Herr Lauterbach, am 8. Februar müssen Sie sich vor dem Stockacher Narrengericht verantworten. Hat Sie die Anklage überrascht, oder haben Sie schon damit gerechnet, dass Sie sich eines Tages hier verantworten müssen?
Die Anklage kam überraschend. Angesichts der bundespolitischen Verhältnisse, gerade in den Reihen der Opposition, hätte ich doch bessere Kandidaten gewusst, die wirklich eine Anklage verdient hätten.
Als gebürtiger Rheinländer sind Sie vermutlich mit dem rheinischen Karneval vertraut. Fühlen Sie sich im närrischen Trubel wohl, oder ist Ihnen die fünfte Jahreszeit eher fremd?
Mir ist nichts fremd. In Berlin Mitte ist die fünfte Jahreszeit ein Dauerzustand. Als Rheinländer komme ich damit gut zurecht. Dem Ausflug in die schwäbisch-alemannische Fasnacht sehe ich gespannt entgegen. Man hat mir gesagt, diese Fasnacht sei als Karneval in Zeitlupe und flacher zu verstehen.
Haben Sie sich vorab schon ein bisschen darüber informiert, was an diesem Tag in Stockach auf Sie zukommen wird – und wenn ja, worauf freuen Sie sich am meisten?
Der frühere Kanzleramtsminister Peter Altmeier hat angeblich noch jahrelang vom gut sortierten Büfett beim Empfang im Bürgerhaus geschwärmt. Darauf freue ich mich sehr. Alles andere erwarte ich mit Gelassenheit. Und am Ende der Verhandlung wird mein Freispruch sicherlich groß gefeiert. Natürlich mit Wein aus dem Weinkeller des Narrengerichts.
Haben Sie sich schon eine Strategie für ihre Verteidigung zurechtgelegt – und wenn ja, verraten Sie uns, wie Sie das Gericht von Ihrer Unschuld überzeugen wollen?
Durch evidenzbasierte Argumentation, Studien sind die besten Beweise. Ich wasche meine Hände in Unschuld und weiß von Vielem.
Dass SPD-Leute vor dem Narrengericht landen, kam in den vergangenen Jahren selten vor. Zuletzt mussten sich Ihre Parteifreunde Malu Dreyer (2017) und Frank-Walter Steinmeier (2011) vor dem Narrengericht verantworten. Haben Sie die Beiden schon nach Tipps gefragt, wie am besten mit den Stockacher Narren umzugehen ist?
Die seltenen Auftritte haben damit zu tun, dass Sozialdemokraten prinzipiell gute Menschen sind. Bei Malu Dreyer und Frank-Walter Steinmeier waren die Anschuldigungen ja auch keine Klagen, sondern nur unbegründet. Auch dass man mich nach Stockach zitiert, ist sicher dem Umstand zu verdanken, dass nach einem grünen Beklagten und einem Liberalen im letzten Jahr nun endlich der unschuldige Teil der Ampel zu Wort kommen muss. Darauf freue ich mich.
Im vergangenen Jahr stand Wolfgang Kubicki als Beklagter auf der Bühne der Stockacher Jahnhalle und hat diese Gelegenheit genutzt, um auch gegen Sie verbal auszuteilen. Können wir dieses Jahr von Ihrer Seite mit einer Retourkutsche für Kubicki rechnen?
Ach das war Kubicki? Ich dachte, Januar ist für den Kreuzfahrt-Saison.
Welchen Ihrer Politikerkollegen würden Sie gerne im nächsten Jahr als Beklagte oder Beklagten vor dem Stockacher Narrengericht sehen?
Den bayerischen Ministerpräsidenten. Niemand von den Demokraten trägt mehr Schuld. Der Söder kneift doch schon seit Jahren vor dem Narrengericht und behauptet, er müsse an diesem Tag zum Opernball nach Wien. Wie groß muss seine Angst vor Stockach sein? Aber es wäre interessant, diese unglückliche Strauß-Kopie vor dem Hohen Kollegium zu erleben. Da hätte der Kläger allen Grund, verbal auszuteilen.
Annegret Kramp-Karrenbauer hat vor einigen Jahren mit Aussagen bei ihrem Auftritt in Stockach für einen Shitstorm gesorgt. Rechnen Sie damit, dass Sie jedes Wort auf die Goldwaage legen müssen, oder reklamieren Sie für sich in diesem Kontext die Narrenfreiheit?
Missverständliche Äußerungen kenne ich nicht. Für mich bleibt aber die Narrenfreiheit ein hohes demokratisches Gut. Die Stockacher Narren betrachte ich als Garant dieser Freiheit.
Sie haben sich für die Legalisierung von Cannabis eingesetzt. Werden Sie sich im Falle einer Verurteilung auch dafür einsetzen, die sonst übliche Weinstrafe in Form von Cannabis begleichen zu dürfen?
Das Hohe Kollegium wird doch wohl kaum seine Traditionen aufgeben, oder? Das Gesetz sieht im Übrigen vor, dass man Cannabis weder verschenken noch verkaufen darf. Ohnedies alles Theorie. Ich rechne mit einem Freispruch und einer Entschuldigung des Gerichtes.