Nicht nur in Stockach ist die Verhandlung des Narrengerichts am Schmotzigen Dunschtig eine liebgewonnene Tradition. Seit die Verhandlung jedes Jahr im Fernsehen zur besten Sendezeit um 20.15 Uhr übertragen wird, gehört sie auch über die Grenzen der Hans-Kuony-Stadt hinaus für viele Zuschauer fest zum Abendprogramm des Schmotzigen Dunschtig. In diesem Jahr kommt es allerdings zu einer Änderung, was den Sendezeitpunkt betrifft. Das hat unter anderem mit einer neuen Sendung zu tun.
Statt um 20.15 Uhr wird die Verhandlung des Narrengerichts erst eine Stunde später, um 21.15 Uhr übertragen. „Der SWR möchte in diesem Jahr mit einem neuen Format an den Start gehen. Einer Sendung aus Konstanz, in der es verschiedene Live-Schalten zu Fasnachtsschauplätzen im ganzen Ländle geben soll“, erklärt Narrenrichter Jürgen Koterzyna im Gespräch mit dem SÜDKURIER. Enttäuscht sei er nicht darüber, mit dem Narrengericht vom besten Sendeplatz gerutscht zu sein. Der SWR erhoffe sich durch das neue Format höhere Einschaltquoten „und davon sollen auch wir profitieren“, erklärt der Narrenrichter.
Was stattdessen gesendet wird
Der SWR bestätigt auf Nachfrage des SÜDKURIER, dass sie Verschiebung der Narrengerichts-Ausstrahlung mit einem neuen Format zur besten Sendezeit zusammenhängt. Die neue Sondersendung „Fasnacht im Südwesten – live: Schmotziger Dunschtig und Weiberfastnacht“ fasse den närrischen Tag ab 20.15 Uhr zusammen, erklärt Sibylle Schreckenberger von der Abteilung Presse und Public Affairs des Senders.
„Der SWR sendet erstmals von 20.15 bis 21.15 Uhr eine Stunde live aus Konstanz, wo tausende Hemdglonker durch die Gassen ziehen und schaltet von dort in weitere Narrenhochburgen im Südwesten. Das Stockacher Narrengericht beginnt dann gleich im Anschluss ab 21.15 Uhr. Die Zuschauerinnen und Zuschauer bekommen an diesem besonderen Tag also noch mehr närrisches Programm im SWR als zuvor“, so Schreckenberger weiter.

Konzept wurde einmal komplett überarbeitet
Die erste große Übertragung des Stockacher Narrengerichts im SWR war übrigens im Jahr 1998. Der Beklagte damals: Kurt Biedenkopf, der sächsische Ministerpräsident. „Damals waren die Sendungen 45 Minuten lang. Im Jahr 2019 hat der SWR das Konzept der Sendung überarbeitet. Seither kommentieren SWR-Moderatorin Kristin Haub und Gerichtsnarr Rainer Vollmer das Geschehen. Die Sendung ist seither 90 Minuten lang“, berichtet Schreckenberger.
Natürlich kann die Gerichtsversammlung durch die Ausstrahlung im Fernsehen nicht nur im Sendegebiet des SWR, sondern deutschlandweit mitverfolgt werden. Wie groß die Wahrnehmung der Sendung über die Region hinaus ist, hänge dabei allerdings zum großen Teil vom Bekanntheitsgrad des Beklagten ab.
Das sind die meistgesehenen Verhandlungen
Die erfolgreichste Sendung der vergangenen zehn Jahre sei die Verhandlung im Jahr 2020 mit Cem Özdemir als Beklagtem gewesen. „Die Sendung erreichte einen Marktanteil von 13,5 Prozent im Südwesten, also in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Insgesamt schauten im Südwesten 785.000 Zuschauerinnen und Zuschauer zu. Bundesweit waren es 1,08 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer“, so Schreckenberger.
Auf Platz zwei folgt ihr zufolge das Narrengericht aus dem Jahr 2019. Beklagte war damals Annegret Kramp-Karrenbauer. Die Sendung habe einen Marktanteil von 10,7 Prozent im Südwesten erreicht. 608.000 Zuschauer haben Schreckenberger zufolge im SWR-Sendegebiet die Sendung verfolgt. Bundesweit schauten sogar 842.000 Zuschauer zu. Auf dem dritten Platz der meistgesehenen Narrengerichtsverhandlungen landet, was den erreichten Marktanteil angeht, die Sendung aus dem Jahr 2013. Beklagter war damals Heiner Geißler. „Die Sendung erreichte einen Marktanteil von 10,2 Prozent im Südwesten mit 571.000 Zuschauern. Bundesweit schalteten 857.000 Zuschauer ein“, berichtet Schreckenberger.
Schlechtere Quote zum Neustart
Im vergangenen Jahr startete das Narrengericht nach Corona-bedingter Pause wieder durch. Der Bundestagsvizepräsident und stellvertretende FDP-Bundesvorsitzende Wolfgang Kubicki musste sich damals vor den Stockacher Narren verantworten. Für die Fernsehzuschauer war das offenbar weniger interessant als die letzten Verhandlungen vor der Pandemie.
Denn im vergangenen Jahr erreichte das Narrengericht laut Angaben des SWR südwestweit nur noch einen Marktanteil von 7,3 Prozent mit 396.000 Zuschauern. Bundesweit schauten damals 550.000 Zuschauer die Sendung. Wie viele es in diesem Jahr mit Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach und zur neuen Sendezeit sein werden, wird sich am 8. Februar zeigen.