„Der ist mutig!“ Das sei der erste Gedanke gewesen, der dem Stockacher Krankenhausgeschäftsführer Michael Hanke durch den Kopf gegangen ist, als er gehört habe, dass Gesundheitsminister Karl Lauterbach dieses Jahr am Schmotzigen Dunschtig als Beklagter vor dem Narrengericht auftreten wird. Doch dann sei die Idee gereift, die Gelegenheit zu nutzen und den Minister mit einem närrisch-humorvollen Schreiben zu einem Besuch ins Krankenhaus einzuladen. Im Gespräch mit dem SÜDKURIER berichtet Hanke, was in dem offenen Brief an Lauterbach steht und verrät, ob er schon eine Antwort bekommen hat.
„Wir haben uns fast verpflichtet gefühlt“
„Da wir das einzige Krankenhaus vor Ort sind, haben wir uns fast verpflichtet gefühlt, den Gesundheitsminister einzuladen, wenn er schon mal in Stockach ist. Zumal er wahrscheinlich nicht oft die Gelegenheit hat, so ein kleines Krankenhaus der Grundversorgung zu besuchen. Vielleicht wäre es für ihn ja ein zusätzlicher Erkenntnisgewinn“, sagt Hanke. Konkret würde er sich von einem Besuch erhoffen, dass der Minister das Haus mit der Erkenntnis verlässt, dass die Patienten hier gut versorgt sind und dass Pflegekräfte und Ärzte die Gelegenheit bekommen, ihm von ihren Arbeitsbedingungen und Erwartungen zu berichten.
In dem närrisch-humorvollen Brief schreibt Hanke an den Minister: „Wir fänden es vorbildlich, wenn Sie nicht nur öffentlich Blut spenden, sondern auch höchstpersönlich zeigen, wie gut die medizinische Versorgung heute im ländlichen Raum ist und hoffentlich auch bleibt. Sollten Sie es wünschen, werden wir uns als Gegenleistung dafür einsetzen, dass ein Teil des sicherlich mal wieder viel zu hohen Strafmaßes in ein Tagespraktikum bei uns im Hause umgewandelt wird.“ Er legt dem Minister in dem Schreiben auch dar, dass das Stockacher Krankenhaus für alle Eventualitäten eines medizinischen Notfalls während der Narrengerichtsverhandlung gerüstet sei und sich gerne um ihn kümmern werde, falls ihm vor dem hohen grobgünstigen Gericht etwa die Luft ausgehe.
Dieses Strafmaß fordert Hanke
Eine Antwort aus Berlin sei bislang noch nicht eingetroffen, sagt Hanke. Narrenrichter Jürgen Koterzyna sagt auf Nachfrage des SÜDKURIER zumindest, dass kein Besuch des Ministers im Krankenhaus vorgesehen sei. Michael Hanke hofft, trotzdem mit Lauterbach ins Gespräch kommen zu können. Die Gerichtsverhandlung werde er sich auf jeden Fall vor Ort in der Jahnhalle ansehen. Und was wäre sein Wunsch für das Strafmaß? „Er ist auf jeden Fall schuldig im Sinne der Anklage. Wie auch immer diese lauten wird“, sagt Hanke mit einem verschmitzten Grinsen. 20 Eimer Wein und ein dreitägiges Praktikum im Stockacher Krankenhaus sollten aus seiner Sicht ein angemessenes Strafmaß für Lauterbach sein.