehmigung des Bereichsausschusses und vom Zuschussgeber, dem Land Baden-Württemberg und der entsprechenden Haushaltslage abhängig.“