Stockach hat am Schmotzigen Dunschtig schon viele bekannte Politiker kommen und gehen sehen, wenn das hohe grobgünstige Narrengericht seine Klage erhoben hat. Mit Karl Lauterbach (SPD) wird in diesem Jahr wieder einmal ein hochrangiges Mitglied der Bundesregierung in der Hans-Kuony-Stadt erwartet. Doch er zählt auch zu den umstritteneren Figuren der Bundespolitik.

Laut dem Online-Statistikportal Statista.de sind 70 Prozent der rund 1300 Menschen, die im Januar im Rahmen des ARD-Deutschlandtrends befragt wurden, mit der Arbeit von Lauterbach weniger oder gar nicht zu frieden. Damit zählt er neben Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Finanzminister Christian Lindner (FDP) zu den unbeliebtesten Politikern der Bundesregierung. Medienberichten zufolge war der Lauterbach wegen seiner strengen Haltung zur Pandemie insbesondere in der Corona-Zeit oft Ziel von Anfeindungen und Drohungen.

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Lauterbach-Besuch ist Routine

Narrenrichter Jürgen Koterzyna macht sich trotz allem keine Sorgen um die Sicherheit des Politikers. „Ich gehe davon aus, dass die gleichen Sicherheitsmaßnahmen wie immer gelten, wenn ein Minister oder Ministerpräsident beim Narrengericht zu Gast ist“, erklärt er auf Nachfrage des SÜDKURIER. Lauterbach werde dementsprechend auch den ganzen Tag über das übliche Fasnachtsprogramm absolvieren.

Dazu zählt etwa der Empfang am Vormittag im Bürgerhaus Adler Post, erster öffentlicher Auftritt bei der Kriegsratsszene, Einkehren während des Narrenbaumumzugs, das Narrenbaumsetzen und natürlich die Gerichtsversammlung am frühen Abend.

Wolfgang Kubicki (Mitte) im vergangenen Jahr beim Umzug durch die Oberstadt.
Wolfgang Kubicki (Mitte) im vergangenen Jahr beim Umzug durch die Oberstadt. | Bild: Dominique Hahn

Für die allgemeine Sicherheit rund um die Gerichtsverhandlung in der Jahnhalle sorgt in der Regel die Polizei. Wie Katrin Rosenthal, Pressesprecherin des Polizeipräsidiums Konstanz, erklärt, ist für den Schutz von Bundesministern allerdings in erster Linie das Bundeskriminalamt (BKA) zuständig.

Bundeskriminalamt sieht sich gut vorbereitet

Dort ist man gut vorbereitet auf den närrischen Stockach-Besuch von Karl Lauterbach, betont ein Sprecher der Behörde auf Nachfrage. „Veranstaltungen mit vielen Zuschauerinnen und Zuschauern gehören bei uns zum täglichen Einsatzgeschehen. Die im Personenschutz eingesetzten Kräfte des BKA werden daher im Rahmen ihrer Ausbildung geschult und verfügen zudem über entsprechende Einsatzerfahrung, um auch in solchen Einsatzlagen angemessen, souverän und routiniert agieren und reagieren zu können“, erklärt er.

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Die Veranstaltung in Stockach werde daher, zumindest in dieser Hinsicht, keine besondere Herausforderung sein. „Allerdings haben Fasnachtsveranstaltungen naturgemäß einen ganz eigenen Charakter, der auch für uns sicherlich nicht ganz alltäglich ist“, so der Behördensprecher weiter. Ob der Gesundheitsminister am Schmotzigen Dunschtig das Bad in der Menge suchen wird, steht noch nicht fest.

Bad in der Menge ist möglich

„Wie Herr Lauterbach den Tag bei der Stockacher Fastnacht verbringen wird, ist in erster Linie natürlich ihm selbst überlassen. Für die Gewährleistung des Personenschutzauftrages gilt dabei nicht, dass sich grundsätzlich niemand der Schutzperson nähern darf. Vielmehr kommt es immer auf die konkreten Umstände und die jeweilige Situation an“, so der BKA-Sprecher.

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Dass die Schutzmaßnahmen bei Karl Lauterbach höher seien als bei anderen Mitgliedern der Bundesregierung, lasse sich so nicht sagen. „Art und Umfang der Maßnahmen unterliegen immer einer konkreten und individuellen Gefährdungsbewertung und können auch von Termin zu Termin entsprechend unterschiedlich ausgestaltet sein“, erklärt der Sprecher des Bundeskriminalamts.

Und wie hoch fallen die Kosten für Lauterbachs Personenschutz beim närrischen Besuch in Stockach aus? „Die Kosten, die durch für solche Einsätze entstehen, werden haushaltstechnisch nicht gesondert erfasst, sodass wir hierzu keine konkreten Angaben machen können“, erklärt der BKA-Sprecher.