Offene Böden, neue Mauern und Spuren der Geschichte: Die alte Schlossbrauerei hat sich in rund einem Jahr Sanierungszeit schon stark verändert. Wer vorbeiläuft oder -fährt sieht es an manchen Gebäude-Teilen oder dem Dach, das nach und nach Gauben erhält. Das Innere de Gebäudes ist kaum wiederzuerkennen, wie sich beim Rundgang mit Andreas Schmid und seiner Mitarbeiterin Julia Höttges von Gnädinger und Mayer aus Radolfzell zeigt.

In der alten Schlossbrauerei entstehen auf drei Etagen plus Dachgeschoss 25 Wohnungen, deren Größen zwischen 44 und 153 Quadratmeter liegen. Zusammen seien es 2000 Quadratmeter Wohnfläche. Der Nord-Flügel, also der von der Straße aus rechte Flügel, hat inzwischen ein Treppenhaus. Dort erinnert immer weniger daran, dass dort früher die Braukessel standen.

So sieht es im Südflügel im ersten Stock aus. Vieles ist offen, aber bald kommt eine neue Mauer, die ein Treppenhaus abgrenzt.
So sieht es im Südflügel im ersten Stock aus. Vieles ist offen, aber bald kommt eine neue Mauer, die ein Treppenhaus abgrenzt. | Bild: Löffler, Ramona

Im Mittelteil fehlen noch Zwischendecken, so dass alte Raumhöhen noch sehr prominent sind. Eine Wohnung dort wird ein ganz besonderes Element haben, das für immer die Geschichte des Gebäudes zeigt: Den Ofen, dessen Kamin auch künftig in die Höhe ragen wird und viele Jahre das Zuhause von Störchen war.

Das Gebäude ist ein Industriedenkmal, so dass viele Elemente erhalten werden. Im Keller gilt das zum Beispiel für alte Klappen, die selbst im künftigen Heizungsraum für das Industrie-Flair der Vergangenheit sorgen werden.

Im Innenhof stehen ein Kran und andere Baustellenfahrzeuge sowie ein Bauwagen.
Im Innenhof stehen ein Kran und andere Baustellenfahrzeuge sowie ein Bauwagen. | Bild: Löffler, Ramona

Die Räume nehmen Form an

Im Süd-Flügel liegen zum Schutz Bretter über der dunklen, historischen Treppe, die sich vom Erdgeschoss nach oben schwingt. Der Platz für den neuen Aufzug ist bereits frei und auch sonst gibt es momentan viel Luft. Beim Pressebesuch war nur ein Teil des ersten Stocks sicher für Laien betretbar. Die Raumaufteilungen sind weitgehend fix, doch die spätere Wand, die das Treppenhaus von einer Wohnung abtrennt, fehlt noch. Außerdem sind die Fußböden für die Umbauarbeiten offen.

Heizungsbauer, Maurer und Zimmerer würden parallel im Gebäudekomplex arbeiten, erklärt Andreas Schmid beim Rundgang. Außerdem hätten die Dacharbeiten begonnen. „Beim Dach ist das Ziel, bis März fertig zu sein, ehe die Schwalben wieder kommen“, erklärt er.

Auch Mehlschwalben haben es sich an der alten Schlossbrauerei gemütlich gemacht. Sie dürfen bleiben.
Auch Mehlschwalben haben es sich an der alten Schlossbrauerei gemütlich gemacht. Sie dürfen bleiben. | Bild: Hanns Werner

Die Mehlschwalben stehen unter Naturschutz, deshalb sind manche Arbeiten nur in bestimmten Monaten möglich. Für die Vögel stehen auf dem Gelände auch zwei Häuschen, aber viele Nester befinden sich auch unter den Dachrändern, wo sie bleiben müssen. Zum Schutz der Fassade sollen allerdings Kotbretter unter den Nestern angebracht werden. Für alle Maßnahmen bestehe ein enger Kontakt zu Naturschützern.

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Zeitplan und Wohnungsverkauf

Bereits Anfang des kommenden Jahres werde man mehr vom zukünftigen Aussehen der Wohnungen sehen, sagt Andreas Schmid. So weit wie möglich sollen die historischen Fenster und Türen erhalten werden. Umbau und Sanierung würden im engen Austausch mit dem Denkmalamt vorangetrieben, erklärt er.

Zum weiteren Zeitplan erklärt Schmid, das Gebäude sei in drei Bauabschnitte eingeteilt: Süd, Mitte und Nord. Der südliche Teil solle in einem Jahr fertig zu Übergabe sein, während in den anderen beiden noch gearbeitet wird. Diese sollen dann bis Mitte 2025 fertig werden.

Kunst am Bau oder Graffiti-Überbleibsel eines alten Einbruchs? Momentan sieht eine Wand im Mitteltrakt noch so aus.
Kunst am Bau oder Graffiti-Überbleibsel eines alten Einbruchs? Momentan sieht eine Wand im Mitteltrakt noch so aus. | Bild: Löffler, Ramona

An die 60 Prozent der Wohnungen seien bereits verkauft, so Andreas Schmid. Aktuell laufe der Verkauf gut, aber etwas schleppender als vor einem Jahr. Alle Wohnungen und Suiten werden mit Namen beworben, zum Beispiel Elisabeth von Böhmen, Johann von Rabenstein oder Kaiser Sigismund. Auf Nachfrage, warum es keine lokaleren Namen sind, die zum Beispiel mit der Nellenburg oder dem Gräflichen Haus Bodman zu tun haben, erklärt Schmid, die Wahl sei auf bekannte Persönlichkeiten gefallen, die einmal die Region besucht hätten.

Überall könnten Überraschungen stecken

Im Vergleich zu anderen Objekten sei die alte Schlossbrauerei viel aufwendiger, so Schmid. Das liege nicht nur am Denkmalschutz, sondern auch, weil zum Beispiel manchmal erst gesehen werden könne, wie man weitermachen kann, wenn eine Decke geöffnet wurde. „Wir haben wöchentliche Besprechungen auf der Baustelle“, sagt er. In der Regel werde ein Budget so festgelegt, dass auch Unvorhergesehenes abgedeckt sei. Zum konkreten Budget oder den Kosten will er allerdings keine Zahlen nennen. Die Kosten für die Wohnungen liegen laut Exposé zwischen 349.000 bis 694.000 Euro zuzüglich Provision.

Der Nordfügel wird hier eine Eingangstür haben. Die Mauer ist hier extrem dick.
Der Nordfügel wird hier eine Eingangstür haben. Die Mauer ist hier extrem dick. | Bild: Löffler, Ramona

Schmidt ist zudem dankbar für die Unterstützung der Stadtverwaltung, der Ortschaftsverwaltung, der Behörden und dem Gräflichen Haus Bodman, das den Straßenbau auf dem Areal umgesetzt hat. Die Abstimmungen würden sehr gut laufen. Mit dem Bauträger Weißenburger, der bald ein Mehrfamilienhaus hinter der Bushaltestelle neben der Schlossbrauerei bauen wird, gebe es auch einen Austausch. Im April dieses Jahres erklärte Tobias Jaklin, Architekt bei Gut Bodman, bereits, wie die Pläne für das weitere Areal aussehen.

„Ich bin überzeugt, dass hier in ein, zwei Jahren ein richtig schönes Gebäude steht“, so Schmid. Er sieht die ehemalige Schlossbrauerei auch als ein Alleinstellungsmerkmal und freut sich, dass sie eine Zukunft habe und nicht weiter verfalle.

Und zum Vergleich: